Eine Autobombe hat am Dienstagmorgen einen Wagen an der Charlottenburger Bismarckstraße in die Luft gesprengt und den Fahrer in den Tod gerissen. Anwohner und Passanten wurden um kurz vor 8 Uhr durch den lauten Knall der Detonation aufgeschreckt. Der Sprengsatz, der ersten Erkenntnissen unter dem Auto deponiert war explodierte mit einer solchen Wucht, dass die Frontpartie des Wagens zerstört wurde, sämtliche Fensterscheiben barsten und das Auto in einen parkenden Porsche geschleudert wurde, der dadurch auf dem Bürgersteig landete.
Der Fahrer überlebte die Explosion offenbar kurz, starb aber wenig später noch in den Trümmern seines Fahrzeugs. "Das Auto kam von der Fahrbahn nach rechts ab, fuhr gegen einen parkenden Wagen und kam in der Mitte der Fahrbahn zum Stehen", beschrieb es ein Polizeisprecher später. Offenbar gehört der Porsche einem Arzt, der dem Schwerverletzten noch erste Hilfe geleistet haben soll.
Polizei und Feuerwehr, die kurz darauf an dem Tatort in Höhe der Deutschen Oper eintrafen, fanden ein Trümmerfeld vor. Auf einer Strecke von rund 80 Metern war die Bismarckstraße übersät mit Teilen des Autos. Am Ort der Explosion war der Asphalt mit Ruß bedeckt.
Schnell war klar, dass es sich weder um einen Unfall, noch um einen technischen Defekt handeln konnte, sondern der Mann Opfer eines Bombenanschlags geworden war. Die Polizei schloss zudem einen terroristischen Hintergrund relativ schnell aus.
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Dennoch ließen die Beamten zunächst höchste Vorsicht walten. Unklar war, ob nicht noch ein zweiter Sprengsatz am Auto befestigt war. Die Bismarckstraße wurde zunächst zwischen Leibnizstraße und Richard-Wagner-Straße voll gesperrt. Die Polizei forderte Anwohner auf, sich in den hinteren Teil ihrer Wohnungen zu begeben und sich von den Balkonen fernzuhalten.
Erst dann näherte sich ein Sprengstoffexperte dem Wagen und durchsuchte ihn sorgfältig. Wie auf Fotos zu sehen ist, barg der Mann im Splitterschutzanzug mehrere Taschen und Gegenstände aus dem Wagen, die er auf der Fahrbahn untersuchte. Erst als er Entwarnung gab, begannen die eigentlichen Ermittlungsarbeiten.
Der Fahrer konnte schnell identifiziert werden. Laut "Berliner Zeitung" soll es sich um den 43 Jahre alten Mesut T. handeln, der wegen Drogen und Gewalttaten bereits der Polizei bekannt war. Er sei unter anderem wegen Kokainhandels vorbestraft. Der Mann werde zudem mit Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz, mit Falschgeld-Delikten und Glücksspiel in Verbindung gebracht. Der explodierte Wagen war demnach auf die Schwester des Getöteten zugelassen, weil ihm die Versicherungsprämien zu hoch gewesen seien. Mesut T. sei Bodybuilder gewesen und habe von Hartz IV gelebt. Er sei verheiratet gewesen, lebe aber seit Jahren von Frau und einer Tochter getrennt. Die beiden sollen in die Türkei zurückgezogen sein.
Zum Sprengsatz selbst sagte Martin Steltner, der Sprecher der Staatsanwaltschaft: „Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand war der Sprengsatz unter dem Fahrzeug angebracht. Die Explosion hat den Mann getötet.“ Um welche Art von Sprengsatz es sich handelte, konnte Steltner noch nicht sagen. „Das ist Gegenstand der laufenden Ermittlungen.“

Zahlreiche Menschen wurden Zeugen der Explosion. Sie standen auch Stunden später sichtlich unter dem Eindruck des Geschehens. Viele fürchteten einen terroristischen Anschlag.
Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) machte sich am Mittag ein Bild vom Geschehen am Anschlagsort. „Nach allem, was wir derzeit wissen, müssen wir von einem schweren Verbrechen ausgehen“, sagte Henkel. Das, was hier passiert ist, hat eine erhebliche Dimension.“ Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte: „Es sind glücklicherweise keine anderen Menschen zu Schaden gekommen. Es handelt sich offenbar um einen gezielten Anschlag auf einen Fahrer eines Pkw.“
Seither wird in verschiedene Richtungen ermittelt. Am Tatort war auch Oberstaatsanwalt Michael von Hagen, der bei der Staatsanwaltschaft Berlin für Kapitalverbrechen zuständig ist. Er hat in der Vergangenheit immer wieder Ermittlungen auch im Bereich der Rockerkriminalität und der Organisierten Kriminalität geführt. Die Mordkommission hat zudem die Ermittlungen übernommen.
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Am Nachmittag durchsuchte die Polizei die Wohnung des Getöteten, die nur rund 100 Meter vom Tatort entfernt liegt. Auch das Spezialeinsatzkommando kam dabei zum Einsatz. Die Beamten suchten laut Polizei nach weiteren gefährlichen Stoffen und nach Hinweisen auf das Umfeld des 43-Jährigen. Dafür wurde der Sperrkreis sogar noch einmal ausgeweitet, und zwar bis zum Ernst-Reuter-Platz im Osten und bis zur Otto-Suhr-Allee im Westen. Der Einsatz war bald beendet, allerdings wurden auch noch Spürhunde in die Wohnung des Mannes geschickt.
Für die Autofahrer bedeuteten der Anschlag und die Ermittlungen ein Verkehrschaos. Die Sperrungen mitten im Berufsverkehr auf einer der meist befahrenen Straßen der City West führten zu massiven Staus, die sich sogar bis auf die Stadtautobahn erstreckten. Gegen 18 Uhr hob die Polizei die Sperrungen an der Bismarckstraße wieder auf.