Berlin-Mitte

Vermummte setzen Autos in Brand und errichten Barrikaden

| Lesedauer: 4 Minuten
In der Alten Jakobstraße in Berlin-Mitte wurden mehrere Autos angezündet

In der Alten Jakobstraße in Berlin-Mitte wurden mehrere Autos angezündet

Foto: schroeder

In der Alten Jakobstraße in Mitte wurden in der Nacht mehrere Autos angezündet. Auch auf einer Baustelle kam es zu Brandstiftungen.

Eine Spur der Verwüstung hinterließen in der Nacht zu Sonntag vermummte Personen an der Alten Jakobstraße und anliegenden Straßen in Mitte.

Brandstiftungen und Zerstörungen an der Alten Jakobstraße
Brandstiftungen und Zerstörungen an der Alten Jakobstraße
Video: Steffen Pletl

Sie setzen nach ersten Informationen mindestens vier Autos in Brand, zerstörten mehrere Autoscheiben und zündeten Baumaterialien auf einer Baustelle an. Häuserwände wurden mit Farbbeuteln beworfen. Die Polizei ging in der Nacht von acht Tätern aus. Zu ihren Zielen gehörte auch das Hotel Grimms's und ein Gebäude von Vattenfall.

Außerdem errichten die Vermummten mit brennenden Reifen, Absperrgittern und sogenannten Krähenfüßen Barrikaden auf den Zufahrtsstraßen, um den Einsatzkräften von Polizei und Feuerwehr den schnellen Zugang zu erschweren. Ein Funkwagen wurde laut Polizei durch die Krähenfüße beschädigt.

Die Vermummten konnten vor Eintreffen der Polizei entkommen. Die Täter sollen Richtung Kreuzberg geflüchtet sein. Auch eine Suche mit einem Polizeihubschrauber und mit Hunden blieb erfolglos.

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Die Feuerwehr löschte die Flammen, Ermittler der Polizei stellten Krähenfüße und Pflastersteine sicher. Zu dem Motiv machte die Polizei am Morgen zunächst keine Angaben. Der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt ermittelt jetzt wegen schweren Landfriedensbruchs.

Henkel verurteilt "verbrecherische Aktionen"

Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) bezeichnete die Taten als "verbrecherische Aktionen", auf die der Rechtsstaat mit allen Mitteln des Gesetzes antworten werde.

"Es ist schier unbegreiflich, wie Gewaltchaoten in unserer Stadt immer wieder versuchen, mit ihren Scharmützeln unser friedliches Zusammenleben zu stören und dabei auch nicht vor dem Eigentum anderer Halt machen", teilte Henkel mit. Die Polizei werde weiter mit angemessenen Mitteln "gegen diese Verbrecher vorgehen, um ihrem zerstörerischen Treiben Einhalt zu gebieten."

Weiter hieß es: "Wir werden weiter intensiv dagegen ankämpfen, dass Chaoten in unserer weltoffenen und toleranten Metropole Angst, Zerstörung und Schrecken verbreiten. Gewalt und Zerstörung haben in Berlin keinen Platz."

Auch Tom Schreiber, Sicherheitsexperte der Berliner SPD im Abgeordnetenhaus, verurteilte die Vorfälle bei Twitter und schrieb: "Linksextremisten sind Verfassungsfeinde und Feinde der Demokratie. Sie verstehen nur den Haftrichter."

Schreiber zog außerdem Vergleiche zu den Anschläge an der Flottwellstraße Anfang des Jahres. "Die Art und Weise dieser linksextremistischen Anschläge trägt die Handschrift aus dem Februar 2016 in der Flottwellstraße. Dort agierten mehrere vermummte Personen ähnlich wie jetzt in der Alten Jakobstraße“, sagte Schreiber der Berliner Morgenpost.

Vor allem Luxusautos betroffen: Chaos-Nacht am Gleisdreieck

Ziel sei es gewesen und auch so formuliert worden, den Schaden so hoch wie möglich zu treiben. Schreiber fordert nun von den Sicherheitsbehörden zu prüfen, „ob es sich nicht hierbei um eine kriminelle Vereinigung handelt“. Ein Bekennerschreiben werde sicherlich folgen.

"Ein lange nicht mehr gesehenes Ausmaß an Gewalt"

‎Der innenpolitische Sprecher der Grünen im Abgeordnetenhaus, Benedikt Lux, verurteilte den Brandanschlag scharf. „Brennende Barrikaden und Krähenfüße bedeuten ein lange nicht mehr gesehenes Ausmaß an Gewalt.“

Der Rechtsstaat werde eine solch „unfassbare Gewaltorgie“ nicht dulden. Er forderte, die Anstrengungen der Sicherheitsbehörden müssten deutlich erhöht, um die Täter zu ergreifen. Lux griff auch Innensenator Frank Henkel an. „Henkel lässt ein nachhaltiges Konzept vermissen. "

"Die Polizei scheint nachts weniger unterwegs zu sein“, sagte Lux. Seit Anfang des Jahres habe es bereits mehrere solcher Angriffe gegeben, „ohne dass der Innensenator klar gemacht hat, dass er eine durchdachte Strategie dagegen hat“.

Autos brannten am Ostkreuz

Bereits am Freitag hatten elf Autos auf einem Parkplatz der Deutschen Bahn nahe dem Ostkreuz gebrannt oder waren vom Feuer beschädigt worden. Hinter dem Brandanschlag stehen möglicherweise linksextremistische Täter. Auch hier ermittelt der Staatsschutz der Kriminalpolizei. Seit vielen Jahren verüben Linksextremisten immer wieder Brandanschläge auf Autos der Bahn, Fahrzeuge auf Bahngrundstücken oder Kabelschächte an Zugstrecken.

( BM/dpa/mst/plet )