Schmargendorf. Die Groth Gruppe feiert Richtfest für ihr Projekt mit rund 973 Miet- und Eigentumswohnungen in Schmargendorf.
Der Start war mehr als holprig und man spürt bei Bauherr Klaus Groth immer noch ein wenig von seinem Ärger über den langen Weg vom Kauf des 4,8 Hektar großen, ehemaligen Postgeländes im Dezember 2012 bis zum Richtfest auf dem ersten Teilabschnitt des Maximilians-Quartiers an der Forckenbeckstraße am Freitag. Der 80-jährige Berliner Unternehmer berichtet vom Baurecht von 1958, das ihm schon zu Beginn ermöglicht hätte, das ganze Gelände dreistöckig zu bebauen, den langwierigen Verhandlungen und Kompromissen mit dem Bezirk sowie den Kleingärtnern der Kolonie Oeynhausen, die letztlich zum aktuellen Status quo führten und die Hälfte der Kleingärten sicherten.

„Berlin wächst und das nicht zu knapp. Berlin braucht pro Jahr mehr als 25.000 neue Wohnungen. Wir freuen uns, als privates Unternehmen hier an diesem Standort bei der Erreichung dieses Ziels mitzuarbeiten, sagt der Bauherr. Jetzt, so listet Groth auf, investiere er rund 400 Millionen Euro, um 973 Wohnungen in Fünf- bis Achtgeschössern auf dem Areal zu bauen. 77 der bisher verkauften 85 Wohnungen des ersten Bauabschnitts hätten Berliner gekauft, sagt er so stolz. Es klingt, als habe er damit sichergestellt sei, dass in seine Wohnungen tatsächlich Menschen einzögen, die den Kiez dann auch mit Leben füllten und die Häuser nicht als Investoren-Ruinen in Erwartung einer höheren Rendite leerstehen blieben. Immerhin schafft die Groth-Gruppe auf dem Areal auch eine Kita für 100 Kinder sowie 28 neue Grundschulplätze. Ebenfalls ein Ergebnis der langen Verhandlungen und Kompromisse.

Stadtentwicklungsstadt Oliver Schruoffenger (Grüne) war Teil des zähen Ringens um das Projekt, das bis 2021 abgeschlossen sein soll. Anlässlich des Richtfests betonte er jedoch, wie wichtig gerade in der City West der Neubau von Wohnungen sei. „Das Land baut in Berlin etwa 30.000 neue Wohnungen, davon aber nur 0,6 Prozent in Charlottenburg-Wilmersdorf“, so Schruoffeneger. Seine Behörde versuche deshalb vor allem durch Verdichtung oder den Ausbau von Dachgeschossen zu einem Mehr an Wohnraum im westlichen City-Bezirk beizutragen. „Wir haben immerhin 1200 Wohneinheiten allein in diesem Jahr genehmigt“, sagt er. Der Bezirk sei aber dringend auch auf solche Mischmodelle wie im Maximilians-Quartier angewiesen“, so Schruoffeneger. In den neuen Häusern entstehen nämlich neben 472 Eigentumswohnungen auch 436 freifinanzierte (15 Euro/Quadratmeter) und 65 preisgebundene (6,50 Euro/Quadratmeter) Mietwohnungen.

Als „Sahnehäubchen“ bezeichnet der Grünen-Stadtrat aber das konsequente Umsetzen nachhaltiger Technologien für den urbanen Raum und intelligente Energieversorgungskonzepte in dem neuen Wohnquartier. Die Groth Gruppe hat sich dafür die Gasag Solution Plus GmbH ins Boot geholt, mit der das Bezirksamt auf der Mierendorff-Insel ebenfalls einen Kooperationsvertrag zur Energieoptimierung geschlossen hat. „Die Wärmeversorgung des Maximilians Quartier erfolgt mit einem modernen und besonders effizienten Blockheizkraftwerk auf Erdgasbasis“, sagt Frank Mattat, Mitglied der Geschäftsführung bei Gasag Solution. Auch 60 Prozent des Stroms, den die Häuser benötigten, würde damit erzeugt. Eine Vorreiterrolle will das Quartier auch einnehmen, wenn es um Elektromobilität geht. Fast alle Parkplätze und auch in die meisten der 526 Tiefgaragenstellplätze verfügen über Ladestationen. Vorgesehen ist Mattat zufolge auch eine eigene ortsgebundene Carsharing-Flotte als Angebot an die künftigen Bewohner, neue Mobilitätskonzepte auszuprobieren.
Ein neuer Bus soll direkt in den Kiez fahren
Damit der neue Kiez auch einen besseren Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr bekommt, soll künftig auch ein Bus die Forckenbeckstraße mit dem Heidelberger Platz verbinden. „Wir sind aber auch mit der BVG im Gespräch, einen E-Hub am Heidelberger Platz zu schaffen, der beispielsweise Elektro-Räder oder Elektro-Roller aufnimmt und so den Umstieg auf U- und S-Bahn ermöglicht“, sagt Schruoffeneger.
Streit um Stadtplatz offenbar beigelegt
Beigelegt scheint zum Richtfest auch ein Streit zwischen dem Bezirk und dem Investor über die künftige Pflege des Stadtplatzes, der das neue Wohnquartier logisch mit dem benachbarten Kissinger Platz verbinden soll. Schruoffeneger sagt lapidar: „Die Pflege übernimmt der Bezirk.“ Die genaue Gestaltung würde aber noch von den entsprechenden Ausschüssen der Bezirksverordneten-Versammlung überarbeitet.