Nach Umgestaltung

Veranstaltungen sollen mehr Menschen zum Steinplatz locken

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Philipp Siebert
Zwar ist der Steinplatz seit vergangenem Sommer saniert, aber kaum jemand verirrt sich hierher.

Zwar ist der Steinplatz seit vergangenem Sommer saniert, aber kaum jemand verirrt sich hierher.

Foto: Maurizio Gambarini

Mit regelmäßigen Events soll der Steinplatz zum Zentrum des Quartiers westlich des Zoos werden. Los geht es im April mit einem Mobilitätstag.

Berlin. Stumm blickt der Freiherr vom Stein über die grüne Wiese. Die Büste des preußischen Staatsmanns aus dem 19. Jahrhundert ist wie so oft das einzige Gesicht, das man auf dem nach ihm benannten Steinplatz sieht. Denn sonst ist die Grünanlage an der Charlottenburger Hardenbergstraße zwischen Zoo und Ernst-Reuter-Platz meist menschenleer. Zwar wurde sie nach vierjähriger Umgestaltung bereits im vergangenen Sommer wieder eröffnet. Aber vor allem am Wochenende, wenn der Betrieb in der benachbarten Universität der Künste (UDK) und der TU Berlin ruht, verirrt sich kaum jemand dorthin.

Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf will das nun ändern und den Steinplatz mit Leben füllen. „Ziel ist es, dass sich das Quartier um den Platz als solches darstellt und das Image entsteht, dass die City West nicht am Bahnhof Zoo aufhört, sondern auch westlich davon immer etwas Spannendes los ist“, sagt Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne). Dazu soll es zunächst einmal im Monat eine große Veranstaltung auf dem Platz geben – später gegebenenfalls häufiger.

Steinplatz als Zentrum neuer Mobilität

Den Auftakt macht ein Mobilitätstag am Sonnabend, 13. April. Unter dem Motto „Kommt in Bewegung! Die Berliner Mobilität im Wandel“ soll der Steinplatz einen Nachmittag zwischen 12 und 19 Uhr zum Zentrum neuer Fortbewegungsformen werden. Dabei sollen sich Interessierte etwa mit Lastenfahrrädern, Car-Sharing oder elektrischen Tretrollern vertraut machen. Sie können auch auf einem eigens abgesperrten Bereich auf der Goethestraße zwischen Steinplatz und Knesebeckstraße Probe gefahren werden. Anbieter aus diesen Bereichen präsentieren sich, Experten geben Kurzvorträge und diskutieren auf einem Forum oder direkt mit den Besuchern.

„Das ist kein reines Schaulaufen, sondern es ist eine Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen – wo sind die Probleme der neuen Mobilität, und was muss man machen, dass sie allgemein verträglich ist“, sagt Rolf Mienkus, Geschäftsführer der Firma insel-projekt.berlin und einer der beiden Organisatoren.

Verzicht auf das eigene Auto gegen Gutscheine

Auch das von Mienkus mitgetragene Forschungsprojekt „Neue Mobilität Berlin“ präsentiert sich. Es soll Konzepte entwickeln, die den Verzicht auf das eigene Auto attraktiver machen. In einem ersten Aufschlag konnten im vergangenen Sommer Anwohner des Mierendorff- und des Klausenerplatzes ihr eigenes Auto für einen Monat abgeben. Im Gegenzug gab es Gutschriften für insgesamt elf Car-Sharing Elektroroller-, Fahr- und Lastenrad-Anbieter sowie BVG und S-Bahn.

„In diesem Jahr wollen wir es in ganz Charlottenburg-Wilmersdorf wiederholen und eine Kappung einführen, weil es wahrscheinlich mehr Interessenten als Plätze geben wird“, sagt Mienkus. Das Bewerbungsverfahren für die Sommerflotte 2019 solle spätestens Anfang Mai starten. Wer aber zum Mobilitätstag kommt, könne sich vorab exklusiv anmelden.

Mobilitätstag soll regelmäßig stattfinden

Absicht sei, den Mobilitätstag als regelmäßige Veranstaltung auf dem Steinplatz zu etablieren, sagt der zweite Organisator Bernd Stary von der Academus GmbH. „Das Thema ‘Mobilität’ ist das brennende Thema im Bereich Smart-City und insofern wird es in den kommenden Jahren immer genug Stoff für solche Veranstaltungen geben.“ Der Mobilitätstag solle auch berlinweit sichtbar sein – mit dem Ziel, dass es eines Tages in Charlottenburg „den Mobilitätstag Berlin“ gibt.

Aber auf dem Steinplatz soll es in Zukunft nicht nur um Fortbewegung gehen. Anlässlich des Europatages am 9. Mai und der Europawahl am 26. Mai organisiert der Bezirk gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Kultur und der Landeszentrale für politische Bildung am Sonnabend, 11. Mai, ein Europafest. Mit Workshops, Mitmachaktionen, Diskussionen und einem Bühnenprogramm soll ein Blick in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Europäischen Union geworfen werden. „Grundfrage ist, was wir an Europa haben“, sagt Baustadtrat Schruoffeneger. Es seien bisher schon 70 Anmeldungen eingegangen.

Bezirk hofft langfristig auf einen Selbstläufer

„Wir müssen aber aufpassen, dass der Steinplatz nicht zum Partyort wird“, so Schruoffeneger weiter. Eine Gratwanderung, da man Veranstaltungen so attraktiv machen müsse, dass die Leute kommen, aber gleichsam ein Thema als Anlass in den Mittelpunkt stellen wolle. Für dieses Jahr seien außerdem noch Veranstaltungen zu „Fair Trade“, „Wegwerfgesellschaft“ und im November zum 30-jährigen Jubiläum des Mauerfalls geplant.

Langfristig bestehe die Hoffnung, dass der Steinplatz als Veranstaltungsort zum Selbstläufer wird und sich der Bezirk aus der Organisation zurückziehen kann. Das brauche aber Zeit. „Zwei Jahre werden wir das selbst steuern und finanzieren müssen“, sagt der Stadtrat. Er wünsche sich aber, dass die Anrainer des Platzes die Bespielung irgendwann selbst organisieren. Zum Teil gebe es das bereits. Die UDK will im Juli ihr Sommerfest auf den Steinplatz ausdehnen.