Berlin-Wedding

Psychisch kranker Straftäter ersticht Sozialarbeiter

| Lesedauer: 3 Minuten
Andreas Gandzior, Alexander Dinger und Sebastian Geisler
Psychisch Kranker in Wedding sticht Mann nieder und flüchtet

Psychisch Kranker in Wedding sticht Mann nieder und flüchtet

Passanten sollen nicht an den Verdächtigen herantreten und Beobachtungen direkt dem Notruf 110 melden, schreibt die Polizei.

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Der 30-Jährige stach während eines Patientengesprächs plötzlich auf den Betreuer ein und flüchtete. Die Polizei nahm den Mann fest.

Berlin. Mehrere Stunden nach einem tödlichen Messerangriff in einer Berliner Einrichtung für psychisch Kranke in Wedding hat die Polizei den mutmaßlichen Täter gefasst. Der 30-Jährige sei in der Nähe des Tatorts an der Wiesenstraße festgenommen worden, twitterte die Behörde am Freitagnachmittag. Das Opfer, ein 39 Jahre alter Mitarbeiter der Einrichtung, war seinen schweren Verletzungen nach dem Angriff am Vormittag erlegen. Die Polizei warnte die Bevölkerung davor, sich dem flüchtigen Messerstecher zu nähern.

In der Einrichtung werden verurteilte psychisch kranke Straftäter behandelt und untergebracht. Diese Straftäter sitzen aufgrund ihrer Erkrankung ihre Strafe nicht in einer regulären Justizvollzugsanstalt ab. Nach Informationen der Berliner Morgenpost war der mutmaßliche Täter bereits am 18. April 2016 auf Bewährung aus dem Maßregelvollzug entlassen worden. Bei dem Mann handelt es sich um einen gebürtigen Russen aus Grosny.

Nach Informationen der Berliner Morgenpost verbüßte der Mann von 2009 bis 2016 seine Strafe im Maßregelvollzug in der Einrichtung an der Wiesenstraße. Anschließend erging die Bewährungsauflage, dass er weitere fünf Jahre in der Einrichtung wohnen bleiben muss. Tagsüber konnte er diese jedoch verlassen. Zuletzt absolvierte der 30-Jährige eine Ausbildung im Annedore-Leber-Berufsbildungswerk. Er soll zudem ein Handwerker-Praktikum im holzverarbeitenden Gewerbe gemacht haben. Weiterhin befand er sich in ambulanter Behandlung in einer weiteren Einrichtung in Tegel.

Der Angreifer war nach der Attacke mehrere Stunden auf der Flucht. Zahlreiche Beamte suchten in der Umgebung des Heims nach dem Messerstecher und warnten vor einem Kontakt zu ihm. Der Tatort wurde weiträumig abgesperrt. Anschließend fahndeten Polizisten mit Hunden nach dem mutmaßlichen Täter.

Nach Informationen der Berliner Morgenpost ereignete sich die Tat gegen 10.40Uhr während eines Patientengesprächs. Bei diesem Treffen besprechen mehrere Betreuer mit dem Patienten dessen Zustand und gesundheitliche Situation. Der Mann soll unvermittelt und ohne Vorwarnung das Messer gezogen und den Sozialarbeiter niedergestochen haben. Es gab mehrere Augenzeugen der Tat, die teils noch sichtlich unter dem Eindruck des Geschehens standen. Die Polizei verständigte Psychologen, die sich um die betroffenen Mitarbeiter kümmern sollten. Die vierte Mordkommission hat laut Polizei die Ermittlungen übernommen.

Polizeisprecher zu Fahndung nach tödlicher Messerattacke in Wedding
Polizeisprecher zu Fahndung nach tödlicher Messerattacke in Wedding

Verwirrter sticht Frau in Charlottenburg nieder

Erst vor zwei Wochen hatte ein geistig verwirrter Mann in Charlottenburg eine Frau an der Nehringstraße offenbar grundlos niedergestochen und schwer verletzt. Der 45-jährige mutmaßliche Täter hatte die Frau vor den Augen ihres Mannes und ihrer Tochter mit einem Messer in den Rücken gestochen. Der mutmaßliche Angreifer flüchtete zunächst in seine Wohnung. Als er ungefähr eine Stunde später wieder herauskam, nahmen ihn Polizisten fest. Einen Tag nach der Messerattacke wurde der Mann einem Haftrichter vorgeführt. Dieser ordnete die Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik an.