Berlin. Nach der Gewalttat in Schöneberg am Montagabend ist die Polizei in erhöhter Alarmbereitschaft. Denn die Spuren führen ins Clanmilieu. In einem Video, das in den sozialen Medien geteilt wurde und das der Berliner Morgenpost vorliegt, ist zu sehen, wie zahlreiche Männer vor einer Hofeinfahrt stehen. Plötzlich kommen einige Personen vom Hinterhof auf die Straße gerannt. Immer wieder sind Schüsse zu hören.
Nach einiger Zeit ergreifen mehrere Männer die Flucht. Weiterhin ist in einem Video zu sehen, wie ein Mann eine schwer verletzte Person auf den Schultern in Richtung Straße trägt. Drei weitere Personen eilen hinterher, um Hilfe zu holen. Am Straßenrand halten sie dann einen Streifenwagen an.
Als die Schüsse fielen, demonstrierten rund 200 Meter vom Tatort entfernt junge Menschen gegen die Räumung des Jugendzentrums „Potse“ an der Potsdamer Straße. Dort war auch die Polizeistreife unterwegs.
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Schüsse in Schöneberg: Szenekenner in erhöhter Alarmbereitschaft
Das, was da am Montagabend in Schöneberg passiert ist, versetzt Szenekenner und Polizisten in Berlin in erhöhte Alarmbereitschaft. Denn die ganze Konstellation, die dem Verbrechen zugrunde liegt, hat eine gewisse Sprengkraft. Das Opfer, das am Montagabend mit schweren Kopfverletzungen in ein Unfallkrankenhaus gebracht wurde, ist Omar F. Wie die Staatsanwaltschaft am Dienstag mitteilte, erlitt Omar F. eine Schlagverletzung am Kopf. Wie die Kopfverletzung entstanden sei, ist unklar. Nach Informationen der Berliner Morgenpost soll als Tatwaffe ein Baseballschläger in Frage kommen.
Omar F. ist für die Polizei wiederum kein Unbekannter. Der Mann soll kurz vor Weihnachten 2018 am Hermannplatz in Neukölln bei einer Verkehrskontrolle einen Polizisten angefahren haben. F. war wenig später in Düsseldorf festgenommen worden. Omar F. selbst hat mehrere Vorstrafen.
Am Montagabend wurde gegen 18.15 Uhr in Kreuzberg in der Gneisenau- Ecke Nostitzstraße wiederum ein 24-jähriger Serbe festgenommen, der im Verdacht steht, an der Auseinandersetzung gegen Omar F. beteiligt gewesen zu sein. Ein weiterer Mann aus dem Kreis der Tatverdächtigen soll zudem Verbindungen zu Nidal R. haben. Der Intensivtäter war fast auf den Tag genau vor zwei Jahren am Rande des Tempelhofer Feldes erschossen worden. Die Ermittler fragen sich nun, ob es da möglicherweise einen Zusammenhang gibt.

Schüsse in Schöneberg: Mordkommission ermittelt
Der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei, Benjamin Jendro, sagte der Berliner Morgenpost: „Die Ereignisse in Schöneberg zeigen, dass beim Konkurrenzkampf innerhalb der Organisierten Kriminalität auch vor schwersten Verletzungen und sogar dem Tod nicht zurückgeschreckt wird“. Es gehe um viel Geld und Macht auf der Straße, da werde in bestimmten Kreisen auch nicht davor zurückgeschreckt, mit einem Baseballschläger Menschen zu malträtieren oder gar Schusswaffen einzusetzen. Innenexperte Tom Schreiber (SPD) sagte, dass der Kiez für schwerste Gewalttaten bekannt sei. „Hier ist ein konsequentes Vorgehen der Polizei gefragt“, betonte Schreiber.
Die 1. Mordkommission und die Staatsanwaltschaft Berlin haben nun die Ermittlungen zu den Hintergründen der Auseinandersetzung übernommen.