Projekt Hürdenspringer

Mit Mentoren alle Hürden meistern

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Petra Götze
Jaimie und seine Mentorin Simone Winter in Neukölln.

Jaimie und seine Mentorin Simone Winter in Neukölln.

Foto: Sergej Glanze / FUNKE Foto Services

Projekt Hürdenspringer: Wie ehrenamtliche Mentoren Schülerinnen und Schülern helfen, einen Ausbildungsplatz zu finden.

Berlin. Seit mehr als 13 Jahren bietet das Unionhilfswerk mit dem Projekt Hürdenspringer Mentoring für Schülerinnen und Schüler in Neukölln an. Jetzt konnte das Angebot auf 8. bis 10. Klassen an Schulen in Kreuzberg und Tempelhof-Schöneberg erweitert werden. „Daher sind wir aktuell auf der Suche nach Ehrenamtlichen, die Lust haben, 1:1 einen jungen Menschen bei der beruflichen Orientierung und der persönlichen Entwicklung zu begleiten“, sagt Projektkoordinatorin Antje Krüger. Für drei Schulen sollen jeweils 20 Tandems gebildet werden, die mindestens ein Jahr zusammenbleiben.

Simone Winter aus Mariendorf ist seit November letzten Jahres Teil eines solchen Hürdenspringer-Tandems. Die 61-Jährige beginnt im Mai mit der passiven Phase ihrer Altersteilzeit und hat sich vorgenommen, ihr Wissen und ihre Erfahrung weiterzugeben.

Wissen und Erfahrung weitergeben

„Ich arbeite in der Verwaltung der technischen Berufsausbildung einer Autofirma. Der Umgang mit jungen Menschen ist mir vertraut und macht mir Spaß“, sagt sie. Regelmäßig besucht sie Schulen, um die Mädchen und Jungen über Ausbildungsmöglichkeiten und Berufe zu informieren.

„Nach dem langen Corona-Lockdown stand ich vor einer Klasse und blickte in lauter leere teilnahmslose Gesichter. Niemand hat auch nur eine Frage gestellt, da dachte ich, es muss etwas passieren“, sagt Simone Winter. Also hat sie sich beim Projekt Hürdenspringer als Mentorin beworben und die Schulungen an vier Abenden nach der Arbeit besucht. „Das war schon anstrengend, aber es hat sich gelohnt. Wir haben zum Beispiel den LPG-Biomarkt besucht, um zu sehen, wie die Ausbildung dort läuft“, sagt sie.

Programm wird in den Schulklassen vorgestellt

Mit dem 14-jährigen Jamie, der die 9. Klasse der Johanna-Eck-Schule in Tempelhof besucht – ihre alte Schule –, hat sie den passenden Mentee gefunden – oder er sie. Als das Mentoren-Programm in seiner Klasse vorgestellt wurde, hat er sich gleich gemeldet. „Darüber war sogar seine Mutter überrascht“, erzählt Simone Winter. Um zu schauen, welche Tandems gut zusammenpassen könnten, gibt es einen Kennenlerntermin, bei dem auch die Eltern dabei sind. „Es muss ein Vertrauensverhältnis bestehen, das ist ganz wichtig, denn die Treffen sind dann nur zu zweit“, sagt Projektkoordinatorin Antje Krüger.

Jamie ist sehr zufrieden mit seiner Mentorin: „Wir treffen uns immer mittwochs und reden darüber, wie die Woche so war. Simone hat mir bei den Bewerbungen für ein Schülerpraktikum geholfen“. Gefunden hat er es dann in der Firma seiner Mentorin, wo sie sich jeden Tag gesehen haben und in der Kantine zusammen mit anderen Kollegen Mittag gegessen haben. „Das war schon interessant, so viele verschiedene Leute kennenzulernen“, sagt der eher ruhige 14-jährige, der gern Krimis liest und sich für Chemie und Biologie interessiert.

Mit seiner Mentorin hat er auch schon das Futurium in Mitte besucht, im Frühjahr stehen ein Ausflug in den Britzer Garten und die Berufsinformationsmesse auf dem Programm. Die wöchentlichen Treffen der beiden finden in den Hürdenspringer-Projekträumen am Karl-Marx-Platz in Neukölln statt.

Weitere Ehrenamtliche sind gefragt

Was er genau nach dem Mittleren Schulabschluss machen will, weiß der 14-Jährige noch nicht. Simone Winter wird ihm bei der Berufsorientierung zur Seite stehen und Bewerbungsprozesse begleiten. „Ich mache genau das, wobei ich mich auskenne und helfen kann. In drei Monaten haben wir schon viel erreicht“, meint sie. Und findet, dass sie selbst auch von Jamie etwas lernt: „Geduld. Ich bin eher jemand, der immer gleich reden will. Jamie braucht nach der Schule aber erst mal einen Moment zum Durchatmen“, sagt sie. Projektkoordinatorin Antje Krüger sieht darin den großen Anreiz für das Ehrenamt als Mentor: „Jeder geht mit einem großen Erfahrungsschatz raus“.

Bewerben als Hürdenspringer-Mentor kann sich jeder, vom Studenten bis zur Rentnerin, der bereit ist, regelmäßig Zeit zu investieren und sich auf junge Menschen und neue Perspektiven einzulassen, sagt Antje Krüger.

Mentoren beim Projekt Hürdenspringer

Mentoren begleiten Schülerinnen und Schüler bei der Suche nach beruflichen Perspektiven nach dem Schulabschluss. Sie helfen zum Beispiel beim Schreiben von Bewerbungen für Praktikums- oder Ausbildungsplätze und bei der Vorbereitung auf die Abschlussprüfungen. Das Hürdenspringer-Projekt bietet ehrenamtlichen Mentoren kostenfreie Fortbildungs-, Supervisions- und Veranstaltungsangebote. Kontakt per Mail an: