Berlin. „Einfach fahren lassen! Nur wer Fehler macht, lernt!“, ruft Mike Pegel und lacht, während er mit orangefarbener Weste auf der Schlossbrücke kniet und neue Markierungen für Rad- und Fußweg aufklebt. Wegen Sanierung ist das Bauwerk, das hinter dem Schloss Charlottenburg Nord- und Südufer der Spree miteinander verbindet, seit Montagmorgen für den Autoverkehr gesperrt. Dass trotzdem im Minutentakt Autos vom Tegeler Weg angefahren kommen und unverrichteter Dinge wieder umdrehen müssen, amüsiert Pegel sichtlich. „Das geht seit heute morgen so – die wenden dann und meckern dabei.“ Eine Abkürzung über die ebenfalls gesperrte Mierendorffstraße ist ebenfalls nicht möglich, und das Bonhoeffer-Ufer ist eine Sackgasse.
Auch für einen Reisebus heißt es dann umdrehen. Verständnis für die Irrfahrten hat Pegel nicht. Schließlich hätten die Medien das ganze Wochenende über die anstehende Sperrung informiert. „Außerdem heißt es ja im deutschen Volksmund: Lesen bildet“, sagt er und verweist auf mindestens drei Schilder, die ab dem Jakob-Kaiser-Platz auf Sperrung und Umleitung hinweisen. „Blanke Ignoranz“, vermutet er.
Der erwartete Stau rund um die Schlossbrücke ist am Montag allerdings vorerst ausgeblieben. Mit Beginn des morgendlichen Berufsverkehrs blieb es ungewöhnlich ruhig auf der ausgeschilderten Umleitungsstrecke über Osnabrücker Straße, Mierendorffplatz, Sömmering- und Wintersteinstraße. Die Brücke wurde allerdings erst ab zehn Uhr schrittweise gesperrt. Neue Verkehrsschilder wurden aufgestellt und mobile Ampelanlagen aktiviert. Während dieser Zeit musste die Polizei den Verkehr am Richard-Wagner-Platz und an der Kreuzung Spandauer Damm beziehungsweise Otto-Suhr-Allee und Kaiser-Friedrich-Straße regeln.
Kommentar: Anwohner fühlen sich von Schloßbrücken-Sperrung überrumpelt
Auch die BVG-Buslinie 109, die den Bahnhof Zoo mit dem Flughafen Tegel verbindet und normalerweise über die Schlossbrücke fährt, wird umgeleitet. „Es ist ein bisschen mehr durch den zusätzlichen Bus, der jetzt hier durchfährt“, erzählt eine Apothekerin am Mierendorffplatz. Sie sei am Morgen mit dem Auto über den Tegeler Weg zur Arbeit gefahren, habe aber nur fünf Minuten länger gebraucht. „Ich bin extra früher los.“
Bis auf ein paar verirrte Fahrer ist der Tegeler Weg am Mittag fast wie ausgestorben. „Die meisten werden über die Autobahn fahren“, vermutet Sebastiano, Kellner eines Restaurants an der Straße. Wer aber am Spandauer Damm abfährt, muss sich am Luisenplatz südlich der Schlossbrücke auf Wartezeiten einstellen. Da auch hier die Fahrbahn saniert werden soll, wurde an Teilen der Kreuzung die Fahrbahn bereits mit Absperrungen verengt. Die Arbeiten sollen in fünf Teilabschnitten durchgeführt werden und bis April 2020 dauern. Während dieser Zeit wird immer wieder mit Sperrungen und Umleitungen zu rechnen sein.
Die Sperrung könnte länger dauern als geplant
Die Schlossbrücke soll hingegen nur für knapp zwei Monate nicht befahrbar sein. Das 90 Jahre alte Bauwerk muss umfangreich instandgesetzt werden. Die Senatsverkehrsverwaltung beziffert die Kosten auf 2,9 Millionen Euro. Mit Beginn der eigentlichen Bauarbeiten wird erst in einigen Tagen gerechnet.
Die geplante Sperrung der Brücke bis zum 23. August ist nicht unbedingt als Fixtermin zu sehen. Wie die Berliner Morgenpost erfuhr, verbirgt die marode Brücke unter der Fahrbahndecke möglicherweise noch unliebsame Überraschungen. Erst wenn die Bauarbeiter die Fahrbahndecke entfernen, sei es überhaupt erst möglich zu sehen, in welchem Zustand die Konstruktion und die Lager der Brücke seien, sagte ein Arbeiter am Montagmorgen. Es könnten noch eine Menge Dinge entdeckt werden, die die Bauzeit verlängern.
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Auch hier drohen für Autofahrer Staus
Die Schloßbrücke ist nicht das einzige Brückenwerk, das saniert wird. Bereits in den vergangenen Monaten sind in der Stadt mehrere wichtige Brücken für den Verkehr teilweise oder ganz gesperrt worden. Dazu gehören die Allende-Brücke in Köpenick und die Elsenbrücke in Treptow. Beide Spree-Überführungen sind baufällig und müssen erneuert werden. Auch im Bereich Mühlendammbrücke in Mitte wird gebaut. Hier kommt es jeden Tag zu erheblichen Verkehrsbehinderungen.
In den Sommerferien wird an vielen Straßen gebaut. Am Platz der Luftbrücke in Tempelhof ist die Fahrbahn bis Anfang August voll gesperrt zwischen Mehringdamm/Tempelhofer Damm und Columbiadamm. Die Schönhauser Allee ist in Richtung Pankow zwischen Senefelder Platz und Torstraße gesperrt. Hier wird die U-Bahndecke ausgebessert.
Die Sonnenallee in Neukölln ist in beide Richtungen zwischen Heidekampweg und Radenzer Straße gesperrt und die Baumschulenstraße in Treptow-Köpenick zwischen Königsheideweg und Schrader Straße. Die Schmiljanstraße in Friedenau ist in beiden Richtungen wegen Bauarbeiten auf jeweils einen Fahrstreifen verengt.