Andreas Z. und Thomas H. sollen, davon ist die Berliner Staatsanwaltschaft überzeugt, „einen Menschen getötet haben ohne Mörder zu sein“. Wegen Totschlags müssen sich die 32 und 40 Jahre alten Männer seit Dienstag vor dem Landgericht Moabit verantworten. Ihr Opfer war ein 39-jähriger Obdachloser. In Berlin sind vor allem in jüngster Zeit Gewalt und Aggressivität gegen Obdachlose, aber auch unter Obdachlosen, stark gestiegen – das besagt eine gerade veröffentlichte Untersuchung. Der Mann, der aus Polen stammte, und für dessen Tod die Angeklagten verantwortlich sein sollen, starb einen besonders qualvollen Tod.
Der Tatort: Eine trostlose Brache am Papenpfuhlbecken in Hohenschönhausen, die bevorzugt von Obdachlosen als Lager- und Schlafstätte genutzt wird. Wer es sich in diesem Milieu leisten kann, übernachtet in einem Zelt. Auch zwei 25 und 39 Jahre alte Männer aus Polen verfügten über diesen „Komfort“. In der Nacht vom 11. auf den 12. März dieses Jahres sollen die beiden Angeklagten die Schlafstätte gestürmt und auf die im Zelt schlafenden Polen eingeschlagen und -getreten haben. Danach zogen sie den Ermittlungen und Zeugenaussagen zufolge das Zelt in den Teich und bewarfen es mit Gegenständen, unter anderem mit einer Europalette und einer schweren Autobatterie. Der 25-Jährige konnte sich retten, der 39-Jährige versuchte ebenso panisch wie erfolglos, sich aus dem Zelt zu befreien und ertrank schließlich.
Die beiden Angeklagten lebten selbst lange auf der Straße und gehören offenkundig dem sogenannten Trinkermilieu an. In seiner vom Vorsitzenden Richter verlesenen Vernehmung durch die Polizei gab der 40-jährige H. an, er habe täglich mindestens 30 Bier getrunken. Die beiden attackierten Polen bezeichnete H. in dieser Vernehmung als „böse Menschen“, über den getöteten 39-Jährigen sagte er, dieser habe Haustiere gehabt. Haustiere – so ergab eine Nachfrage – ist in der Szene eine Bezeichnung für Läuse. Ansonsten beteuerte H. bei der Polizei, man habe die beiden Polen zwar aus Rache verprügelt, aber nicht getötet: „Als ich wegging, lag da kein Toter rum“. Die polizeiliche Aussage von Thomas H. wurde verlesen, weil die beiden Angeklagten zum Prozessauftakt schwiegen.
Auf den wichtigsten Zeugen, den überlebenden Freund des Getöteten wird das Gericht wohl verzichten müssen, sein Aufenthaltsort war trotz intensiver Bemühungen nicht zu ermitteln. Mitarbeiter einer Hilfseinrichtung hatten lediglich mitgeteilt, es gebe eine Freundin des Mannes in Hannover, genauso gut könne er aber auch in Spanien, Frankreich oder Holland sein, wo er sich früher bereits aufgehalten habe. Der Prozess wird am morgigen Donnerstag fortgesetzt.