Klaus-Dieter Rühling aus Friedrichshagen übt sein Ehrenamt im Rollstuhl aus: Er kämpft für die Belange behinderter Menschen.

Klaus-Dieter Rühling sitzt in seinem Rollstuhl am Eingang des Spreetunnels in Friedrichshagen. Für Menschen wie ihn ein unüberwindliches Hindernis. Steil führen die Stufen hinab in den 1926 erbauten Fußgängertunnel unter der Müggelspree hindurch auf die gegenüberliegende Seite. Dort liegt ein schönes Ausflugsgebiet, auch der Europaradweg R1 Richtung Müggelheim führt dort entlang.

„Der Tunnel ist nicht nur für Rollstuhlfahrer unpassierbar, sondern auch ein Problem für Frauen mit Kinderwagen und Fahrrädern. Die schaffen es oft nicht allein, ihr Rad oder den Kinderwagen die Treppen rauf und runter zu schleppen“, sagt Klaus-Dieter Rühling, der seit vielen Jahren gemeinsam mit anderen Friedrichshagenern für eine Fährverbindung kämpft. „Das Geld vom Senat ist da, die Unterstützung der Politik auch, das Problem ist die Anlegestelle“, sagt er.

Eine Fähre für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen

An dem idyllischen Ort am Müggelpark gibt es einen Anleger für die Ausflugsschiffe, aber der gehört den privaten Reedereien. „Auf so ein Ausflugsschiff kommt man mit einem größeren Rollstuhl auch nicht“, sagt Rühling. Er und seine Mitstreiter wünschen sich eine Solarfähre als Alternative zum Tunnel, die dann als öffentliches barrierefreies Verkehrsmittel auch für Fahrräder und Kinderwagen geeignet ist.

Klaus-Dieter Rühling engagiert sich schon seit mehr als 30 Jahren für die Angelegenheiten behinderter Menschen. 1984 war er als junger Mann beim Renovieren des Hauses der Schwiegereltern vom Baugerüst gestürzt. Seitdem ist er querschnittgelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen. „Zum Glück konnte ich als Diplomingenieur für Automatisierungstechnik nach der Reha weiter in meinem Beruf arbeiten. Meine Kinder waren damals noch klein. Ich wollte nicht aufgeben, sondern ein Vorbild für sie sein“, erzählt der 69-jährige.

Er wehrte sich dagegen, in ein Pflegeheim für alte Menschen gesteckt zu werden und kämpfte mit seiner Frau bis an die obersten Stellen des Staatsapparates um eine behindertengerechte Wohnung. „Für Menschen wie mich gab es in der DDR kaum Möglichkeiten, ein selbstbestimmtes Leben zu führen“, sagt er. Das wollte er nach der Wende ändern. Kurz nach dem Mauerfall gründete er gemeinsam mit anderen Betroffenen den Berliner Behindertenverband „Für Selbstbestimmung und Würde“ e.V. , von 1994 bis 2021 stand er dem Behindertenverein Köpenick e.V. vor. Für sein Engagement für Menschen mit Behinderung hat er 2013 das Bundesverdienstkreuz am Band erhalten.

Geschäfte sollen barrierefrei zugänglich sein

Rühling ist Mitglied im Beirat für Menschen mit Behinderung Treptow-Köpenick und setzt sich im Arbeitskreis Mobilität Friedrichshagen für die Barrierefreiheit der Geschäfte in der Bölschestraße ein. „Wir haben untersucht, wo man Rampen zu den Eingängen legen kann und wo die Bordsteinkanten zu hoch sind. Das ist auch ein Problem für Kinderwagen und Rollatoren“, sagt Rühling.

Beim Umbau des Bahnhofs Schöneweide konnte der Beirat durchsetzen, dass ein Fahrstuhl eingebaut wurde. „Es ist schon eine Menge passiert in Sachen Barrierefreiheit, aber es gibt auch noch viel zu tun“, sagt Rühling. Als Beispiel lässt er sich den Schlüssel geben für die Behinderten-Toilette des Imbiss-Betreibers an der Anlegestelle Müggelpark. Sie ist vollgestellt mit Abfallsäcken. „Hier in den Park gehört eine öffentliche Toilette“, meint Rühling. In Sachen Fährinitiative bleibt er zuversichtlich: „Manche Dinge dauern eben sehr lange“, sagt er.

Sein Köpenicker Behindertenverein ist mittlerweile eine Selbsthilfegruppe geworden, für die er sich weiter engagiert. „Wir treffen uns etwa alle zwei Wochen und unternehmen gemeinsam Fahrten zu Bundes- und Landesgartenschauen, nach Leipzig und Dresden. Geselligkeit und Austausch sind für behinderte Menschen besonders wichtig. Deshalb sind wir froh, dass wir uns nach der langen Corona-Pause wieder treffen können“, sagt Rühling und fügt an: „Und wir würden uns über neue Mitstreiter freuen. Egal, ob mit oder ohne Behinderung.“

Sternenfischer in Teltow-Köpenick

Klaus-Dieter Rühling ist als Ehrenamtlicher einer der vielen „Sterne“ des Freiwilligenzentrums Sternenfischer in Treptow-Köpenick. Die Freiwilligenagentur berät und informiert Menschen zu den vielfältigen Möglichkeiten, sich zu engagieren. Die Sternenfischer sind ein Projekt des Unionhilfswerkes und unterstützen Freiwillige in allen Fragen ihres Engagements, organisieren Fortbildungen und würdigen ehrenamtliche Arbeit regelmäßig mit Dankeschön-Events. Kontakt Sternenfischer Freiwilligenzentrum Treptow-Köpenick, Oberspreestraße 182, 12557 Berlin, Telefon: 030/ 24 35 85 75 oder 0173 72 85 903. Kontakt Selbsthilfegruppe Behindertenverein Köpenick, E-Mail: