Neukölln. Beim Projekt Hürdenspringer in Neukölln unterstützen ehrenamtliche Mentoren Jugendliche beim Schulabschluss und in der Ausbildung.

Maram strahlt über das ganze Gesicht. Gerade hat sie ein Video gedreht, in dem sie über ihre Erfahrungen mit dem Mentorenprogramm Hürdenspringer vom Unionhilfswerk in Neukölln. „Ich bin so begeistert davon, ich möchte das unbedingt weiterempfehlen. Allen meinen Freunden habe ich schon gesagt, dass sie es machen sollen“, sagt die 17-jährige.

Seite 2009 gibt es das Hürdenspringer Mentoring für Schüler und Schülerinnen an der Röntgenschule in Neukölln, 2022 kam die Johanna-Eck-Schule in Tempelhof dazu und seit Januar diesen Jahres die Hector-Peterson-Schule in Kreuzberg.

Die Jugendlichen werden jeweils von einem weiblichen oder männlichen Mentor für etwa ein Jahr begleitet. Sie erhalten Unterstützung beim Erreichen eines Schulabschlusses und der Berufs- oder Ausbildungsperspektive.

Maram hat ihren mittleren Schulabschluss an der Röntgenschule gemacht und ist zur Zeit in der Ausbildung zur Sozialassistentin. Sie möchte Erzieherin werden. „2021 hab‘ ich mich für das Mentorenprogramm angemeldet und Juliane kennengelernt. „Erst wollte ich gar keinen MSA machen, aber sie hat mir immer gesagt: Du schaffst das, Du kannst viel mehr als Du denkst“, erzählt Maram.

Gemeinsam haben die beiden im Neuköllner Hürdenspringer-Büro einmal in der Woche Hausaufgaben gemacht, für die Prüfungen gelernt und viele Gespräche geführt. „In Dir steckt mehr, als Du denkst, hat Juliane immer gesagt. Das hat mich selbstbewusster gemacht“, meint Maram.

Ihre Familie kam vor 15 Jahren aus dem Libanon nach Berlin, sie spricht besser deutsch als arabisch und kann gut mit Kindern umgehen und jobbt als Babysitterin. „Mit meiner Mentorin habe ich dann herausgefunden, was ich tun muss, um Erzieherin zu werden. Das ist mein Ziel“, sagt die 17-jährige. Und aus ihrer ehemaligen Mentorin, einer angehenden Lehrerin, ist inzwischen eine Freundin geworden. „Wir treffen uns regelmäßig und wollen nächstes Jahr zusammen nach Italien in Urlaub fahren“, sagt Maram, „vorher muss Juliane aber noch meine Mama kennenlernen. Sie plant schon das Essen.“

Ebenfalls zum Videodreh an diesem Mittwoch ist Amelie in das Büro des Mentoren-Programms nach Neukölln gekommen. Die 28 -jährige studiert Internationale Beziehungen und hat im Februar den Vorbereitungskurs für Mentoren bei den Hürdenspringern absolviert. Seit April ist sie Mentorin für den 16-jährigen Awais, der allein vor zwei Jahren aus Afghanistan nach Berlin geflohen ist. „Sein Deutsch hat sich seitdem sehr verbessert. Wenn wir uns treffen, gehen wir oft spazieren und reden. Er erzählt viel von seiner Familie und redet sich seine schrecklichen Erlebnisse auf der Flicht von der Seele. Jetzt hat er den Ausdruck Herzschmerz gelernt“, sagt Amelie. Bei schlechtem Wetter nutzen sie die Computer im Hürdenspringer-Büro oder setzen sich in ein Café, um Hausaufgaben zu machen und die deutsche Grammatik zu üben.

„Zwischen unserer Treffen schickt er mir Sprachnachrichten, wir sind regelmäßig in Kontakt“, berichtet die Mentorin. Awais lebt in einer Jugendeinrichtung in Steglitz und sie hilft dem 16-jährigen bei der Suche nach einem Platz in einer betreuten Jugend-WG.

„Die Nachfrage nach Mentoren ist sehr groß, wir suchen dringend weitere Ehrenamtliche. Sie werden von uns geschult und wir schauen immer genau, wer zu wem passen könnte“, sagt Antje Kröger, Projektleiterin bei den Hürdenspringern. Die Videos von Maram und Amelie werden auf der großen Spendengala der Hürdenspringer am 27. November gezeigt. „Damit alle sehen, wie toll es ist, einen Mentor zu haben“, sagt Maram.

Infos zum Mentorenprojekt unter www.huerdenspringer.unionhilfswerk.de/

Max Raabe Foto: Oliver Müller / FUNKE Foto Services
Max Raabe Foto: Oliver Müller / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Spendengala mit Max Raabe

Die Hürdenspringer veranstalten zum ersten Mal die „Von Berlin, für Berlin“-Spendengala am 27. November 2023 um 20 Uhr im Heimathafen Neukölln, Karl-Marx-Straße 14112043 Berlin. Um Spenden zu sammeln für die Mentoring-Projekte stehen unter anderen Chanson-Sänger Max Raabe, Orientel Hip-Hopperin Aziza A. und die Street Dance Gruppe Flying Steps Diploma auf der Bühne. Durch den Abend führt Fil, der Meister der Abschweifung mit Berliner Charme und Schnauze. Der Eintritt kostet 35 Euro (37,37 Euro incl. VVK-Gebühr). Mit dem Kauf eines Tandemtickets für 70 Euro (74,21 Euro incl. VVK-Gebühr) wird zusätzlich zum eigenen auch der Eintritt für einen aktiven Mentee mitfinanziert. Tickets auch unter www.huerdenspringer.unionhilfswerk.de