Die Bergmannstraße, der Chamissoplatz und der Graefekiez gehören zu den gefragtesten Wohnlagen Berlins. Folge: Die Mieten steigen.
Kreuzberg ist geprägt vom Bauboom der Berliner Gründerzeit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Viele der prachtvollen Altbauten sind sorgfältig restauriert, viele nicht, und etliche befinden sich noch im „Urzustand“, inklusive Ofenheizung. Jedenfalls hat einer der letzten Berliner Kohlenhändler Richard Kögler (seit 1909, Körtestraße 18, Tel. 6917627) gut zu tun.
Eine beliebte Wohnlage ist der „Bergmannkiez“ (die Straßen rechts und links der lebhaften Bergmannstraße mit ihren Kneipen und Trödelläden). Ganze Gebäudeensembles im Chamissokiez (Arndt-, Fidicin-, Willibald-Alexis- und Kopischstraße) sowie der gesamte Chamissoplatz stehen unter Denkmalschutz. Nicht weniger begehrt ist der „Graefekiez“, westlich des Kottbusser Damms bis zur Grimmstraße. Die Kneipenkultur prosperiert, originelle Läden haben hier ihren idealen Standort gefunden.
Auch wenn die „Gentrifizierung“ in Kreuzberg behutsamer fortschreitet als etwa in Prenzlauer Berg, bringt die Anhebung des Wohnumfelds eine beträchtliche Verteuerung der Mieten mit sich. Trotzdem: Ein gelungenes Beispiel ist der 1881–1899 erbaute spektakuläre Riehmer’s Hofgarten zwischen Yorck- und Hagelberger Straße. Ein eklatantes Negativbeispiel sind die Luxuswohnungen auf dem alten Gasometer in der Fichtestraße.
Auch der lebhafte Multikulti-Wrangelkiez mit seinen Bars, Cafés, Restaurants und Clubs ist ein gründerzeitliches Wohnquartier. Die Bevölkerungsdichte ist mit mehr als 25.000 Menschen pro Quadratkilometer so hoch wie in Manhattan. Günstig sind die Mieten auch auf der Wiener Straße am Görlitzer Park. Teuer ist es dagegen am Paul-Lincke-Ufer geworden.
Ansonsten ist der Kreuzberger, sobald es das Wetter erlaubt, gerne draußen, fährt Fahrrad oder trifft sich in seinem Hinterhof, in Biergärten und Straßenlokalen. Auf dem Mariannenplatz finden jede Menge Kulturfeste statt. Im Görlitzer Park geht es rund, die Admiralbrücke (verlängerte Grimmstraße) ist (zum Ärger der Anwohner) wegen des Sonnenuntergangs Partyzone. Kreuzbergs einziger Berg ist der „Kreuzberg“ im Viktoriapark. Vom Schinkel-Monument aus bietet sich ein grandioser Blick auf die Stadt.
Am Fuße des Parks entsteht auf dem Gelände der Schultheiss-Brauerei das luxuriöse Viktoria-Quartier. An Projekte wie diese müssen sich viele Kreuzberger erst noch gewöhnen...