Berlin. Der ehemalige Tierpark- und Zoo-Direktor Dr. Bernhard Blaszkiewitz ist in der vergangenen Woche im Alter von 67 Jahren gestorben. Das teilte der Zoologische Garten am Montag mit. Der studierte Biologe war ab 1991 Direktor des Tierparks Berlin. 2007 übernahm er außerdem den Posten des Zoo-Direktors. Er war bis 2014 der erste gemeinsame Direktor von Zoo, Tierpark und Aquarium in Personalunion.
„Er war ein leidenschaftlicher Tiergärtner und hat vor allem den Tierpark in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend geprägt“, teilte Zoo- und Tierpark-Direktor Andreas Knieriem mit. „Wir verdanken es unter anderem auch seinem Einsatz, dass wir heute diese zwei herausragenden zoologischen Einrichtungen in unserer Hauptstadt haben, die an Artenvielfalt weltweit ihresgleichen suchen.“
Der Verein „Freunde der Hauptstadtzoos“ bedauert den Tod des langjährigen Direktors: Blaszkiewitz sei ein streitbarer, ehrlicher und offener Mensch gewesen, der polarisiert habe. „Dieses machte ihn angreifbar, verletzbar, aber es ging ihm immer um das Wohl vom Tierpark und vom Zoo“, hieß es.
In seine Amtszeit fiel die Aufzucht des im Jahr 2006 geborenen Eisbären Knut im Zoo. Knut wurde ein internationales Medienphänomen in Zeiten des Klimawandels. Da ihn seine Mutter nicht annahm, zog ihn sein Pfleger mit der Flasche auf. Die Bilder des flauschig-weißen Bärchens aus dem Berliner Zoo rührten weltweit Millionen Menschen.
Auch Berlins scheidender Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) äußerte sich betroffen zum Tod von Blaszkiewitz: „23 Jahre lang war Bernhard Blaszkiewitz als Zoo- und Tierparkchef Gesicht und Stimme der Tierwelt Berlins. Er war Zoologe der alten Schule und hat die Weiterentwicklung von Zoo und Tierpark über eine Generation lang geprägt. ... Er hat sich insbesondere nach der Wende um den Tierpark große Verdienste erworben und durch Modernisierung und Erweiterung auf einen neuen Stand gebracht. Ein streitbarer Tiergärtner ist fortgegangen. Wir danken für die jahrzehntelang geleistete, engagierte Arbeit und werden ihn in würdiger Erinnerung behalten.“
Blaszkiewitz war während des Studiums Tierpfleger-Volontär im Zoo Berlin
Blaszkiewitz wurde am 17. Februar 1954 in Berlin geboren und kannte den Zoo Berlin seit seiner Kindheit. Während seines Biologie-Studiums an der Freien Universität Berlin war er dort Tierpfleger-Volontär. Nach Stationen im Zoo Frankfurt und Gelsenkirchen kam er 1984 als Kurator in den Zoo Berlin zurück. Er promovierte 1987 an der Universität Kassel, bevor er 1991 die Nachfolge von Tierpark-Gründer Heinrich Dathe als Direktor des Tierparks Berlin antrat - 2007 wurde er zudem noch Zoo-Direktor.
Blaszkiewitz gab seinen Posten zum 31. März 2014 vorzeitig auf. Sein Vertrag lief noch bis Ende Juni 2014. Er war unter anderem wegen eines teils harschen Umgangs mit
Mitarbeitern, Frauenfeindlichkeit und einsamen Entscheidungen in die Kritik geraten. So hatte er in internen Schreiben den Namen von Mitarbeiterinnen die Formel 0,1, vorangestellt, die in der Zoo-Welt für "Weibchen" steht, bei bestimmten Tierarten auf für "Zuchtstuten". Später erklärte Blaszkiewitz, er habe niemanden verletzen wollen.
Nachruf des Zoos: Blaszkiewitz war ein Leben lang eng mit Zoo und Tierpark verbunden
Im Nachruf des Zoos heißt es, Blaszkiewitz sei sein Leben lang eng mit Zoo und Tierpark verbunden gewesen. Er habe sich – insbesondere in den politisch instabilen Zeiten nach dem Mauerfall – für den Erhalt des Tierparks in seiner bisherigen Form und Größe stark gemacht. Der Tierpark habe in den 1990er-Jahren als Folge der wirtschaftlich schwierigen Situation in der Zeit vor dem Mauerfall einen hohen Modernisierungsbedarf gehabt.
Während der über 20-jährigen Amtszeit von Blaszkiewitz seien im Tierpark Berlin die zuvor teils nur provisorisch gebauten Stallungen und Anlagen bis zum Jahr 2000 durch Neubauten ersetzt worden. So seien unter anderem weitläufige Anlagen für afrikanische Huftiere, Haustiere und Gebirgstiere entstanden. Darüber hinaus seien in seiner Amtszeit das Affenhaus sowie das Giraffenhaus, aber auch die beliebten begehbaren Tieranlagen wie der Vari-Wald, der Streichelzoo und die Känguruanlage gebaut worden. Im Zoo Berlin habe er 2013 das Vogelhaus eröffnet.
Während seiner Zeit als Direktor hätten aber auch schwierige Entscheidungen angestanden: Bis Mitte der 1990er-Jahre sei die Abgabe aller Menschenaffen aus dem Tierpark erfolgt, weil dort keine artgemäße Haltung mehr möglich gewesen sei.
Zoo und Tierpark: Blaszkiewitz trieb die Weiterentwicklung des Tierbestands voran
Weiter heißt es in dem Nachruf: "Blaszkiewitz trieb als Direktor die Weiterentwicklung eines artenreichen Tierbestands für Zoo und Tierpark Berlin voran. Besondere tiergärtnerische Höhepunkte waren die erfolgreiche Erhaltungszucht von Afrikanischen und Asiatischen Elefanten sowie Panzernashörnern. Die ersten beiden Koalas auf deutschem Boden waren 1994 im Tierpark Berlin als Leihgabe aus dem Zoo San Diego zu sehen, im gleichen Jahr kamen auch die ersten Rundschwanzseekühe in den Tierpark. Weitere Höhepunkte waren 1991 die europäische Erstzucht von Weißlippenhirsch, 1992 die Welt-Erstzucht von Brillenpelikan und 2003 die Welt-Erstzucht von Kampfadlern."
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