Charlottenburg-Wilmersdorf. Die Maschine hat eine beruhigende Frauenstimme. Das ist auch nicht variierbar, für den Fall, dass man eine männliche Ansprache bevorzugen würde. Sie kann sich größer und kleiner machen, auf eine andere Sprache umschalten, und sie kann fotografieren. Die City West geht einen weiteren Schritt online. Zumindest schon einmal im Bürgerbüro am Hohenzollerndamm, in dem seit Donnerstag zwei weiße Automaten stehen, die die Abläufe vereinfachen sollen, wenn Bürgerinnen und Bürger einen neuen Personalausweis oder Pass brauchen.
Terminals stehen schon in Spandau und in Schöneberg
Die ersten sogenannten Self-Service-Terminals berlinweit sind es nicht, die am Hohenzollerdamm aufgestellt werden. Die Bundesdruckerei hat solche Automaten bereits den Bürgerbüros Wasserstadt Spandau und im Rathaus Tempelhof-Schöneberg zur Verfügung gestellt. Mit durchweg guten Erfahrungen, versichert Jan von Lübtow, Direktor für öffentliche Verwaltung und Leiter für kommunale Beziehungen der Bundesdruckerei. Auch in anderen Städten in Deutschland stünden bereits solche Geräte, und die Menschen dort würden den Service gern annehmen.
Doch Charlottenburg-Wilmersdorf war zwar der erste Berliner Bezirk, der solche Terminals für seine Bürgerbüros beantragte, musste dann aber zwei Jahre warten, bis sie nun auch aufgestellt werden konnten. „Unser Datenschutzbeauftragter sah da Probleme“, sagt Arne Herz (CDU), Stadtrat für Bürgerdienste, der die Geräte am Donnerstag der Öffentlichkeit übergab. Diese Vorbehalte seien nun aber ausgeräumt, und die beiden Geräte stehen und warten auf Kundschaft. Weitere sollen demnächst im Bürgerbüro an der Heerstraße und nach dem Umbau der Wilmersdorfer Arcaden auch in den dortigen Dependancen aufgestellt werden.
Am Ende braucht es doch den Kontakt zum Mitarbeiter
So viel vorweg: Um zum Ziel zu kommen, braucht man immer noch einen Termin mit einem menschlichen Sachbearbeiter. Denn am Ende der Zusammenarbeit mit dem Automaten kommt nicht etwa ein fertiger Personalausweis oder Pass aus einer Klappe. „Das ist noch Zukunftsmusik“, sagt Herz. Die Self-Service-Terminals sollen aber die Vorbereitung beschleunigen, und sie ersparen den Gang zum Fotografen. Arne Herz macht es vor und demonstriert die Selbsterklärlichkeit des System.
Man stellt sich einfach vor den Automaten, stellt ihn auf die passende Höhe ein, lässt sich über einen Monitor Schritt für Schritt durch das Menü führen und gibt seine Daten ein. Auch eine Vorrichtung zum Erfassen von Fingerabdrücken ist vorgesehen. Nicht beim ersten Mal klappt es vielleicht beim Programmpunkt Fotografieren mit dem „richtigen Gesicht“, das vom Programm als biometrisch erkannt oder abgelehnt wird. Herz lächelt freundlich in den Spiegel, hinter dem sich die Kamera verbirgt, das Gerät mahnt ihn aber unverzüglich, das für das Foto zu unterlassen.
„Der Vorteil ist aber, das Terminal sagt es mir, wenn das Foto in Ordnung ist“, sagt Herz. Wenn beispielsweise mit einem mitgebrachten Foto vom Fotografen etwas nicht in Ordnung sei, müsse man noch einmal zu einem neuen Termin erscheinen, das erspart der Automat. Ganz gratis ist der Service indes nicht. Vier Euro werden auch im Bürgerbüro für die Fotos fällig. Die Bezahlung erfolgt beim Sachbearbeiter. Auch hier ist also wieder menschlicher Kontakt erforderlich.
96 Stunden lang werden die einmal erfolgreich eingegebenen Daten und Bilder dann verschlüsselt gespeichert. Es ist also ratsam, die Prozedur zeitnah mit einem Termin bei einem Sachbearbeiter zu verknüpfen. Werden die Daten in diesem Zeitraum nicht von einem Mitarbeiter des Bürgeramtes abgerufen, werden sie wieder gelöscht. Gelöscht werden sie auch, sobald sie zur Weiterverarbeitung an die Bundesdruckerei weitergeleitet worden sind.
Kritik am Tempo der Digitalisierung in Berlin
Mit einem zusätzlichen Kartenlesegerät am Terminal kann die Online-Ausweisfunktion des Personalausweises genutzt werden. Mit dieser können sich die Bürger identifizieren und dann digitale Dienstleistungen des Bezirks beantragen – wenn diese zukünftig angeboten werden. Noch sind nur wenige Angebote abrufbar. Herz sagt, das würde nun in Zusammenarbeit mit der Bundesdruckerei ausgebaut. Auch KfZ-An- und Abmeldungen sollten bald über die Terminals abgewickelt werden können.
Kritik an den neuen Geräten kommt indes von Felix Recke, FDP-Fraktionschef in der Bezirksverordnetenversammlung: „Einen richtigen Clou stellen die Geräte in ihrer Anwendung im Bezirk noch nicht dar. Dass es weiterhin eines Termins zur Weiterverarbeitung der Daten braucht und es überhaupt nur eine Handvoll von Leistungen gibt, die angeboten werden, trübt den Eindruck des Fortschritts.“
Selbst Herz kritisiert die langsame Entwicklung digitaler Angebote in Berlin. „Immerhin freuen wir uns, dass in Berlin nun endlich in den nächsten Monaten Dokumentenprüfgeräte in den Bezirken aufgestellt werden. Da warten wir schon seit 2016 darauf.“