Neukölln

Erneut Razzia in Neuköllner Remmo-Villa

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Polizisten haben am frühen Donnerstagmorgen im Neuköllner Ortsteil Buckow die Villa des Remmo-Clans durchsucht. Worum es ging.

Berlin. Die Villa des bekannten arabischstämmigen Remmo-Clans im Neuköllner Ortsteil Buckow ist am Donnerstag von Kräften des Landeskriminalamts (LKA) und einer Einsatzhundertschaft der Berliner Polizei durchsucht worden. Wie die Polizei der Morgenpost auf Nachfrage sagte, geht es um ein Eigentumsdelikt – konkret um Ermittlungen zum Diebstahl eines Kühlschranks. Der konnte allerdings bei dem Einsatz nicht sichergestellt werden, wie es von der Staatsanwaltschaft am frühen Nachmittag hieß. Zunächst hatte die Zeitung "B.Z." berichtet.

Insgesamt gab es Durchsuchungen an fünf Orten – neben Neukölln auch in Tempelhof-Schöneberg und Charlottenburg-Wilmersdorf. Drei Männer im Alter von 21, 27 und 31 Jahren seien tatverdächtig.

Durchsuchung in Remmo-Villa: Festnahmen wegen Widerstands gegen die Polizei

In dem Haus im Ortsteil Buckow wurden ein 31-jähriger Mann und eine 21-jährige Frau wegen Widerstands gegen die Polizei festgenommen. Auf einem Foto ist zu sehen, wie die Polizei eine Person abführt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde ein Auto als mutmaßliches Tatfahrzeug sichergestellt.

Bilder von vor Ort zeigen zudem Dutzende behelmte und schwer bewaffnete Einsatzkräfte. Im Einsatz waren Kriminalpolizisten aus dem Landeskriminalamt (LKA) und Mitglieder einer Hundertschaft für die Sicherungsmaßnahmen rund um den Einsatz.

Gewerkschaft: Wichtig, dass der Rechtsstaat immer wieder Grenzen aufzeigt

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) teilte mit: „Es ist wichtig, dass der Rechtsstaat immer wieder Grenzen aufzeigt und entschieden gegen kriminelle Clanstrukturen vorgeht, damit nicht weiter der Eindruck entsteht, man könne unsere Gesetze missachten und schwerste Straftaten begehen, ohne dass man dafür zur Rechenschaft gezogen wird. Es ist kein Zufall, dass man bei diversen Fällen immer wieder auf bekannte Tatverdächtige stößt, die mehrfach bewiesen haben, dass sie die rechtsstaatlichen Regeln missachten.“

Berlin-Neukölln: Immer wieder Polizei-Einsätze in Clan-Villa

In der Vergangenheit gab es immer wieder Polizeieinsätze in der Clan-Villa. Bei einer Razzia im vergangenen November ging es um ein Ermittlungsverfahren der Berliner Staatsanwaltschaft wegen Urkundenfälschung. Die Großfamilie Remmo soll beim Bezirksamt Neukölln einen nachträglich veränderten und zurückdatierten Mietvertrag über ein weiteres Gebäude auf dem Nachbargrundstück eingereicht haben.

Dabei handelt es sich um einen 500 Quadratmeter großen Flachbau, den die Remmos 2018 ohne Baugenehmigung neben der denkmalgeschützten Villa errichteten. Der darüber eingereichte Vertrag ist laut Bezirk zwar auf das Jahr 2016 datiert, entstanden sei er jedoch erst nach dem 8. Juli 2021, wobei das Datum angepasst worden sei. An diesem Tag zogen Bauarbeiter unter massivem Polizeischutz einen Zaun zwischen beide Grundstücken.

Verzögerung im Prozess um Berliner Clan-Villa

Der Bezirk ist seit 2020 Eigentümer von Villa und Grundstück, die Remmos wohnen zur Miete. Wegen des mutmaßlich gefälschten Vertrags sprach das Bezirksamt der Familie im August 2021 die fristlose Kündigung aus. Am 1. November 2021 hätte das Haus übergeben werden müssen, was aber bisher nicht geschah. Daher reichte das Bezirksamt beim Amtsgericht kurz darauf Räumungsklage ein und zeigte sich anfangs auch zuversichtlich, das Verfahren auch schnell gewinnen und dann auch den Schwarzbau abreißen zu können.

Zuletzt gab es im Bezirksamt aber deutlich weniger Grund für Optimismus. Das Verfahren vor dem Amtsgericht Neukölln zieht sich nicht nur in die Länge. Ein vom Bezirksamt benannter Zeuge, der an der Erstellung des gefälschten Mietvertrags mitgewirkt haben soll, konnte sich bei seiner Aussage im Mai plötzlich an nichts mehr erinnern. Die Familie selbst wiederum weist alle Vorwürfe zurück. Klar ist nur, dass es dieses Jahr keine Entscheidung mehr geben wird.

Am Donnerstag gab das Gericht bekannt, dass auf Wunsch der Familie der nächste geplante Verhandlungstermin vom 13. September 2022 auf den 23. Februar 2023 verschoben werden soll. Frühere vom Gericht vorgeschlagene Termine hätten „wegen Verhinderung von Beteiligten“ nicht gefunden werden können. Einen Zusammenhang zur Razzia gibt es jedoch offensichtlich nicht, da laut eines Gerichtssprechers bereits am 12. August über die Terminverlegung entschieden wurde.

Buckow: Villa wurde 2018 vorläufig beschlagnahmt

Die Villa gehört zu den 77 Immobilien des Remmo-Clans, die nach Ansicht der Berliner Staatsanwaltschaft mit kriminell erwirtschafteten Geldern erworben und im Jahr 2018 vorläufig beschlagnahmt wurden. In zwei Fällen, so auch in Buckow, ordnete das Berliner Landgericht im April 2020 die Einziehung an. Seit September 2020 steht das Bezirksamt Neukölln im Grundbuch und die Familie wohnt zur Miete.

Mitglieder der Remmos sind für zahlreiche teils spektakuläre Verbrechen verantwortlich oder werden mit ihnen in Verbindung gebracht – allen voran der Diebstahl der 100 Kilogramm schweren Goldmünze „Big Maple Leaf“ aus dem Bodemuseum oder der Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden.

( psi/ker/JP/dpa )