Berlin. Bei einem Juwelier in der Ladenpassage des Steigenberger Hotels am Los-Angeles-Platz hat es am Dienstagabend einen Blitzeinbruch gegeben. Laut Medienberichten sollen die Täter Uhren und Schmuck mit Millionenwert erbeutet haben. Der Schaden liege bei mehr als einer Million Euro, berichten mehrere Zeitungen und der RBB unter Berufung auf den betroffenen Geschäftsführer. Die Polizei macht in solchen Fällen generell keine Angaben zur Schadenshöhe und wollte die Berichte am Donnerstag nicht kommentieren. "Die Ermittlungen dauern an", sagte eine Behördensprecherin.
Täter sind mehrmals gegen die Schaufensterscheibe gefahren
Um sich Zugang zum Geschäft zu verschaffen, fuhren die Täter mit dem Auto gegen die Schaufensterscheibe. „Kurz vor Geschäftsschluss gegen 17.45 Uhr fuhr ein dunkler Kombi in die Schaufensterscheibe des Geschäfts. Zwei maskierte Männer drangen durch das entstandene Loch in den Verkaufsraum ein und bedrohten dort zwei Mitarbeiter“, sagte Polizeisprecherin Patricia Brähmer der Berliner Morgenpost.
Die maskierten Täter sollen zwei Mitarbeiter mit einer Schusswaffe bedroht haben, bevor sie zu Fuß mit den Luxusgütern entkamen. Das zuvor gestohlene Auto ließen sie am Tatort zurück. Experten werten nun Spuren vom Tatort aus. Ob Teile der Beute irgendwo auftauchen, also zum Beispiel zum Verkauf angeboten werden, prüfen Ermittler ebenfalls. Bisher äußert sich die Polizei nicht zu der Frage, ob es Aufnahmen aus Überwachungskameras von der Tat gibt.
Mitarbeiter erleiden einen Schock
Ein 57 Jahre alter Mitarbeiter erlitt bei dem Überfall einen Schock und wurde zur Behandlung in ein Krankenhaus eingeliefert. Sein 37 Jahre alter Kollege blieb unverletzt, stand aber laut Polizei sichtlich unter dem Eindruck des Geschehens.
Die Polizei sperrte den Tatort weiträumig ab und stellte im angrenzenden Los-Angeles-Park einen Lichtmast auf, um den Fluchtweg zu beleuchten. Das Tatfahrzeug wurde beschlagnahmt. Experten der Spurensicherung untersuchten den sichergestellten Wagen noch am Tatort – und waren damit auch am Mittwoch beschäftigt. Die Chancen, verwertbare Spuren, insbesondere DNA-Material, zu finden, stünden nicht schlecht, hieß es aus Ermittlerkreisen.
Das Material wird im weiteren Verlauf routinemäßig mit gesicherten Spuren aus anderen, ähnlichen Taten verglichen, die bislang unaufgeklärt sind. „Und natürlich erfolgt auch ein Abgleich mit der Täterkartei des Bundeskriminalamtes, da könnte durchaus ein Treffer dabei herauskommen“, sagte ein Beamter. Seine Begründung: Die Kaltblütigkeit, mit der die Täter an der Rankestraße vorgegangen seien, lasse den Schluss zu, dass sie nicht zum ersten Mal in dieser Weise aktiv waren.
Immer wieder gibt es Juwelier-Überfälle rund um den Kudamm
Warum die Männer trotz zweier Türen zum Laden die Scheibe zertrümmerten, war laut einer Polizeisprecherin offen. Möglicherweise hätte man zum Betreten des Geschäfts klingeln müssen.
In der Gegend rund um Berlins bekannteste Einkaufsmeile gibt es immer wieder Überfälle, vor allem auf Juweliere, Luxusuhrenläden und das Luxuskaufhaus "Kaufhaus des Westens" (KaDeWe). Auf die gleiche Weise – schnelles und rücksichtsloses Vorgehen trotz zahlreicher vorhandener Zeugen – wurden in den vergangenen Jahren ebenfalls am Kudamm auch Computershops und Geldtransporte überfallen. Ermittler sind davon überzeugt, dass die meisten Taten, wenn nicht gar alle, von Mitgliedern großer Familienclans begangen wurden.
Eine Übersicht der spektakulärsten Überfälle rund um den Kudamm:
31. Oktober 2016: Unbekannte brechen in das Kaufhaus Karstadt am Berliner Kudamm ein. Sie brechen Vitrinen auf und stehlen Schmuck.
28. August 2016: Zwei Männer mit einer Axt überfallen einen Juwelier. Einer der beiden lässt sich erst Schmuck zeigen, dann bedrohen beide die Angestellten und stehlen Schmuck.
6. Juni 2016: Vier Maskierte brechen am Kudamm in ein Geschäft für Luxusuhren ein. Sie stehlen eine sechsstellige Summe Bargeld und mehrere hundert teure Armbanduhren. Sie entkommen nach einer Verfolgungsjagd mit der Polizei. Rund drei Wochen nach der Tat werden zwei Verdächtige gefasst - laut Medien Mitarbeiter des Geschäfts.
28. Mai 2016: Drei Maskierte brechen am Kudamm mit einem Auto und einem Rammbock ein Geschäft für Luxusuhren auf. Sie stehlen Uhren im Wert von einigen hunderttausend Euro und fliehen nach wenigen Minuten.
29. März 2016: Mehrere Männer scheitern beim Versuch, einen Geldtransporter neben dem KaDeWe zu überfallen. Zwei Täter springen in den Laderaum des haltenden Transporters, wo ein Wachmann eine Geldkassette einlädt. Sein Kollege am Steuer des Wagens gibt Gas, so dass die Kriminellen aus der geöffneten Ladetür stürzen und fliehen.
20. Dezember 2014: Mehrere maskierte Männer stürmen mitten im Weihnachtstrubel in die Uhren- und Schmuckabteilung des KaDeWe. Mit Hämmern zertrümmern sie Vitrinen und erbeuten Ware im Wert von rund 800 000 Euro. Der mutmaßliche Anführer der Bande wird im Mai 2016 zu knapp sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Andere Bandenmitglieder warten noch auf ihren Prozess. Von der Beute ist Anfang Juli ein erstes Stück aufgetaucht.
20. September 2014: Drei maskierte Männer überfallen einen Geldtransporter vor dem Apple-Laden am Kudamm. Sie bedrohen einen Geldboten, der aus dem Laden kommt, nehmen ihm die Geldkassette ab und fliehen in einem Auto, in dem ein Komplize wartete.
10. September 2014: Zwei Männer überfallen tagsüber ein Juweliergeschäft am Kurfürstendamm. Sie versprühen Reizgas, bedrohen Kunden mit einer Pistole, schlagen mehrere Vitrinen ein und stehlen teuren Schmuck.
10. August 2014: Zwei maskierte Männer werfen ein Schaufenster des KaDeWe ein und erbeuten Uhren im Wert von mehreren zehntausend Euro aus der Auslage.
10. Februar 2014: Einbrecher steigen in den Tresorraum einer Bank in der Tauentzienstraße ein, brechen einen Tresor auf und erbeuten eine höhere Summe.
30. Dezember 2013: Drei Bewaffnete und Maskierte überfallen auf der Tauentzienstraße vor einem Kaufhaus einen Geldtransporter und erbeuten eine sechsstellige Summe. Ihr mutmaßliches Fluchtauto wird später brennend in der Nähe gefunden.
23. Dezember 2013: Mehrere Männer rasen mit einem Auto in das Apple-Geschäft und erbeuten Smartphones und andere Geräte. Im Januar fassen Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Polizei sieben Verdächtige, die auch mehrere weitere „Blitz-Einbrüche“ verübt haben sollen.
Mehr Polizeimeldungen:
Vermisst: Polizei sucht 13-jähriges Mädchen
Polizisten angefahren - Mann in Düsseldorf festgenommen
Bewaffnete Überfälle - Polizei sucht diesen Mann