Die großen Metallzäune um die Grünflächen am Savignyplatz in Charlottenburg sorgten am Freitag bei den Passanten für Aufsehen. Die Gitter reichen einmal komplett um die Rasenfläche, sodass niemand sie betreten kann. „Vandalismusschäden“ steht in großen Buchstaben auf Hinweisschildern, die an dem Gitter hängen. Doch davon ist nicht viel zu sehen. Ein Rasensprenger bewässert den Rasen, sodass er noch grüner wirkt. In den Beeten blühen zahlreiche Blumenarten.
So leer aber sieht man die Grünflächen an sonnigen Tagen selten. Normalerweise sitzen hier Dutzende Menschen und genießen das gute Wetter. „Was soll das denn?“, fragt Vivien Weber und bleibt stehen. „Einfach einen Platz zu sperren, finde ich ein großes Unding, zumal man nicht mal was von Vandalismus sieht“, sagt die 35-Jährige.
Nach Angaben des Bezirksamtes Charlottenburg-Wilmersdorf ist der Savignyplatz ab sofort wegen „sehr starker“ Übernutzung, Vermüllung und Zerstörung gesperrt. Demnach sollen die Stauden- und Rasenflächen für die kommenden Wochen mit einem Absperrgitter geschützt werden. „Die zum Schutz der Stauden errichteten kleinen Umzäunungen wurden bereits niedergetreten“, teilte das Bezirksamt weiter mit. Auch die erst am 28. März frisch gepflanzten Stauden seien bereits am gleichen Tag zerstört worden. Das betreffe auch die bereits ausgetriebenen Stauden.
Pflanzen am Savignyplatz sollen sich jetzt erholen
„Zerborstene Glasflaschen blieben als Unfallgefahr liegen, die Grünanlage war vermüllt“, heißt es weiter aus dem Bezirksamt. Jetzt solle der Platz so lange gesperrt werden, bis die Grünfläche und die Pflanzen sich erholt haben. Wie lange das genau dauert, bleibt offen.
Nach Angaben des Bezirksamtes erfolge durch die Übernutzung unter anderem eine sehr starke Verdichtung der Vegetationsflächen. „Das hat zur Folge, dass die Speicherung und Leitung von Wasser sowie von Sauerstoff, Nähr- und Schadstoffen beeinträchtigt wird und damit die Versorgung der Pflanzen nicht mehr gegeben ist“, heißt es weiter in der Mitteilung des Bezirksamtes. Oliver Schruoffeneger (Grüne), Stadtrat für Grünflächen und Ordnung, war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar.
Die Sperrung der Grünfläche stößt nicht nur bei den Passanten auf Unverständnis. Felix Recke, Vorsitzender der FDP-Fraktion Charlottenburg-Wilmersdorf, äußerte sich „verwundert“ über das Vorgehen. „Ich habe noch nie mitbekommen, dass es dort so richtig ausgeartet ist“, sagt er. Zudem frage er sich, welches Ziel der Stadtrat damit verfolge. „Will man den Platz jetzt regelmäßig sperren?“ Statt zu schließen müssten Konzepte her, wie man den Platz nachhaltig schütze. Auch finde er eine komplette Schließung den Menschen gegenüber schwer erklärbar. „Die Grünanlagen sind für die Menschen da“, betont Recke. Jetzt müsse man überlegen, wie man die Fläche für alle nutzbar mache.
Ähnlich sieht das auch Nico Kaufmann, Mitglied des Fraktionsvorstandes der SPD Charlottenburg-Wilmersdorf. Auch, wenn er die Entscheidung der Bezirksverwaltung grundsätzlich nicht anzweifeln möchte, sei eine dauerhafte Absperrung der Flächen in jedem Fall keine langfristige Lösung, sagt er. „Naherholungsflächen haben den Sinn, auch genutzt zu werden“, so Kaufmann. Es müsse ein Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen der Grünfläche und denen der Nutzer gefunden werden.
„Was wir brauchen, ist eine Strategie“, argumentiert der SPD-Politiker weiter. Das gelte nicht nur für den Savignyplatz. Denn ganz grundsätzlich sei das Thema Müll ein großes Problem in den Parkanlagen und Grünflächen der ganzen Stadt.