Wilmersdorf. 2015 wurde das Haus am Fasanenplatz in Wilmersdorf vor dem Abriss gerettet und unter Denkmalschutz gestellt. Jetzt gibt es neuen Ärger.
"Ein edler Ort zieht edle Menschen an und weiß sie festzuhalten". Mit einem Goethe-Zitat wirbt der Berliner Immobilien-Makler Ziegert um Käufer von Wohnungen im Haus Fasanenstraße 62. Auf seiner Internetseite wirbt das Unternehmen weiter für die Immobilie: "Das charismatische, denkmalgeschützte Mehrfamilienhaus aus dem Jahr 1984 steht am verkehrsberuhigten Fasanenplatz. Denkmalschutz als verkaufsförderndes Argument. Dass das Haus dieses Attribut für sich beanspruchen kann und vor allem, dass es heute überhaupt noch steht, ist allerdings eher ein Berliner Wunder.

Seit drei Jahren herrschte weitgehend Ruhe um das Haus mit seinem markanten Eckturm direkt am Fasanenplatz, das in den 80er-Jahren vom renommierten Architekten Gottfried Böhm errichtet worden war. Der Bezirk hatte seinerzeit den Abriss verhindert, die Schutzwürdigkeit des Gebäudes festgestellt, und es 2015 in die Denkmalliste eintragen lassen.
Neue Fakten geschaffen
Jetzt hat ein Wohnungseigentümer neue Fakten geschaffen und eine der Wohnungen im ersten Obergeschoss mit dem typischen offenen Grundriss entkernen lassen, um drei Mini-Appartments einzurichten, wie auf der Bezirksverordneten-Versammlung (BVV) am Donnerstag bekannt wurde.
Für die SPD Anlass, einen Dringlichkeitsantrag zu stellen. "Mich erstaunt, mit welcher Dreistigkeit hier der Eigentümer die Vernichtung einer Wohnung in einem Baudenkmal betrieben hat", sagt die SPD-Verordnete und Antragstellerin Christiane Timper, die auch Mitglied des bezirklichen Denkmalrats ist. “Aus einer Wohnung drei Appartements zu machen, mehr Zerstörung in so einem Baudenkmal kann es ja kaum geben.” Da das Bauvorhaben grundlegend gegen den Denkmalschutz verstoße, weil es tief in die Denkmalsubstanz eingreife, fordert die SPD einen unverzüglichen Baustopp und sofortigen Rückbau.
Schruoffeneger will Rückbau durchsetzen
Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) zeigte sich in der BVV auch erstaunt über das Vorgehen von Bauherr und Architekten. "Die haben einen reinen Freistellungsauftrag für eine Baumaßnahme beantragt, aber den Denkmalschutz und die Denkmalstruktur völlig ignoriert." Es würde ihn doch sehr wundern, wenn einem Berliner Architekten nicht bekannt gewesen sein soll, dass das Haus unter Denkmalschutz steht. Schruoffeneger zufolge sei seine Behörde bereits tätig geworden, und er gehe davon aus, dass es nun zu einem Rückbau komme.
Scharfe Worte fand auch die FDP für den Vorgang: "Aus meiner Sicht liegt ein klarer Verstoß gegen geltendes Baurecht vor. Der Bauherr hätte neben einer Baugenehmigung auch eine denkmalrechtliche Genehmigung einholen müssen. Dies hat er versäumt. Somit sind die seitens des Stadtrates angekündigten Rückbaumaßnahmen folgerichtig, angemessen und zumutbar", sagte der baupolitische Sprecher der FDP, Johannes Heyne.
Milieuschutz für den Fasanenkiez wird vorbereitet
Für Peter Gnielczyk von der Bürgerinitiative Fasanenplatz ist der Vorfall typisch für die angespannte Situation im Viertel. "Der Verdrängungsdruck nehme stetig zu. 2000 Unterschriften hat die Bürgerinitiative gesammelt, um den Bezirk zu drängen, auch in diesem Viertel Milieuschutz einzurichten. Mit einer knappen Mehrheit haben die Bezirksverordneten einem Antrag zugestimmt, der die Verwaltung auffordert, "für die Planungsräume Schaperstraße, Ludwigkirchplatz, Prager Platz und Nikolsburger Platz unverzüglich die Ausweisung als Milieuschutzgebiet vorzubereiten".
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