Berlin. Der Knall war wohl so laut, dass viele Bewohner geweckt wurden. Sicherheitshalber mussten manche von ihnen dann mitten in der Nacht ihre Wohnungen in Schöneberg verlassen. Eine heftige Explosion hat dort Fensterscheiben und Autos beschädigt und einen großen Polizeieinsatz ausgelöst.
Gegen 1 Uhr morgens detonierte ein Gegenstand, der am Fuß eines Baustellenschilds in der Fritz-Reuter-Straße abgelegt war, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Ein 60-jähriger Mann wurde durch umherfliegende Teile des Verkehrsschildes leicht am Bein verletzt.
Die Explosion soll so laut gewesen sein, dass sie noch viele Straßen weit zu hören war. Die Polizei eilte selbst zum Explosionsort, parallel gingen mehrere Notrufe ein. Menschen verließen ihre Häuser und standen mitten in der Nacht auf der Straße.
Ob es sich um einen illegalen Silvesterböller oder um einen selbstgebastelten oder militärischen Sprengsatz handelte, war zunächst noch unklar. Beim Kurznachrichtendienst Twitter schrieb die Behörde, dass der Sprengsatz eine Art Kugelbombe, also ein großer illegaler Feuerwerkskörper, gewesen sein könnte. Etwa 30 Einsatzkräfte waren in der Nacht vor Ort und suchten die nähere Umgebung ab, darunter auch Sprengstoffexperten in Schutzausrüstung, wie sie sonst bei Entschärfungen zum Einsatz kommen.
Explosion in Schöneberg: Keine Hinweise auf politisches Motiv
Bislang gebe es keine Hinweise auf eine politisch motivierte Tat, sagte eine Polizeisprecherin. Bislang waren auch keine Bekennerschreiben auf einschlägig bekannten Internetseiten aufgetaucht.
Auch zu anderen Motiven oder möglichen Verdächtigen sei noch nichts bekannt. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei stünden erst am Anfang. Sprengstoffexperten und Kriminaltechniker vom Landeskriminalamt (LKA) würden den Fall untersuchen. Die Polizei sprach von einem erheblichen Sachschaden durch die Druckwelle.
In der Nähe des Explosionsorts soll ein Tesla geparkt haben, hieß es aus Sicherheitskreisen. Aufgrund der Erschütterung soll das Auto seine Kameras aktiviert und die Umgebung aufgezeichnet haben. Nun werde geprüft, ob auf den Aufnahmen Tatverdächtige zu sehen seien, hieß es weiter.
Zwei Mietshäuser wurden evakuiert
Polizei und Feuerwehr hatten in der Nacht die Straße weiträumig mit Flatterband abgesperrt und zwei Mietshäuser nahe der Explosionsstelle evakuiert. Auf der Straße standen in einer langen Schlange zahlreichen Krankenwagen und Polizeifahrzeuge.
Die Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen und wurden in einem bereitgestellten Bus der Feuerwehr untergebracht, twitterte die Polizei. Der Bus kommt bei größeren Einsatzlagen, etwa bei Bränden oder Bombenentschärfungen, zum Einsatz. In dem Bus können Betroffene sich aufwärmen und bekommen Decken und Getränke. Die Menschen wurden evakuiert, weil zunächst nicht klar war, um was für eine Explosion es sich gehandelt hat und ob möglicherweise Gefahr bestand.
Zudem waren zahlreiche Polizisten und Feuerwehrleute vor Ort. Fotos zeigten vermummte Polizisten, die die Umgebung untersuchten und Fundorte von Trümmern auf der Straße mit Spraydosen markierten. (mit dpa)