Die Ermittlungsgruppe „EG Nachtwache“ konnte eine Brandserie an Fahrzeugen aufklären. Der Täter wurde in Hamburg gefasst.

Ein Berliner Serienbrandstifter ist in Hamburg gefasst worden. Die Polizei hat in der Hansestadt einen 30-Jährigen festgenommen, als er ein Auto anzünden wollte. Bei seiner Vernehmung sagte der Mann, dass er auch drei Autos in Berlin angezündet habe. Nach Hamburg hatte sich der Brandstifter abgesetzt, nachdem die Ermittler der Ermittlungsgruppe „EG Nachtwache“ vom Landeskriminalamt ihm auf der Spur waren.

Bei dem Serienbrandstifter handelt es sich um Marcel G. Das erfuhr die Berliner Morgenpost aus Justizkreisen. Zuerst hatte der "Tagesspiegel" darüber berichtet. Marcel G. war im Jahr 2017 zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Vor Gericht bezeichnete sich der damals 27-Jährige als „Antifa-Aussteiger“. Damals hatte er erklärt, er habe die Tat der linken Szene in die Schuhe schieben wollen - aus Rache. Er habe Anschluss an das Umfeld der Rigaer Straße gesucht. Dort habe man ihn aber für einen Verräter gehalten. Er sei von der linken Szene „regelrecht gejagt“ worden, sagte er damals. „Ich bin dann ausgestiegen, habe Leute aus der Bärgida-Szene kennen gelernt und an deren Veranstaltungen teilgenommen.“

Schon länger im Visier der Polizei

Die wegen der zahlreichen Brandstiftungen eingesetzte Kripo-Ermittlungsgruppe „Nachtwache“ hatte Marcel G., der keinen festen Wohnsitz hat, schon länger als Verdächtigen im Visier. Es sei ihm aber gelungen, die Stadt zu verlassen und sich nach Hamburg abzusetzen, sagte ein Polizeisprecher. Auch dort wollte er am 6. August ein Auto anzünden. Dabei wurde er dann erwischt.

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Marcel G. war laut Polizei bereits vorher wegen ähnlicher Delikte verurteilt worden. Er habe drei Brandstiftungen in Berlin zugegeben. Nun will die Polizei klären, ob er auch weitere 28 Brandstiftungen verübt hat. Die Polizei sprach von einem Erfolg und kündigte an, die Ermittlungsgruppe wieder aufzulösen. Sie war im Juli eingerichtet worden. Ein Polizeisprecher sagte der Berliner Morgenpost, dass die Auflösung der Ermittlungsgruppe nicht ungewöhnlich sei. Sie wurde gegründet, weil man hinter mehreren Taten ein Muster erkannt habe.

Auch nach der Festnahme brannten Dutzende Autos

Auf die Spur des 30-Jährigen kam die Polizei, weil es bei mehreren Brandstiftung eine ähnliche Vorgehensweise gab. Marcel G. soll drei Taten an der Schaperstraße in (Wilmersdorf), der Bartningallee (Hansaviertel) und der Müller-Breslau-Straße (Tiergarten) gestanden haben. Vor allem der Brand an der Bartnigallee dürfte den Anwohnern noch in Erinnerung sein. Damals brannte in den frühen Morgenstunden gleich mehrere Fahrzeuge. Gegen 3.50 Uhr hörten Anwohner und Passanten einen lauten Knall und sahen Feuerschein an zwei geparkten Autos. Zwei Fahrzeuge wurden durch die Flammen zerstört, eins beschädigt.

Für zwei weitere Taten ist Marcel G. dringend tatverdächtig. Darunter auch ein Brand an der Lützowstraße. Damals war es reines Glück, dass die Flammen nicht auf ein Wohnhaus überschlugen. Bei 26 weiteren Taten wird ein Tatzusammenhang geprüft. Untersucht wird auch, ob ein Zusammenhang zur Brandnacht von Kreuzberg besteht, wo in der Nacht, als es an der Lützowstraße brannte, auch im Bergmannkiez in Kreuzberg elf Fahrzeuge brannten.

Im August brannten 60 Fahrzeuge

Unklar ist, wie groß der Ermittlungserfolg der Polizei tatsächlich ist. Auch im August hatten in Berlin wieder 60 Fahrzeuge gebrannt - und damit genauso viele wie im Juli und das, obwohl der mutmaßliche Serienbrandstifter bereits die Stadt verlassen hatte. Die Gesamtzahl der Autobrände kletterte Ende August auf mindestens 376. Zum Vergleich: Im gesamten vergangenen Jahr brannten 446 Fahrzeuge. Der bisherige Rekord stammt aus dem Jahre 2011: Damals waren es 527 Fahrzeuge

Zu dem Ermittlungserfolgt sagte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Norbert Cioma: „Es zeigt sich einmal mehr, dass die Berliner Polizei stets da erfolgreich ist, wo wir konzentriert und fokussiert arbeiten können. Wir sollten ernsthaft überlegen, nicht immer nur dann Personal zu einer Ermittlungsgruppe zusammenzufügen, wenn der öffentliche Druck wächst“. Sinnvoller sei eine dauerhafte Einheit mit zivilen Kräften, die stadtweit und auftragsungebunden gegen Autobrandstiftungen, Profilierungsfahrten und andere stetig wiederkehrende Kriminalitätsphänomene vorgehen könne.

Nur bei einem geringen Anteil der Taten vermuten die Ermittler ein politisches Motiv im linksextremen oder rechtsextremen Milieu wie zuletzt in Neukölln. Bei den meisten Brandstiftungen gehen die Ermittler von anderen Hintergründen aus. Angenommen werden nach Auskunft der Polizei auch reiner Vandalismus, pyromanische Tendenzen, gezielte Racheaktionen im privaten Umfeld, Versicherungsbetrug und sogenannte Verdeckungsbrände. (mit dpa)