Zoo Berlin

Nachwuchs bei den Gorillas im Berliner Zoo

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Zum ersten Mal nach 16 Jahren gibt es Nachwuchs. In der ersten Zeit ist nun vor allem Ruhe wichtig.

Berlin. Gorillaweibchen Bibi hat den Arm schützend um ihr Junges gelegt. Das hält sich mit zarten Armen an seiner Mutter fest, den Kopf eng an den Oberkörper gepresst, die Augen geschlossen. Der kleine Gorilla, der auf den Fotos so friedlich schläft, ist in der Nacht zu Montag im Berliner Zoo geboren worden, es ist der erste Gorilla-Nachwuchs seit 16 Jahren. Am Mittwoch hat der Zoo die frohe Nachricht geteilt. Mutter und Junges haben die Geburt gut überstanden: „Wir sind wirklich erleichtert, dass der Nachwuchs einen fitten Eindruck macht und sich die Gorilla-Mutter fürsorglich um ihr Jungtier kümmert“, sagte Zoo- und Tierpark-Direktor Andreas Knieriem in der Mitteilung. Bibi habe am Tag nach der Geburt ein wenig müde gewirkt, verhalte sich mittlerweile aber „völlig normal und unbeeindruckt“, heißt es.

Rund 8,5 Monate war das 24-jährige Gorillaweibchen trächtig, für sie wie auch Silberrücken Sango ist es der erste Nachwuchs. Vom Jungen ist bislang weder das Geschlecht noch das Geburtsgewicht bekannt. Denn Mutter und Nachwuchs sollen in der ersten Zeit ihre Ruhe haben. Ausschließlich die Tierpfleger rund um Revierleiter Christian Aust betreten aktuell das Affenhaus, erklärt der Zoo. Aufgrund der geltenden Corona-Regeln dürfen Besucher das Tierhaus ohnehin nicht besichtigen. „Ruhe und Zurückhaltung sind nun oberstes Gebot“, so Knieriem. Bislang haben sich deshalb auch weder Tierpfleger noch Tierärzte dem Jungen genähert. In der Regel, erklärt der Zoo, würden Gorillas bei ihrer Geburt etwa zwei Kilogramm wiegen und seien 25 bis 30 Zentimeter groß. Zum Vergleich: Ausgewachsene Männchen messen aufrecht stehend bis zu zwei Meter und bringen etwa 220 Kilogramm auf die Waage, Weibchen bis zu 100 Kilogramm.

Obwohl Gorilladame Bibi bislang noch keinen Nachwuchs bekommen hat, hat sie dem Zoo zufolge gute Voraussetzungen für die Aufzucht ihres Jungen. So habe sie die ersten neun Jahre ihres Lebens bei einer Gorilla-Familie im Zoo Apenheul in den Niederlanden verbracht, wo sie Artgenossen im Umgang mit ihren Jungtieren beobachten konnte. Bei der Aufzucht kommt den Gorillaweibchen eine entscheidende Rolle zu. „In den ersten Monaten ist das Jungtier auf die Versorgung durch seine Mutter angewiesen“, erklärt Zoo-Tierarzt André Schüle. Vier bis fünf Jahre lang wird der Nachwuchs gesäugt. Das klappt dem Anschein nach bei Bibi und dem Gorilla-Baby bislang gut. „Wir konnten erfreulicherweise schon beobachten, wie das Jungtier bei seiner Mutter getrunken hat“, so Schüle.

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Gorilla-Baby in Berlin: Mit vier bis sechs Monaten gibt es erste Gehversuche

Dass die Verbindung von Mutter und Nachwuchs eng ist, zeigt sich auch daran, dass sie sich zunächst nicht voneinander trennen. „Kleine Gorillas können sich von Beginn an am Fell der Mutter festhalten und werden von ihr überallhin mitgetragen, zunächst am Bauch und später auf dem Rücken“, erklärt der Tierarzt. Nach einigen Monaten werden die Jungen dann aktiver. „Mit vier bis sechs Monaten beginnen die Kleinen damit, erste feste Futterbestandteile zu testen und darauf herumzukauen. Etwa zeitgleich beginnen auch die ersten Gehversuche, die zu Beginn immer in der Nähe der Mutter stattfinden“, sagt eine Zoo-Sprecherin.

Die restliche Gorillafamilie ist an der Versorgung des Jungen nicht beteiligt – zeige aber durchaus Interesse am neuen Mitglied. Zur Familie gehören neben den Eltern Sango und Bibi auch die Gorilla-Weibchen Djambala (19 Jahre) und Mpenzi (35 Jahre). Die 63-jährige Seniorin Fatou, die den Angaben zufolge als ältester Gorilla der Welt gilt, lebt auf einer separaten Nachbaranlage.

Silberrücken Sango war im Februar 2019 vom belgischen Zoo Pairi Daiza in den Hauptstadt-Zoo gezogen, das geschah auf Empfehlung des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP). In Abstimmung mit diesem sei die Entscheidung getroffen worden, dass Bibi und Sango Nachwuchs bekommen dürfen, erklärt die Sprecherin des Zoos. Denn in Freiheit sind die Pflanzenfresser durch die Zerstörung des Lebensraumes und die illegale Jagd vom Aussterben bedroht. Bei Sangos Vorgänger im Berliner Zoo, dem Gorilla Ivo, war zuvor eine Zeugungsunfähigkeit festgestellt worden, er wurde daraufhin nach Saarbrücken umgesiedelt.

Bis Besucher das Jungtier in der Außenanlage sehen können, wird es aber noch ein wenig dauern. Wenn alles weiterhin so gut laufe, könne es im Frühjahr soweit sein, teilt die Zoo-Sprecherin mit. „Es gibt aber tatsächliche eine Reihe von Faktoren von denen der erste Ausflug abhängt“, sagt sie. So bevorzuge die Gorillafamilie bevorzugt mindestens zweistellige Temperaturen, gerade bei einem Jungtier spielten auch Aspekte wie Wind oder Regen eine Rolle. Und nicht zuletzt müsse die Gruppendynamik für den ersten Ausflug in den Garten stimmen.