Berlin. In Neukölln sind zwei Männer angeschossen worden. Schwer bewaffnete Polizisten sicherten den Tatort an der Schillerpromenade.

Wie so häufig ist es im Bezirk Neukölln erneut zu einem Gewaltverbrechen gekommen. Viele Spuren des Verbrechens weisen auf einen Bezug in das kriminelle Clanmilieu hin. In der Nacht zu Mittwoch haben bislang noch unbekannte Täter aus einem fahrenden Auto geschossen. Dabei wurde mindestens eine Person getroffen und verletzt. Die Polizei ermittelt wegen eines versuchten Tötungsdelikts.

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Polizisten mit Maschinenpistolen sichern den Tatort an der Neuköllner Schillerpromenade.
Polizisten mit Maschinenpistolen sichern den Tatort an der Neuköllner Schillerpromenade. © Morris Pudwell

Die Tat ereignete sich kurz vor Mitternacht an der Schillerpromenade Höhe Hausnummer 36 A. Nach Angaben der Polizei wurde dabei ein 20-jähriger Mann am Bein getroffen. Er wurde mit einer Schussverletzung am Bein in ein Krankenhaus gebracht. Es bestehe aber nach Angaben der Behörde keine Lebensgefahr.

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Vor Ort hieß es noch in der Nacht, dass auch eine weitere männliche Person angeschossen worden sei, Die beiden Männer sollen sich zu einem Lokal an der Herrfurthstraße geschleppt haben. Mehrere Notärzte haben die beiden Verletzten noch in der Nähe des Tatorts medizinisch versorgt. Der zweite Mann soll dann aber eine weitere Behandlung in einer Klink abgelehnt haben.

Nur kurz nach dem sogenannten „Drive-by-Shooting“ gegen 23.50 Uhr sicherten zahlreiche Einsatzkräfte der Polizei mit Maschinenpistolen ausgerüstet den Tatort und die nähere Umgebung im Schillerkiez. Bis in die Morgenstunden suchten Experten der Kriminaltechnik Spuren in dem abgesperrten Bereich. Noch in der Nacht gegen 24 Uhr, also etwa zehn Minuten nach der ersten Alarmierung, wurden Polizeibeamte zum Delfer Ufer 6 alarmiert.

Fluchtauto vermutlich angezündet

Dort brannte ein Pkw vollständig aus. Die Feuerwehr löschte das brennende Fahrzeug. Das Delfer Ufer befindet sich in ungefähr drei Kilometer Entfernung von der Schillerpromenade. Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen geht die Polizei von vorsätzlicher Brandstiftung aus, und dass es sich bei dem Fahrzeug mit hoher Wahrscheinlichkeit um das Fluchtfahrzeug bei dem versuchten Tötungsdelikts im Schillerkiez handelt.

Spuren führen ins Clan-Milieu

Viele Indizien und auch die Vorgehensweise der Tat, also Schüsse aus einem fahrenden Auto, die Weigerung einer Person, sich im Krankenhaus behandeln zu lassen und das Anzünden des Fluchtfahrzeugs weisen eindeutig auf das Verhalten krimineller Clans hin, heißt es in Polizeikreisen. Um die in diesem Zusammenhang häufig genannten Großfamilien Remmo oder Abou-Chaker gehe es allerdings nicht, hieß es. Die Ermittlungen zu dem versuchten Tötungsdelikt hat eine Mordkommission des Landeskriminalamtes übernommen.

Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Berlin, teilte zu dem Fall mit: „Es ist kein Geheimnis, dass es auf Berlins Straßen im Bereich der organisierten Kriminalität zu blutigen Auseinandersetzungen kommen kann, bei der auch vor Waffengewalt nicht zurückgeschreckt wird. Wir reden über Menschen, die im Kampf um Macht und Einfluss oder aufgrund eines gekränkten Ehrgefühls schwerste Verletzungen und auch den Tod von anderen billigend in Kauf nehmen.“

Mehrfach Schüsse auf Lokale

In den vergangenen Monaten war mehrfach nachts vor allem auf Lokale geschossen worden, die in Zusammenhang mit der kriminellen Szene stehen. Vor einer Woche feuerten einer oder mehrere Täter in Kreuzberg auf ein Lokal am Oranienplatz Ecke Naunynstraße. Die Polizei fand ein Projektil, das in die Hauswand des Lokals eingeschlagen war. Menschen wurden nicht verletzt.

Anfang Juli wurden nachts Schüsse auf eine Kneipe in Treptow abgefeuert, die einem bekannten Vertreter eines arabischstämmigen Clans zugerechnet wird. Die Polizei fand Einschusslöcher im unteren Bereich einer Frontscheibe des Lokals.