Neues Stadtquartier

Abwasserrohr bremst Planung des Quartiers Hertzallee

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Carolin Brühl
Bleibt noch lange eine Brache: Das Areal Hertzallee Nord hinter dem Bahnhof Zoo, für das die Senatsbauverwaltung eigentlich schnell einen Masterplan erarbeiten wollte.

Bleibt noch lange eine Brache: Das Areal Hertzallee Nord hinter dem Bahnhof Zoo, für das die Senatsbauverwaltung eigentlich schnell einen Masterplan erarbeiten wollte.

Foto: Reto Klar

Die Senatsbauverwaltung hat das Planungsverfahren 2016 an sich gezogen. Doch seither ist bis auf eine Informations-Veranstaltung nichts passiert.

Charlottenburg.  Eigentlich hatte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung die Entwicklung des Quartiers Hertzallee Nord im Herbst 2016 an sich gezogen, um die Realisierung der verschiedenen Projekte zu beschleunigen. Gemeinsam mit der TU Berlin, den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), dem Zoologischen Garten und einem privaten Grundstücksentwickler sollten hier die Grundlagen für das Entstehen eines lebendigen innerstädtischen Quartiers mit Wohnen, Arbeiten und Universitätseinrichtungen gelegt werden. Doch passiert ist seither bis auf eine Bürgerinformationsveranstaltung im April 2018 nichts.

Störendes Abwasserrohr entdeckt

In der vergangenen Sitzung des Charlottenburg-Wilmersdorfer Stadtentwicklungsausschusses berichtete Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) auf Nachfrage der FDP-Fraktion indes, dass es zwischen der Senatsverwaltung und dem Bezirksamt in dieser Angelegenheit keine weitergehenden Gespräche gegeben habe. Die Senatsverwaltung habe lediglich mitgeteilt, dass mit Abschluss der Planungen erst im vierten Quartal 2020 zu rechnen sei. Als einer der Gründe, weshalb die Planung in diesem Bereich stocke, führte Schruoffeneger an, dass die Senatsbauverwaltung ein störendes Abwasserrohr entdeckt habe.

Protest aus der FDP

„Es kann nicht sein, dass die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen das Verfahren an sich zieht, dann aber innerhalb von drei Jahren nichts anderes als eine Info-Veranstaltung auf die Beine gestellt bekommt“, sagt der baupolitische Sprecher der FDP-Fraktion Johannes Heyne. Der Dialog zwischen allen Beteiligten müsse unverzüglich wieder aufgenommen werden, um die Grundzüge der Planung für das gesamte Gebiet schnellstens zu entwickeln, so der Bezirksverordnete.

Die FDP-Fraktion fordert, dass in die Nutzungsmischung studentisches Wohnen sowie kleinteilige Gewerbestrukturen integriert werden. Inwieweit das Gebiet als weiterer Hochhausstandort in Charlottenburg-Wilmersdorf geeignet ist, sei im weiteren Planungsverlauf zu prüfen, so Heyne.

Städetbauliches Gutachterverfahren Januar 2020

Doch das Haus von Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) verteidigt sich: „Die Abteilung Städtebau und Projekte der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bereitet gerade unter Hochdruck ein städtebauliches Workshopverfahren vor, dessen inhaltliche Vorgaben von der BVG, der TU und der Denkmalpflege kommen“, berichtet Sprecherin Karin Dietl. Diese hätten ihre Anforderungen aktualisiert und dadurch zusätzlichen Koordinierungsbedarf erzeugt, der sich nun auch zeitlich auswirke.

Der Abschluss des städtebaulichen Gutachterverfahrens ist Dietl zufolge für Januar 2020 avisiert ist. Danach solle dann das B-Planverfahren mit der frühzeitigen Bürgerbeteiligung fortgesetzt werden.

„Wilmersdorfer Notauslass“ darf nicht überbaut werden

Ein Abwasserrohr als „Hemmschuh“ der Planung räumt indes auch Dietl ein. „Bei dem Abwasserrohr handelt es sich um den sogenannten ,Wilmersdorfer Notauslass’, einen groß dimensionierten Überlaufkanal für Regenwasser“, erklärt sie. Er verlaufe parallel zum Bahndamm und dürfe nicht überbaut oder seitlich angebaut werden. Zudem sei ein Sicherheitsabstand von insgesamt 12,5 Metern für Wartungsarbeiten freizuhalten.

„In der Konsequenz bedeutet dies, dass weniger nah als ursprünglich geplant an die S-Bahntrasse herangebaut werden kann. Die dazu erforderlichen Untersuchungen, ob eine Verlegung möglich ist oder nicht, haben den Prozess verzögert“, so die Sprecherin.