Schon wieder musste die Polizei bei einer gewalttätigen Auseinandersetzung am Alexanderplatz in Mitte einschreiten. In der Nacht zum Sonntag waren unterhalb des Fernsehturms mehrere Männer aus noch ungeklärten Gründen aneinandergeraten. Ein 29 Jahre alter Mann musste verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert werden.
Nach Angaben der Polizei hatte sich der 29-Jährige gegen 22 Uhr mit einem Unbekannten gestritten und ihm schließlich einen Kopfstoß versetzt. In der Folge mischte sich ein weiterer 27 Jahre alter Mann ein und schlug dem 29-Jährigen eine Bierflasche auf den Kopf. Drei Begleiter des 27-Jährigen fügten dem 29-Jährigen dann Schnittverletzungen an Schulter und Armen zu. Die vier Tatverdächtigen konnten wenig später von alarmierten Polizeibeamten festgenommen werden. Einer von ihnen konnte nach Angaben eines Augenzeugen in der Rosenstraße gestellt werden. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei zu dem Fall dauerten am Sonntag an.
Seit Jahren muss die Polizei im Bereich Alexanderplatz pro Jahr rund 600 Gewaltdelikte bearbeiten. Und das, obwohl seit 2012 ein Kontaktmobil für mehr Präsenz der Polizei und damit für mehr Sicherheit sorgen soll. Dies belegt die Antwort der Senatsinnenverwaltung auf eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Tom Schreiber. 481 der Gewaltdelikte lagen im vergangenen Jahr im Bereich von Körperverletzungen. In 62 weiteren Fällen ging es um Nötigung und Bedrohung, 51 Mal musste die Polizei Raubtaten bearbeiten. Hinzu kommt eine starke Zunahme der Taschendiebstähle auf 1.580 Fälle, das bedeutet einen Anstieg um 556 Taten oder 54 Prozent gegenüber 2014.
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Sowohl im Bereich rings um die Weltzeituhr als auch im Bahnhof Alexanderplatz werden täglich Straftaten begangen. Blaulicht und Sirenen von Fahrzeugen der Polizei und Feuerwehr gehören dort zum Alltag. So war am Abend des 24. August ein 19-Jähriger mit einem Messer am Oberarm verletzt und in ein Krankenhaus gebracht worden, nachdem er auf einem U-Bahnsteig angegriffen wurde.
Erst vor einer Woche hatte ein offenbar geistig verwirrter Mann am Alexanderplatz einen knapp zweistündigen Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr ausgelöst. Der 34-Jährige war, wie berichtet, am Montagnachmittag auf den Brunnen der Völkerverständigung geklettert und hatte mehrfach gedroht, sich umzubringen. Da Verhandlungen kein Ergebnis brachten, setzten Beamten eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) schließlich einen Taser ein, um den Mann ruhig zu stellen und überwältigen zu können.
Taser sind Elektroschockwaffen, mit denen zwei Projektile abgeschossen werden, die durch dünne Metalldrähte mit der Waffe verbunden bleiben. Über diese Drähte werden elektrische Impulse an die getroffene Person geleitet, die durch diese Stromschläge kurzzeitig handlungsunfähig wird. Spezialkräfte der Polizeibehörden sind bereits seit vielen Jahren mit diesem Gerät ausgestattet. Ende August hatte Innensenator Frank Henkel (CDU) überraschend ankündigt, diese Geräte für die gesamte Berliner Polizei anzuschaffen. Den Plänen des Senators zufolge soll ihr Einsatz zunächst in zwei Dienststellen der Direktionen 3 (Mitte) und 5 (Friedrichshain-Kreuzberg, Neukölln) erprobt werden.
Die Sicherheitsexperten von SPD und Grünen fordern indes seit geraumer Zeit, am Alexanderplatz eine kombinierte Wache von Polizei, Bundespolizei und Ordnungsamt einzurichten, um eine Anlaufstelle für mehr Sicherheit und Ordnung zu bieten. Eine solche gemeinsame Wache lehnte Innensenator Henkel aber mehrfach ab, weil der Verwaltungsaufwand zu groß wäre. Berlins früherer SPD-Landesvorsitzender Jan Stöß hatte jedoch kürzlich erklärt, besser als eine Videokamera an jeder Laterne sei mehr Polizei auf der Straße, die Straftaten tatsächlich verhindern könne, anstatt sie nur zu filmen.