Beim Reinickendorfer Verein „Kein Abseits!“ unterstützen Mentoren Kinder aus Migrantenfamilien – mit großem Erfolg.

Als Gloria Amoruso und Sinem Alparslan mit Anfang 20 beschlossen, einen Verein zu gründen um ihren Wunsch nach mehr Gerechtigkeit in der Gesellschaft in die Tat umzusetzen, hätten sie sich nicht vorstellen können, was daraus wird. In dieser Woche feiert ihr Verein „Kein Abseits!“, der mit Mentoring-Programmen Kinder und Jugendliche aus Migrantenfamilien fördert, seinen zehnten Geburtstag.

Den Vereinsgründerinnen ist die Integration gelungen

Ihre eigene Lebensgeschichte hat die beiden Schulfreundinnen zur Vereinsgründung motiviert. „Ohne meine eigene Mentorin Monika wäre ich nicht da, wo ich heute stehe. Deshalb hat mich der Mentoringansatz überzeugt. ,Kein Abseits!’ war eine wundervolle Möglichkeit etwas zurückzugeben und Erfahrungen weiterzugeben“, sagt Vereinsgründerin Sinem Alparslan.

Sie wollen positive Erfahrungen weitergeben

Ihre Mitstreiterin Gloria Amoruso hatte sich selbst als Mentorin engagiert. „Die Mentoringerfahrung mit meinem damals neunjährigen Mentee Ismail war besonders für mich. Wir haben so viel voneinander gelernt und schnell gemerkt, dass Großfamilien arabischen und italienischen Ursprungs sehr viele Gemeinsamkeiten haben. Ismail ist heute 19 Jahre alt und hat angefangen zu studieren. Ich bin sehr stolz auf ihn und dankbar, dass ich Teil seines Lebens sein darf. Diese tollen Erfahrungen wollte ich noch vielen weiteren Menschen ermöglichen,“ sagt Gloria Amoruso, Geschäftsführerin von „Kein Abseits!“.

Die Vision der beiden Vereinsgründerinnen ist eine chancengerechte Gesellschaft, in der jeder – unabhängig von der eigenen Herkunft – einen erfolgreichen und glücklichen Bildungs- und Lebensweg beschreiten kann. Im Mentoring-Programm vermittelt der Verein ehrenamtliche Partnerschaften zwischen Erwachsenen und Kindern unterschiedlichster sozialer Herkunft. „Wir möchten Kinder an positive Vorbilder heranführen, Schlüsselqualifikationen vermitteln und sie in ihrem Selbstbewusstsein stärken. So können sie ihre Chancen wahrnehmen und geraten später nicht ins Abseits“, sagen die Vereinsgründerinnen. Die Freiwilligen Mentoren treffen sich über einen Zeitraum von mindestens acht Monaten einmal pro Woche mit ihren Schützlingen, unternehmen Ausflüge, machen Sport, gehen ins Kino oder Museum, zeigen sich so gegenseitig ihre Welt und eröffnen neue Perspektiven. Die freiwilligen Mentoren werden für ihre Aufgabe geschult und vom Verein begleitet.

Ehemalige Mentees engagieren sich für Kinder

Auch ehemalige Mentees engagieren sich inzwischen selbst in Jugendprojekten des Vereins in Reinickendorf und Lichtenberg. „,Kein Abseits!’ ist für mich wie eine zweite Familie geworden, die mich unterstützt hat, als ich neu in Deutschland war. Jetzt möchte ich etwas zurückgeben und anderen helfen“, sagt Fatima. Die 18-Jährige aus Syrien hilft bei der Betreuung von jüngeren Kindern – sie ist gefragt als Selfie-Expertin und Ansprechpartnerin bei Konflikten. Dank ihrer Sprachkenntnisse fungiert sie auch als Übersetzerin für arabisch- oder kurdischsprachige Familien.

„Mentoring kann auf so vielen Ebenen so wirkungsvoll sein und lässt die Stadt zusammenwachsen“, sagt Vereinsgründerin Gloria Amoruso. Für sie und ihre Mitstreiterin ist der Verein eine Lebenseinstellung: Sie wollen Kindern Begegnungen mit Menschen ermöglichen, die Vorbilder und Leitfiguren für sie sein können, als Beispiele für gelungene Integration wie sie selbst oder die 18-jährige Fatima. Das Motto des Vereins: Jeder kann eine positive Veränderung in der Gesellschaft bewirken und Kinder und Jugendliche unterstützen, ihr Potenzial besser auszuschöpfen.

Vereingründerinnen erhalten die Bundesverdienstmedaille

Aus ihrem Verein ist mittlerweile ein freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe mit 17 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geworden, die mit vielen Ehrenamtlichen jährlich mehrere hundert Kinder unterstützen und begleiten. „Kein Abseits!“ arbeitet mit Schulen und Flüchtlingsunterkünften zusammen. Neben dem Mentorenprogramm gibt es auch Sport- und Spielangebote und ein Sommercamp.

Für ihre Engagement sind Gloria Amoruso und Sinem Alparslan am Freitag im Rahmen der Jubiläumsfeier ihres Vereins mit der Bundesverdienstmedaille ausgezeichnet worden. „Ich bin dankbar, wie toll sich die Kinder und Jugendlichen entwickeln, die wir meist über viele Jahre begleiten dürfen. Mir geht das Herz auf, wenn ich beobachte, wie sie zu starken Persönlichkeiten und Vorbildern in ihrem Kiez heranwachsen.“, sagt Gloria Amoruso.

Spendenlauf und Ehrenamt

Aktuell ist der Verein „Kein Abseits!“ mit seinem Mentoringprogramm in den Bezirken Lichtenberg und Reinickendorf aktiv. Insbesondere für Reinickendorf werden aktuell noch Mentoren und Mentorinnen gesucht. Bewerben können sich alle Interessierten, die Lust auf ein mindestens achtmonatiges Engagement haben.

Um Spenden für die Paten-Tandems und gemeinsame Freizeitaktivitäten zu sammeln, startet der Verein die Spendenlauf-Wochen. Ab sofort und bis zum 26. Juni kann jeder mitmachen, für sich oder mit anderen Spenden erlaufen.