Berlin. Die Berliner Polizei hat am Mittwochmorgen in Britz, Kreuzberg, Friedrichshain, Neukölln, Schöneberg und Gropiusstadt Razzien durchgeführt. Es wurden 15 Objekte durchsucht. Wie eine Sprecherin mitteilte, wurden dabei zwei Haftbefehle vollstreckt sowie mehrere Durchsuchungsbeschlüsse umgesetzt – unter anderem in Neukölln und Schöneberg. Bei den Männern handelt es sich um einen 50-Jährigen und einen 42-Jährigen. Ein 38 Jahre alter Mann wurde festgenommen. Gegen ihn sollte noch am Mittwoch ein Haftbefehl erwirkt werden. Alle drei Männer sind verdächtig, Betäubungsmittel aus den Niederlanden nach Berlin geschmuggelt zu haben.
Neben den drei bereits als Tatverdächtigen bekannten Männern wurden noch drei weitere Männer im Alter von 31, 41 und 51 Jahren und zwei 37 und 42 Jahre alte Frauen festgenommen, die nach erkennungsdienstlichen Behandlungen wieder entlassen wurden.
Rund 200 uniformierte Polizisten sowie zivile Drogenfahnder und Staatsanwälte waren im Einsatz. An der Bülowstraße in Schöneberg soll nach dpa-Informationen eine Luxus-Sportlimousine beschlagnahmt und von der Polizei abgeschleppt worden sein. Das Auto soll genau untersucht und zerlegt werden. Auch ein weiteres hochwertiges Fahrzeug beschlagnahmt.
Zudem beschlagnahmten die Ermittler 27 Kilogramm Heroin, über ein Kilogramm Kokain, mehr als 13 Kilogramm Marihuana, knapp sechs Kilogramm Haschisch und Bargeld im unteren sechsstelligen Bereich sowie drei scharfe Schusswaffen samt scharfer Munition.
Die Drogen fanden die Ermittler in verschiedenen Wohnungen und mehreren Gewerbebetrieben, unter anderem Kiosken und Cafés. Den Gewerbetreibenden der betroffenen Geschäfte wurden durch das zuständige Bezirksamt Neukölln Betriebsuntersagungen ausgesprochen.
Hintergrund des Einsatzes ist Material, das aus entschlüsselten Encrochat-Daten gewonnen wurde. Dabei geht es um bandenmäßigen, illegalen Einfuhrschmuggel. Beteiligt an der Aktion sei auch das SEK, so die Sprecherin zur Berliner Morgenpost.
Millionen Daten von Encrochat abgeschöpft
Die Messengerdienst Encrochat galt lange als nicht entschlüsselbar und war deshalb bei Kriminellen sehr beliebt. Der Polizei in Frankreich und den Niederlanden gelang es jedoch im Frühjahr 2020, die Software zu knacken. Millionen Daten wurden so abgeschöpft. Dies führte zu zahlreichen Verhaftungen in ganz Europa.
Am Dienstag begann gegen zwei Männer vor dem Berliner Landgericht ein Prozess wegen Drogenhandels im großen Stil. Ein 39-Jähriger soll laut Anklage bei illegalen Geschäften unter Nutzung des Messengerdienstes Encrochat rund 2,5 Millionen Euro erlangt haben, ein 33-Jähriger rund 330.000 Euro.
Der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei Berlin, Benjamin Jendro, erklärte gegenüber der Morgenpost, man danke den Einsatzkräften sowie den Sachbearbeitern, die die aktuellen Maßnahmen mit akribischer Arbeit ermöglicht hätten. „Encrochat ist Fluch und Segen zugleich. Das ist eine Goldgrube für alle Ermittlungsbehörden, weil Kriminelle hier vollkommen offen über Straftaten kommuniziert haben. Gleichzeitig bindet die Abarbeitung der ausgewerteten Daten auf Jahre große personelle Kapazitäten unseres Landeskriminalamts und der örtlichen Kriminalpolizei.“