Staatsschutz ermittelt

Zwei Autos in Neukölln angezündet

| Lesedauer: 3 Minuten
Alexander Dinger

In der Nacht brannte es in der Gielower und in der Lauterberger Straße. Die Polizei prüft in beiden Fällen ein politisches Motiv.

Im Ortsteil Britz in Berlin-Neukölln sind in der Nacht zu Montag zwei Autos angezündet worden. Der Staatsschutz prüft in beiden Fällen ein politisches Motiv.

Das erste Auto ging gegen 1.30 Uhr in der Gielower Straße in Flammen auf. Eine Anwohnerin hörte Geräusche, sah dann den Brand und alarmierte die Feuerwehr, die das Feuer löschte. Der Motorraum des Autos brannte komplett aus, die Hitze des Feuers beschädigte auch ein daneben geparktes Auto. Das Auto gehört einem IG-Metall-Mitglied und früherem Mercedes-Benz-Betriebsrat. Das Auto war auch – mit IG-Metall-Fahnen geschmückt – auf mehreren Kundgebungen gegen Rechtsextreme zu sehen. Ermittler glauben nicht an einen Zufall.

Etwa eine halbe Stunde später bemerkte eine Anwohnerin in der Lauterberger Straße ein weiteres brennendes Auto. Auch hier brannte der Motorraum komplett aus, bevor die Feuerwehr die Flammen löschen konnten. Das Auto gehört dem Inhaber der Buchhandlung Leporello, Heinz J. Ostermann. Für ihn ist es nicht die erste Attacke. Im Dezember beschädigten Unbekannte die Scheibe seines Ladens. Zuvor hatte es dort und in weiteren Buchhandlungen eine Veranstaltung unter dem Motto „Was tun gegen die AfD? Aufstehen gegen Rassismus" gegeben. Ostermann engagiert sich mit weiteren Läden gegen Rechtspopulismus und Rassismus. „Meine Buchhandlung ist aber eine ganz normale Buchhandlung“, sagte Ostermann der Berliner Morgenpost. Bei seinem Laden handle es sich nicht – wie von anderen dargestellt – um einen Laden der linken Szene. Im Netz war Ostermann unter anderem als rot-grüne Hetzer beschimpft worden.

Damit scheint sich in Neukölln ein Konflikt zuzuspitzen. Vor acht Tagen war in Britz das Auto der SPD-Abgeordneten Mirjam Blumenthal in Brand gesetzt worden. Blumenthal ist auch Gruppenleiterin beim sozialistischen Kinder- und Jugendverband Die Falken. Auch hier prüft der Staatsschutz prüft einen möglichen politischen Hintergrund der Tat. SPD und Falken vermuten ein rechtsradikales Motiv.

Die SPD-Politikerin engagiert sich nach Parteiangaben vielseitig gegen Rechts. Unter anderem organisiere Blumenthal derzeit eine Gedenk- und Erinnerungsveranstaltung in Neukölln an den 71. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, teilte die Partei mit. Außerdem sitze sie im Kreisvorstand der SPD Neukölln als Beisitzerin für Strategien gegen Rechts.

Auch evangelische Einrichtungen waren bereits Ziel der Attacken. Unbekannte hatten etwa in der Nacht vom 11. auf den 12. Dezember einen Brandanschlag auf das Neuköllner Café „k-fetisch“ verübt, ein Spruchband der Evangelischen Kirche Rudow zerstört, das sich gegen Rassismus richtet.

Dazu erklärte Franziska Giffey, Bezirksbürgermeisterin und Kreisvorsitzende der SPD Neukölln damals: „Es ist erschütternd, dass diese Institutionen, die sich mit friedlichen Mitteln gegen Gewalt und Ausgrenzung engagieren, derart attackiert werden. Meine Solidarität gilt all denen, die aufstehen gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz. Gewalt kann nie ein berechtigtes Mittel der Auseinandersetzung sein.“

Die „Freien Kräfte Neukölln" hatten im vergangenen Jahr unter dem Motto "Neukölln wehrt sich gegen Linksextreme“ zahlreiche die Adressen „linker“ Treffpunkte veröffentlicht. Die gleiche Taktik verfolgen Neuköllner Linksextremisten, die Adressen von Rechtsextremen und Rechtspopulisten veröffentlichten und die Fassaden ihrer Wohnhäuser beschmierten.

Hausflure und Kinderwagen in Neukölln angezündet
Hausflure und Kinderwagen in Neukölln angezündet