In Weißensee, an der Herbert-Baum-Straße 45, liegt der größte erhaltene jüdische Friedhof in Europa. Mehr als 115.000 Berliner haben auf dem Gelände ihre letzte Ruhestätte gefunden. Berühmte Berliner sind hier bestattet, darunter Lesser Ury, Samuel Fischer und Stefan Heym.
1875 kaufte die jüdische Gemeinde Berlins ein 400.000 Quadratmeter großes Gelände, weil sich abzeichnete, dass die Kapazität des Friedhofes an der Schönhauser Allee nicht mehr ausreichen würde. Der Friedhof wurde 1880 nach den Plänen von Hugo Licht gebaut. Die Gebäude am Haupteingang und die Friedhofsmauer an dieser Stelle sind aus gelben Ziegeln erbaut, im Stil der italienischen Neorenaissance. Viele bekannte Berliner sind hier beigesetzt, darunter der Schriftsteller Micha Josef Bin Gorion, der Maler Lesser Ury, der Zigarettenfabrikant Josef Garbáty, der Weinhändler Berthold Kempinski, Warenhausgründer Hermann Tietz, der Schriftsteller Theodor Wolff und die Verleger Rudolf Mosse und Samuel Fischer. Am Eingang des Friedhofes steht ein Gedenkstein für die sechs Millionen von den Nationalsozialisten ermordeten Juden.
Unruhe gab es um die Bestattung des Schriftstellers Stefan Heym. Er wurde im Dezember 2001 neben seinem Vater beerdigt. Zunächst verweigerte die Gemeinde der Witwe Inge Heym die Aufstellung des Grabsteins, weil auf Wunsch des Dichters, aber entgegen der Friedhofs-Tradition, kein Davidstern eingraviert war. Die sieben Schriftzeichen einer alten hebräischen Textzeile wollte Heym ebenfalls nicht. Erst im Frühjahr 2003 kam ein Kompromiss zustande. Neben Heyms Grabstein wurde eine 20 mal 20 Zentimeter große Grabplatte gelegt, auf der der Stern und die Schriftzeichen zu sehen sind.
Frisch restauriert ist das Mausoleum für Kommerzienrat Julius Berger – Berliner Gründer der Vorläuferfirma des heute international tätigen Mannheimer Baukonzerns Bilfinger Berger AG – und seine Frau Flora. Das Ehepaar starb 1943 im Konzentrationslager Theresienstadt. Berger hatte die Grabstätte 1928 errichten lassen. Sie wurde nie belegt und geriet in Vergessenheit. Bergers Urenkel Manuel Biedermann stieß bei seiner Ahnenforschung auf das Mausoleum und sorgte für die Restaurierung. Im nächsten Jahr soll ein großer Teil der 2,7 Kilometer langen Friedhofsmauer saniert werden.
Geöffnet (November bis März): Sonntag bis Freitag, 8 bis 16 Uhr, Freitag nur bis 15 Uhr
BMO