Berlin. Der Kampf um den Thaimarkt im Preußenpark geht weiter: Am Sonntag wurde für den Erhalt des Streetfood-Marktes demonstriert.
„Rettet den Thaimarkt“ springt es einem am Sonntagmittag beim Betreten des Preußenparks auf diversen Schildern entgegen. Trotz des grauen Herbstwetters haben sich hier rund 50 Menschen versammelt, die alle das gleiche Ziel verfolgen: den Erhalt des Streetfood-Marktes im Preußenpark . Zu der Demonstration aufgerufen hatten der Betreiber des Marktes, der Thailändische Verein, und die SPDCharlottenburg-Wilmersdorf. Denn an diesem Tag findet der Thaimarkt letztmalig im Jahr 2023 statt – und wenn es nach Schwarz-Grün geht, auch das letzte Mal im Preußenpark.
Doch das soll verhindert werden: „Wir wollen ein Zeichen setzen, dass der Thaimarkt auch in den kommenden Jahren hier im Preußenpark bleiben soll“, heißt es von der SPD. Mit der Demonstration erhoffe man sich die Möglichkeit, doch noch einmal „alle miteinander ins Gespräch zu kommen, um eine gemeinsame Lösung zu finden“, sagt Claudia Buß, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, der Berliner Morgenpost kurz vor Demonstrations-Beginn. Ins Gespräch kommen möchte Buß vor allem mit der schwarz-grünen Koalition in Charlottenburg-Wilmersdorf, denn die drängt auf die Verlegung des Thaimarktes. Das sei nötig, um die Natur im Park zu schützen und Müll oder Verkehrsprobleme zu vermeiden. Die Verlegung sei daher ein „Gewinn für den Thaimarkt und den Preußenpark“ , heißt es von den Grünen.
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Thaimarkt: Anwohner sehen keine Probleme mehr
Der Thailändische Verein sieht das jedoch anders: Mit lauten Parolen wie „Thaipark im Preußenpark, wir bleiben hier“ und „Thaipark gehört zum Preußenpark“-Schildern bringen sie ihren Unmut über den geplanten Umzug des Marktes deutlich zum Ausdruck. „Wir hatten eine Abmachung und haben uns an alle Vorschriften gehalten. Es gibt keinen Grund mehr, wieso wir hier weggehen sollten“, erklärt Thatsawan Te Gude, Vorsitzende des Thailändischen Vereines der Berliner Morgenpost am Rande der Demonstration.
Mit den Vorschriften spielt Te Gude auf das Konzept an, das für den Markt erarbeitet wurde. Darin sind Aspekte des Umweltschutzes, des Anwohnerschutzes und die Bedürfnisse des Thaimarktes vereint. Finanziell wurde das Konzept im Bezirkshaushalt 2022/23 mit 2,5 Mio. Euro ausgestattet. Obwohl laut Buß alle darin vereinbarten Beschränkungen eingehalten werden – der Markt ist inzwischen sehr viel kleiner, findet nur an drei Tagen in der Woche in der Frühjahr/Sommer Saison statt und wird mit einem Zero-Waste Konzept umgesetzt – möchte die neue schwarz-grüne Zählgemeinschaft noch immer erreichen, dass der Thaimarkt in Zukunft statt im Preußenpark in einer der angrenzenden Straßen stattfindet.
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Welche Gründe dahinter stecken und was Schwarz-Grün jetzt noch stört, scheint am Sonntag niemandem so richtig klar zu sein. „Der angebliche Müll-Grund ist wirklich absurd. Ich habe das Gefühl, dass der Park sogar deutlich sauberer durch den Thaimarkt ist, weil die Thai-Community daran doch selbst ein Interesse hat“, sagt Ronja F. Sie wohne direkt neben dem Park und habe auch noch nie übermäßigen Lärm durch den Markt wahrgenommen. „Was soll denn schon laut daran sein, wenn hier ein paar Menschen zusammenkommen und essen? Ich glaube, da ist es in anderen Berliner Parks deutlich lauter, wenn da am Wochenende getrunken und gefeiert wird“, so die 25-Jährige.
Thaimarkt in Berlin: Der Politikstil von Schwarz-Grün sei „unerträglich“
Um die Anwohnerinnen und Anwohner rund um den Park trotzdem bestmöglich vor der Geräuschkulisse zu schützen, sei es laut Buß daher auch keine sinnvolle Idee, den Thaimarkt – wie von Schwarz-Grün vorgeschlagen – in die Württembergische Straße oder die Pommersche Straße zu verlegen. „Dadurch würde der Markt doch direkt vor ihre Türen verlagert werden“, sagt SPD-Politikerin Buß. Auch der Fehrbelliner Platz erweise sich wegen des dort bereits stattfindenden Trödelmarktes als unpassend; das sehe, so Buß, auch der Veranstalter des Trödelmarktes nicht anders.
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Die Frage, ob es denn einen anderen Ort gebe, abgesehen vom Preußenpark, der aus Sicht der SPD und des Thailändischen Vereins für den Thaimarkt akzeptabel wäre, verneint Buß. „Für uns kommt nur der Standort hier in Frage, weil wir eben gerade hier den Umwelt- und Anwohnerschutz am besten geregelt bekommen“, erläutert die SPD-Politikerin. Als problematisch empfinde sie vor allem, dass Schwarz-Grün „jede Woche einen neuen Standort vorschlägt, ohne dafür eine richtige Begründung oder ein Konzept zu haben oder mal mit der Thai-Community darüber zu sprechen“. Der Kommunikationsstil von Schwarz-Grün sei für Buß daher „unerträglich“.

Deshalb ist der Thaipark den Markt-Besuchern so wichtig
Auch die Besucherinnen und Besucher des Marktes können sich offensichtlich keinen anderen Standort als den Preußenpark für den Markt vorstellen. „Im Park herrscht eine ganz andere Atmosphäre als irgendwo direkt auf der Straße. Im Sommer kann man sich hier direkt auf die Wiese setzen, das macht schon echt was aus“, sagt Mick W., der den Markt schon besuche seitdem er ein Kind ist. Eine andere Besucherin findet, dass es „schwachsinnig“ sei, was CDU und Grüne wollen, denn der Thaimarkt sei „Kiezkultur“ und gehöre zum Preußenpark „einfach dazu“.

Mit dieser Meinung ist sie nicht die Einzige: Von den lachenden Familien und Pad Thai essenden Pärchen kommen immer wieder Menschen zu dem Infostand des Thailändischen Vereines, um die Petition „Rettet den Thaimarkt“ zu unterschreiben. Damit soll gezeigt werden, wie viele Menschen den Thaipark unterstützen. Bis jetzt seien laut Buß bereits rund 35.000 Unterschriften zusammengekommen. Ob damit letztendlich der Umzug des Thaimarktes verhindert werden kann, wird sich noch zeigen. Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf prüft nach eigenen Angaben derzeit verschiedene Varianten. Geplant sei, der BVV noch in diesem Jahr die Alternativen zur Diskussion vorzulegen, sagte der Bezirksstadtrat für Ordnung, Umwelt, Straßen und Grünflächen, Oliver Schruoffeneger (Grüne).