300 Beamte haben am Dienstag das Anwesen von Arafat Abou-Chaker und weitere Objekte durchsucht. Es geht um Steuerhinterziehung.
- Razzia bei Clan-Chef Arafat Abou-Chaker: Am Dienstagmorgen haben 300 Ermittler 18 Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht - in Berlin, in Brandenburg und in der Schweiz.
- Bei den Durchsuchungen wurden mehrere Millionen Euro beschlagnahmt. Auch Geschäftsunterlagen und Datenträger wurden sichergestellt.
- Laut Polizei wird ermittelt wegen Betruges, Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Verstoßes gegen die Abgabenverordnung.
- Arafat Abou-Chaker steht derzeit wegen anderer Vorwürfe vor Gericht: Er und seine drei Brüder sollen den als Bushido bekannten Rapper Anis Ferchichi rechtswidrig um einen Teil seines Vermögens gebracht zu haben.
Kleinmachnow/Berlin. Mit einer großangelegten Razzia sind Ermittler gegen vier Verdächtige vorgegangen. Sie durchsuchten 18 Wohnungen und Geschäftsräume in Berlin, im Land Brandenburg und in der Schweiz. Der Verdacht: „Steuerstraftaten in erheblichem Umfang“. Der Schauplatz: die Rapperszene. Sie beschlagnahmten Beweismittel und mutmaßliches Clan-Geld.
Durchsucht wurde am Dienstagmorgen auch das Anwesen von Clan-Chef Arafat Abou-Chaker in Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark). Insgesamt 300 Beamte waren im Einsatz, darunter auch ein Spezialeinsatzkommando und die Berliner Steuerfahndung. „Wir ermitteln wegen Betruges, Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Verstoßes gegen die Abgabenverordnung“, sagte ein Polizeisprecher der Berliner Morgenpost. Zwischenfälle gab es nach Angaben der Polizei nicht: „Das verlief alles unproblematisch“, so der Sprecher weiter.
Razzia bei Arafat Abou-Chaker: Ermittler vermuten Millionen an kriminellem Vermögen
Die Berliner Staatsanwaltschaft teilte mit, bei den Durchsuchungen gehe es um den Verdacht „von Steuerstraftaten in erheblichem Umfang“ im Zusammenhang mit Managementleistungen innerhalb der ,Rapszene‘. Die Ermittlungen würden sich gegen vier Beschuldigte richten, die teilweise dem Bereich der Organisierten Kriminalität zuzurechnen seien. Neben der Vollstreckung der Durchsuchungsbeschlüsse hätten die Ermittler „Arrestbeschlüsse“ für mehrere Millionen Euro dabei gehabt. Wieviel davon tatsächlich beschlagnahmt worden ist, war bis zum Abend unklar.
Geschäftsunterlagen und Datenträger bei Razzia sichergestellt
Das heißt: Die Fahnder rückten mit dem Ziel an, Vermögen von mehreren Millionen Euro sicherzustellen. Wieviel es am Ende tatsächlich war, müssen die weiteren Ermittlungen zeigen. Die Staatsanwaltschaft teilte lediglich mit, dass Geschäftsunterlagen und Datenträger sichergestellt wurden, die gesichtet und ausgewertet werden müssen. Ziel sei es, Beweise zu finden und Vermögenswerte einzuziehen.
Zu den Objekten zählten neben der Villa in Kleinmachnow auch ein Bürokomplex an der Puderstraße in Treptow. Laut „B.Z.“ wurde zudem eine Anwaltskanzlei an der Meinekestraße in Charlottenburg durchsucht. Haftbefehle seien nicht vollstreckt worden.

Nach Informationen der Berliner Morgenpost laufen die Ermittlungen gegen Abou-Chaker seit mehreren Monaten. Eine mit dem Fall betraute Person sagte, dass das Verfahren auf „Nebenerkenntnisse“ aus anderen Verfahren und Durchsuchungen zurückgehe, in denen sich Hinweise auf mögliche Steuerstraftaten ergeben hätten.
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Berliner Behörden verschärfen den Kampf gegen Clans
Der rot-rot-grüne Berliner Senat hatte im November 2018 einen Fünf-Punkte-Plan gegen Clan-Kriminalität beschlossen. Seitdem gehen die Sicherheitsbehörden verstärkt gegen kriminelle Mitglieder arabisch-stämmiger Großfamilien vor. Häufig werden diese Razzien als Show-Veranstaltungen bezeichnet. Ermittler sagen hingegen, dass dadurch wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden und die Szene zunehmend nervös werde und Fehler mache. Der Berliner Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Norbert Cioma, kommentierte den Einsatz so: „Die heutigen Maßnahmen sind wichtig, denn der Rechtsstaat muss immer weiter dran bleiben, um den Sumpf trocken zu legen. Clans wie die Abou-Chakers haben in den letzten Jahren viel illegales Geld in den legalen Kreislauf gespeist.“
Kriminelle Clans würden mit Geld aus Drogengeschäften, Schutzgelderpressungen und anderen kriminellen Einnahmequellen Immobilien und andere Luxusgüter finanzieren. „In unserem Geldwäscheparadies werden jährlich mehr als 100 Milliarden Euro rein gewaschen“, sagte Cioma und forderte eine personelle und technische Aufstockung bei den Behörden und die vollständige Umkehr der Beweislast bei der Vermögensabschöpfung.
Arafat Abou-Chaker steht derzeit vor Gericht
Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder müssen sich zurzeit wegen anderer Vorwürfe vor dem Berliner Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, den als Bushido bekannten Rapper Anis Ferchichi rechtswidrig um einen Teil seines Vermögens gebracht zu haben.
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Abou-Chaker, der früher als Manager für Bushido tätig war, soll Bushidos Wunsch nach einer Trennung nicht akzeptiert haben und seinen einstigen Geschäftspartner eingesperrt und mit einer halbvollen Plastikflasche geschlagen haben. In dem Verfahren vor Gericht hat sich Abou-Chaker bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert. Der Prozess war wegen eines Trauerfalls unterbrochen worden und soll am 30. September fortgesetzt werden.
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mit dpa