Eichwalde, Schulzendorf und Schönefeld am Rande Berlins haben noch ländlichen Charme. Der lockt auch viele Berliner immer wieder hier raus. Bald werden es noch mehr sein – wenn der neue Großflughafen BBI fertig ist. Er wird einiges verändern.

In Eichwalde hat man es selten weit. Vom Bahnhof zum Rathaus braucht man zum Beispiel nur fünf Minuten. Die Bahnhofstraße runter, dritte rechts in die Grünauer, und schon ist das weiße Haus mit der dachhohen aufgemalten Eiche zu sehen. Auch Berlin ist nah – bis zum Alexanderplatz braucht die Bahn um die 30 Minuten. Die meisten Eichwalder scheinen sich ohnehin Berlin näher als Brandenburg zu fühlen. Eine der bekanntesten Einwohnerinnen, Spitzenköchin Carmen Krüger, reagiert verständnislos auf die Frage, woher ihre Gäste so stammen. Eichwalde? Berlin? „Na ja, beides. Gehört ja irgendwie zusammen…“ Und tatsächlich hat die Gemeinde im Landkreis Dahme-Spreewald südöstlich der Bundeshauptstadt keine eigene Telefonvorwahl, sondern die Berliner. Ein Relikt aus DDR-Zeiten.

Auch wenn manch einer es daher vielleicht nicht gern hört: Eichwalde, 1893 gegründet und damit jüngste Gemeinde im Dahmeland, ist ein beliebtes Ausflugsziel für Großstädter. Das gilt auch für das angrenzende Schulzendorf, das direkt am Naturschutzgebiet Waltersdorfer Flutgrabenaue liegt. Es gibt schöne Rad- und Wanderwege. Im Sommer liegt es sich gut auf der Eichwalder Badewiese am Zeuthener See. Jetzt, in der kalten Jahreszeit, gibt es aber auch genügend wetterresistente Sehenswürdigkeiten. In Schulzendorf zum Beispiel das denkmalgeschützte Gutshaus des ehemaligen Ritterguts Schulzendorf, ein Jugendstilbau mit Patronatskirche. In Eichwalde die evangelische Kirche am Händelplatz, in der die weltweit einzige noch erhaltene Parabrahm-Orgel steht – zu der es noch eine Geschichte zu erzählen gibt (siehe Kurioses). Oder die Alte Feuerwache an der Bahnhofstraße (heute Kulturzentrum) und das denkmalgeschützte Humboldt-Gymnasium links daneben.

Vor diesem Ensemble (und damit genau gegenüber von Carmen Krügers Restaurant) steht die historische Litfaßsäule – in Eichwalde so bekannt wie andernorts der Funkturm –, an der zurzeit das Adventskonzert der Eichwalder Chöre angekündigt wird – ob evangelisch, katholisch, neuapostolisch oder gar nicht kirchlich: Hier singt man gemeinsam.

Hier entscheiden auch die Kinder mit

So alt die 300-jährige Friedenseiche in der Friedenstraße, die auch das Wappen ziert, so jung manche Idee. Schüler haben im Sommer für den Heimatverein Waldmotive in Steine gemeißelt, die nun im Pflaster des Markt- und Festplatzes liegen. Seit 2007 hat Eichwalde außerdem ein Kinder- und Jugendparlament, in dem zurzeit sieben Schüler Mitglied sind, die das Ortsgeschehen (inklusive Budget) mitgestalten.

Auch die Zwillinge Marie und Lukas Jünemann sind dabei. „In der Schule hatten wir das Thema Demokratie und wollten deshalb unbedingt mitmachen. Jetzt haben wir ein Mitspracherecht, können selbst etwas tun“, sagen die 13-Jährigen. So einig sind sie sich nicht immer, oft stimmen sie unterschiedlich ab. Bei ihrem aktuellen Projekt aber sind sie einer Meinung: Beide wollen eine Spielstraße rund um den neuen Spielplatz am Händelplatz.

Der neue Flughafen wird vieles verändern

Das Thema „verkehrsberuhigte Zone“ wirkt ein paar Kilometer weiter westlich in Schönefeld irgendwie deplatziert. Durch den Flughafen sind die Anwohner Lärm gewohnt und kalkulieren mit dessen Ausbau eine noch größere Belastung ein. 2003 waren sie mit ihren fünf Nachbargemeinden Großziethen, Kiekebusch, Selchow, Waltersdorf und Waßmannsdorf zusammengeführt worden. Seither zeigt das Schönefelder Wappen sinnbildlich die sechs Mitgliedsgemeinden sowie eine Windrose – Symbol für den Status und die Entwicklung der Gemeinde zu einem Knotenpunkt des Straßen-, Schienen- und Luftverkehrs.

Der Bau des Großflughafens BBI wird Schönefeld gravierend verändern – und die gesamte Region. Für Ansiedlungen rund um BBI stehen 600 Hektar zur Verfügung, 400 davon liegen in Schönefeld. Unter anderem entsteht ein Business-Park, ein Frachtzentrum existiert bereits. Und schon seit 2002 ist ein 85 Hektar großes Gewerbegebiet im Aufbau, zu dem auch ein Briefverteilzentrum der Post gehört.

Dabei bietet Schönefeld so viel mehr: Über die Hälfte der Gebietsfläche sind Acker- und Grünland, ein Achtel Waldgebiet. Und – da haben die Schönefelder wohl eine Sonderstellung – es gibt beim Telefonieren drei Vorwahlen: die Berliner, die Schulzendorfer und eine eigene.

Und hier geht's zur Ortsteilserie "Das ist Berlin"!