Berlin. Spezialeinheiten und andere Abteilungen des LKA werden am Standort in Tempelhof zusammengeführt. Ende 2021 soll der Umzug beginnen.
Noch hängen überall Kabel aus der Wand, die Einrichtung fehlt und ein provisorisch errichteter Bauzaun mit Stacheldraht grenzt das Gebäude von der Straße ab. Von dort ist allerdings das blaue Schild mit der Aufschrift „Landeskriminalamt“ bereits deutlich zu sehen. Ab November will die Berliner Polizei ihr neues Anti-Terror-Zentrum an der Tempelhofer Ringbahnstraße 132 in Betrieb nehmen. Bereits am Montag wurden der erste und zweite Bauabschnitt feierlich an Polizeipräsidentin Barbara Slowik übergeben.
Das Zentrum ist eine der Konsequenzen aus dem islamistischen Attentat auf dem Breitscheidplatz, bei dem im Dezember 2016 zwölf Menschen starben. Alle mit der Terrorabwehr betrauten Kräfte des Landeskriminalamts (LKA), die derzeit noch in mehr als einem Dutzend Liegenschaften über die ganze Stadt verteilt untergebracht sind, sollen nun in das ehemalige Reichspostzentralamt an der Ringbahnstraße einziehen: Der für politische Delikte zuständige Staatsschutz, der Personenschutz, der Bereich Fahndung und Aufklärung, das für Observation zuständige Mobile- und das Spezialeinsatzkommando.

Von November an sollen die ersten 200 Mitarbeiter einziehen, bis Mitte kommenden Jahres dann alle 1200 der insgesamt 3500 Berliner LKA-Kräfte in den rund 400 Büros arbeiten.
Ziel des Zentrums ist es, die Kompetenzen in der Terrorabwehr und -prävention zu bündeln. „Wir haben damit eine zentrale Infrastruktur zur Bekämpfung des Terrorismus und der Schwerstkriminalität geschaffen, die nach dem Motto der ,kurzen Wege’ einen großen Mehrwert für die Sicherheit in unserer Stadt mit sich bringt“, sagte Innensenator Andreas Geisel (SPD). Es seien Kräfte, die eine „extrem schwere und verantwortungsvolle Arbeit“ verrichteten, bei der jeder Fehler „verheerende Auswirkungen haben kann“. Gleichzeitig seien diese Kräfte technisch, räumlich und personell nicht ausreichend ausgestattet gewesen, was sich nun ändern werde. Dass nach 2016 nichts passierte, sei neben der guten Arbeit auch dem Glück zu verdanken.
Durch Lage in Autobahnnähe schnell an neuralgischen Orten
„Der Hauptgewinn ist die Lage“, sagte Sebastian Kraus, der die Planung für das LKA koordiniert hat. Die Stadtautobahn sei direkt vor der Tür, und man sei schnell an allen neuralgischen Punkten der Stadt. „Bei der Reaktion auf Anschläge birgt Zeit eine entscheidende Rolle“, sagte Polizeipräsidentin Slowik. Die Gefahr von Anschlägen sei allgegenwärtig.
„Das Zentrum bedeutet für die Polizei einen entscheidenden Schritt im Kampf gegen den internationalen Terrorismus und schwere und schwerste Kriminalität.“ Es unterstreiche die Wichtigkeit der Arbeit im Kampf gegen den Terror und sei in Form und Ausstattung bundesweit einzigartig. Die Kosten für den Umbau werden auf insgesamt 45 Millionen Euro beziffert. Das Gebäude wird zunächst auf 15 Jahre von der landeseigenen Berliner Immobilienmanagement (BIM) angemietet – mit Option auf eine 20-jährige Verlängerung. Man werde aber sicher auch darüber hinaus Interesse haben, versicherte Senator Geisel weiter. Es sei als dauerhafte Lösung das Ergebnis einer Grundsatzentscheidung für die nächsten Jahrzehnte gewesen.
Was genau neben den Büros alles an Technik und Ausstattung in dem denkmalgeschützten Gebäude untergebracht werden soll, wird nicht im Detail verraten. Bei der Schlüsselübergabe war von Räumen für Einsatz- oder Krisenstäbe sowie für Verhöre und für Dolmetscher die Rede. In einem Anbau, der noch errichtet wird, sind ferner ein Hörsaal, Sportbereiche und Unterstellmöglichkeiten für Spezialfahrzeuge geplant.
Das Zentrum stößt allgemein auf Zustimmung. „Wege werden kürzer, Polizei schneller, Arbeitsbedingungen werden gut – vor allem im Vergleich zu jetzt“, twitterte etwa der innenpolitische Sprecher der Grünenfraktion, Benedikt Lux. Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) begrüßt das neue Zentrum grundsätzlich, kritisiert aber eine „vorgezogene Showveranstaltung“ mitten im Wahlkampf und „grundsätzliche Probleme bei der Umsetzung von Bauprojekten“ für die Polizei.
„Leider hat man wieder einmal verpasst, nach vorne zu schauen und nachhaltig Kapazitäten zu schaffen. Die Planung ist vor Jahren erfolgt, und man hat auch hier versäumt, an die Zukunft zu denken und zusätzlichen Bedarf durch den längst überfälligen Personalzuwachs mitzudenken“, sagte der Berliner GdP-Vizechef Thomas Spaniel. Schon jetzt würde der Platz nicht für die vorhandenen Abteilungen ausreichen.
Gebäude wurde zwischen 1925 und 1928 errichtet
Das Gebäude mit der reich verzierten Fassade, in dem das Fernsehen wesentlich mitentwickelt wurde, wurde zwischen 1925 und 1928 im Stil des Backsteinexpressionismus errichtet. Bis 2018 war die Telekom dort untergebracht, seitdem stand es leer. Es steht unter Denkmalschutz, was den Einbau moderner Technik und Sicherheitsinfrastruktur zusätzlich erschwert hat.