Westend. Es gilt als eines der größten Neubauvorhaben in Charlottenburg-Wilmersdorf. Die Deutsche Wohnen will die ehemalige britische Alliierten-Siedlung entlang von Scott-, Swift- und Dickensweg in Westend abreißen. Die Bauten aus den Fünfzigerjahren mit 212 zum Großteil noch vermieteten Wohnungen sollen verschwinden und 580 neue dafür gebaut werden. Seit Jahren wird zwischen Bezirk und Unternehmen um das Vorhaben gerungen. Nach Informationen der Berliner Morgenpost droht die Deutsche Wohnen nun, sich aus dem Vorhaben zurückziehen. Gegenüber der Berliner Morgenpost sagte Deutsche-Wohnen-Sprecherin Manuela Damianakis aber lediglich: „Es ist ein tolles Projekt. Grundsätzlich wollen wir uns weiter für die Realisierung einsetzen, aber nur zu realistischen Bedingungen.“
Bezirk will 52 Prozent der neuen Wohnungen mietpreisgebunden
Nach zwei gescheiterten Verhandlungsrunden schickte die Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf (BVV) das Bezirksamt zuletzt in eine dritte. Gefordert wurde unter anderem, dass die neue Zweckentfremdungsverbotsverordnung angewendet wird. Für die 212 abgerissenen Wohnungen müssten demnach ebensoviele zu einer Kaltmiete von 7,92 Euro pro Quadratmeter neu gebaut werden. Gleichzeitig sollte das Berliner Modell der kooperativen Baulandentwicklung greifen. Ein Viertel, also 92 der 368 zusätzlichen Wohnungen müsste dann als Sozialwohnungen zu 6,50 Euro pro Quadratmetern errichtet werden. Insgesamt wären damit 304 der 580 Wohnungen mietpreisgebunden – fast 52 Prozent.
„Wenn die BVV das so will, verhandeln wir das“, sagt Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne). Im Dezember habe er die Forderungen an die Deutsche Wohnen übersandt. Auch er habe gehört, dass der Konzern aussteigen wolle und ein Brief an ihn unterwegs sei. „Solange aber nichts da ist, gehe er davon aus, dass die Deutsche Wohnen 580 sozialverträgliche Wohnungen hinstellt.“
FDP wirft Bezirk Versagen vor, Linke verteidigt Forderungen
„Es war irgendwie absehbar, wenn man ihnen Steine in den Weg legt, die irgendwann unrealistisch werden“, sagt FDP-Fraktionschef Felix Recke. Vielleicht würden es Gewobag und Co das jetzt besser hinkriegen. „Es ist ein Versagen des Bezirks, dass man das erst nach drei Verhandlungsrunden in drei Jahren feststellt.“ Die Linke hingegen sieht die Verantwortung bei der Deutschen Wohnen. „Wir wollten nicht mehr, als dass die aktuelle Gesetzeslage angewendet wird“, sagt Fraktionschef Niklas Schenker. Diese sei zumutbar und gelte für jeden Bauherren. „Wenn die Deutsche Wohnen nicht bereit ist, sinnvoll zu bauen, dann halt nicht.“ Dann müsse man sich bemühen, dass jemand anderes da baut – bestenfalls eine städtische Wohnungsbaugesellschaft.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hatte vergangene Woche angekündigt, die Wohnungsbestände der früheren GSW von der Deutschen Wohnen zurückkaufen zu wollen. Das Land hatte die kommunale Gesellschaft mit 65.000 Wohnungen 2004 veräußert. Der Konzern wiederum habe keine Pläne, seinen Bestand in Berlin zu verkleinert, teilte Vorstandschef Michael Zahn kurz darauf mit. Die Siedlung Westend gehört allerdings nicht zu den GSW-Beständen, sondern zur Eisenbahn-Siedlungs-Gesellschaft Berlin. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung wollte die Causa Westend nicht kommentieren.
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