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Nach Streit um Müll und Lärm: Thaipark wird neu geordnet

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Matthias Vogel
Frauen verkaufen im Preußenpark thailändisches Essen.

Frauen verkaufen im Preußenpark thailändisches Essen.

Foto: dpa

Ein Planungsbüro entwickelt derzeit ein neues Konzept. Das soll im Herbst den Bürgern vorgestellt werden.

Berlin. Fixerbesteck im Gebüsch, Ecken, an denen man selbst tagsüber nicht sein möchte, Ratten, die sich an Essensresten gütlich tun, Lärm, Müll, Schwarzverkauf auf dem Thaimarkt, mafiöse Strukturen unter den Händlern und in den vergangenen Jahren eine völlige Übernutzung – der Preußenpark ist „runter“, die Liste der Beanstandungen von Anwohnern und Behörden ist lang. Jahrelang wurde gegen diese Missstände nichts unternommen, das macht es jetzt nicht einfacher. Eine Umgestaltung soll den Park nun in klare Bereiche gliedern. Damit soll die Durchsetzbarkeit von Regeln und Gesetzen erhöht werden.

Studenten entwickeln Entwurf "Heimathafen"

Die beste Idee dazu hatten Lene Anne Sommer und Robin Schick, deren Entwurf „Heimathafen“ bei der öffentlichen Präsentation von neun Arbeiten des Masterstudiengangs der Technischen Universität, Fachbereich Landschaftsplanung, die meisten Fürsprecher unter den mehr als 150 Anwohnern, Nutzern, Händlern und Experten hatte. Das war Ende Februar in der Robert-Jungk-Oberschule. Nun hing der Plan bei den zusammengelegten Sitzungen des Umweltausschusses und des Ausschusses für Bürgerdienste und Ordnungsangelegenheiten im Rathaus erneut aus. Er komme den Zielvorgaben des Bezirks, den Park als Naherholungsgebiet zu schützen und gleichzeitig eine „halbwegs legale“ Lösung für den Thai-Markt zu finden, am nächsten, wie Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) sagte.

Landschaftsplaner sollen das Konzept nun ausarbeiten

Ein professionelles Landschaftsplanungsbüro soll nun auf Grundlage dieser Idee und unter Einbeziehung der pfiffigsten Details aus den anderen studentischen Arbeiten bis zum Spätherbst ein tragfähiges Gesamtkonzept erarbeiten. Smart: Sommer und Schick dürfen weiter mit an dem Projekt arbeiten. „Der Ausschreibung folgten drei Angebote, wir sind gerade dabei, den Auftrag zu vergeben“, sagte Schruoffeneger. Ist das Konzept fertig, werde es im Preußenpark noch einmal ein Treffen geben, bei dem es dann der Öffentlichkeit vorgestellt und die letzten Anregungen von Nutzern eingesammelt werden. „Im Frühjahr 2020 wollen wir anfangen zu bauen“, sagte Schruoffeneger.

Neues Multifunktionsgebäude soll errichtet werden

Die städtebaulichen Änderungen nach bisherigem Planungsstand umfassen die Öffnung des Parks im Süden zum Parkcafè und Fehrbelliner Platz hin. Ein Weg führt diagonal durch das Areal, rauf in den Nordwesten zum Essensverkauf der thailändischen Community, dem Thaimarkt. Die Fläche ist 1000 Quadratmeter groß, liegt abgewandt von der Wohnbebauung in der Pommerschen Straße. Dort soll auch ein Multifunktionsgebäude errichtet werden, in dem 60 Marktmobile und das Geschirr außerhalb der Markttage, sowie öffentliche Toiletten Platz finden. Den Spielplatz verlegten die beiden Studenten in die Mitte des Parks, eingefasst von reichlich Grün. Mit der Anzahl und Größe der mobilen Marktstände sowie der optisch und auch leicht topografisch abgegrenzten Fläche soll der in den vergangenen Jahren ausufernde Thai-Food-Markt auf das ursprüngliche Maß und den amateurhaften Betrieb zurückgeführt werden.

Kein Platz mehr für professionelle Caterer

„Professionelle Caterer, die hier ihre Waren in Massen ankarren, sollen keinen Platz mehr dafür haben“, sagte Schruoffeneger. Der Markt ist für Familien gedacht, die mit der Zubereitung thailändischer Spezialitäten ihre Haushaltskasse etwas aufbessern. Für die morgendliche Ausgabe und das Einsammeln der Marktstände brauche es natürlich einen Betreiber. „Wir denken da an eine gemeinnützige Struktur, die auch gleichzeitig die Händler in rechtlichen Fragen beraten soll“, erklärte der Baustadtrat. Der neue Standort von Markt und Gebäude wird die Anwohnerschaft vom bisherigen Anlieferverkehr entlasten. „Man muss aber auch sagen, dass kaum eine Alternative gab. Nur da haben wir Wasser- und Abwasseranschlüsse. Mit großem Erstaunen haben wir festgestellt, dass es entlang der Brandenburgischen Straße im Parkbereich keine Abwasserkanäle gibt“, ergänzte Stadtrat Arne Herz (CDU), Leiter des Ordnungsamtes.

Sanierung beginnt ab 2020

Ab 2020 sind im Bezirkshaushalt drei Jahre lang jeweils 500.000 Euro für die Umgestaltung und die Sanierung des Preußenparks eingeplant. „Wir wollen beim Thai-Food-Markt anfangen und uns dann durch den Park arbeiten“, kündigte Schruoffeneger an. Das etappenweise Vorgehen machte einem Händler, der mit seiner Mutter seit einigen Jahren einen kleinen Stand betreibt, Sorgen, genauso wie die Begrenzung der Anbieter. „Wir wissen ja alle, dass aus einer dreijährigen Bauzeit gerne mal sechs Jahre werden. Kann der Verkauf 2020 stattfinden oder sind wir eingeschränkt?“, wollte er wissen. "Für viele war es dort wie in Thailand und deshalb so attraktiv. Ich befürchte, durch die Umstrukturierung und die Kosten für die Standmiete ist dieser Status in Gefahr." Schruoffeneger versicherte, dass der Verkauf durch die Bauarbeiten nicht beeinträchtigt werde. Er solle ja erhalten und dürfe auch gerne Attraktion bleiben, aber die Interessen der Anwohner müssten eben auch berücksichtigt werden.“ Der FDP-Fraktionsvorsitzende Felix Recke vermisste in dem Entwurf den Grillplatz für Besucher, ein anderer Besucher regte an, eine Hundeauslaufzone zu integrieren. „Das gehört zu den Details der anderen Entwürfe, die in den ‚Heimathafen’ integriert werden können“, so Schruoffeneger.