Wie ein Zimmermann vor mehr als 100 Jahren sein Haus in Spandau Stein für Stein abbauen ließ – und es in Falkensee wieder aufbaute.
Es war einmal ein Zimmermann, der besaß vor mehr als 100 Jahren ein Haus in der Spandauer Altstadt. Als die nahe gelegene Ölmühle ausgebaut werden sollte, musste er weichen. Er kaufte ein Grundstück in Falkensee und ließ sein Haus Stein für Stein abtragen und in Falkensee wieder aufbauen. Seit 1900 residierte er im Havelland. „Das umgesetzte Haus steht bis heute für die Geschichte von Falkensee“, sagt Gabriele Helbig, Leiterin des Heimatmuseums, das im Haus des Zimmermanns an der Falkenhagener Straße 77 zu finden ist. Raus aus der Stadt in die Natur – das sei von Anfang an die Devise gewesen, von der Falkensee vor den Toren Berlins profitiert habe.
Falkensee – das waren ursprünglich zwei Dörfer: das ehemalige Rittergut Seegefeld und das freie Bauerndorf Falkenhagen. Beide Dorfkerne waren durch einen Grenzgraben getrennt, der bis heute noch im Gutspark Wasser führt. 1923 genehmigte das Preußische Staatsministerium die Zusammenlegung beider Gemeinden aufgrund einer wachsenden Bautätigkeit und gestiegenen Einwohnerzahl; es entstand das größte Dorf Deutschlands mit dem Kunstnamen „Falkensee“.
Die rege Besiedlung des späteren Stadtgebietes von Falkensee setzte jedoch schon früher ein. 1898 kaufte die Deutsche Ansiedlungsbank einen Teil des Rittergutes Seegefeld und parzellierte das Land. Die Ortsteile Neu-Finkenkrug, Neu-Seegefeld und Waldheim entstanden, es folgten die Ortsteile Falkenhain und Falkenhagener Feld. Etwa 1920 setzte der Zuzug aus Berlin ein. Unter den „klassischen“ Zuzüglern waren die Großeltern des heutigen Bürgermeisters Heiko Müller (SPD). Sie wohnten in Spandau, arbeiteten bei Siemens und wünschten sich ein Häuschen im Grünen. „Das wäre in Spandau viel zu teuer gewesen”, sagt der Bürgermeister. Also bauten sie in Finkenkrug, wo die Familie heute noch lebt.
Lange wehrte sich der Verein zur Förderung Neu-Finkenkrugs gegen die Eingemeindung nach Falkensee. Doch 1927 musste er infolge der Auflösung der preußischen Gutsbezirke seinen Widerstand aufgeben. 1929 hatte Falkensee seine heutige Größe von etwa 42 Quadratkilometern erreicht. Zum Vergleich: Berlin umfasste 1920 etwa 63 Quadratkilometer. 1961 erhielt Falkensee das Stadtrecht, damals hatte der Ort 31.000 Einwohner. Im Jahr 2030 könnten es 50.000 sein. Das sei, so der Bürgermeister, kein gestecktes Ziel, sondern die Entwicklung.
BMO