Berlin. So hatten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hypo Vereinsbank an der Friedrichstraße ihren Start in die Weihnachtswoche wohl nicht vorgestellt. Als am Mittag mehrere Maskierte in die Filiale stürmten, war der ruhige Arbeitstag zunächst einmal vorbei. Gegen 13.15 Uhr versuchten unbekannte Täter, die Bank zu überfallen – forderten Geld und versprühten dabei Reizgas.
„Es gibt einige Verletzte – Bankpersonal und möglicherweise auch Kunden“, sagte Polizeisprecher Stefan Petersen-Schümann am Montagnachmittag. Die Verletzungen wogen jedoch nicht schwer. Kräfte der Berliner Feuerwehr sahen sich insgesamt 52 Personen an, von denen 33 leichte Symptome wie Augen- und Atemwegsreizungen hatten. „Die haben wir alle vor Ort behandelt“, sagte ein Sprecher am Nachmittag. „Ins Krankenhaus mussten wir niemanden bringen.“
Banküberfall in Mitte: Unklar, ob Täter mit oder ohne Beute flohen
Um wie viele Täter es sich dabei genau gehandelt hat, war am Montagnachmittag noch unklar. Am Dienstag sprach die Polizei von drei Tatverdächtigen.
Laut Zeugenaussagen flohen sie mit dem Auto in unbekannte Richtung. Auch ob die Täter Beute machten oder mit leeren Händen flohen, war zunächst unklar. „Dazu fehlen uns noch die Zeugenvernehmungen und alles Weitere“, so Polizeisprecher Petersen-Schümann am Montag. Am Dienstag waren die Vernehmungen offensichtlich abgeschlossen: Die Polizei teilte mit, dass die Täter ohne Beute geflüchtet seien.
Der Überfall ereignete sich an der Friedrichstraße 60 auf Höhe des U-Bahnhofs Stadtmitte zwischen der Leipziger- und der Kronenstraße. Dieser Bereich war zeitweise voll gesperrt und von schwer bewaffneten Polizistinnen und Polizisten gesichert. Knapp zwei Stunden nach dem Überfall wurde die Sperrung in weiten Teilen aufgehoben, sodass nur noch der Bereich direkt um die Bankfiliale gesperrt war.
Nach und nach wurden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Bank geleitet, nachdem ihre Personalien aufgenommen und die ersten von ihnen befragt wurden. Währenddessen untersuchten Kräfte der Kriminaltechnik das Innere der Filiale. Die weiteren Ermittlungen hat ein Fachkommissariat des Berliner Landeskriminalamts übernommen.
Zahl der Banküberfälle um 95 Prozent gesunken
Klassische Banküberfälle werden in Deutschland ein immer selteneres Phänomen. Das Bundeskriminalamt (BKA) stellte dazu im November Zahlen vor. Demnach ist in den vergangenen 30 Jahren ein Rückgang um 95 Prozent zu verzeichnen. So wurden im Jahr 1993 noch 1623 Überfälle auf Banken, Sparkassen und Postfilialen verzeichnet, 2020 waren es gerade einmal 80.
Als mögliche Gründe führten die Ermittler dabei zum einen an, dass es schlichtweg weniger Bankfilialen gibt. Die Zahl ging gegenüber den 1990er-Jahren von fast 70.000 auf rund 24.000 zurück. Auch die geringer werdende Bedeutung von Bargeld und die bessere Sicherungs- und Überwachungstechnik und das damit drastisch erhöhte Risiko, erwischt zu werden, führen laut BKA zu dem Rückgang. Insgesamt werden in Deutschland drei Viertel aller Banküberfälle aufgeklärt.