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"Schreiber, Du Lauch": Autonome bekennen sich zu Anschlag

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Das Bürgerbüro von Ralf Wieland ist Ziel einer Attacke geworden

Das Bürgerbüro von Ralf Wieland ist Ziel einer Attacke geworden

Foto: Klaus-Dietmar Gabbert / dpa

In der Nacht zu Dienstag ist das Bürgerbüro von Ralf Wieland in Wedding Ziel einer Attacke gewesen. Die Täter irrten sich aber offenbar.

Unbekannte haben das Bürgerbüro des Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland (SPD), in Wedding attackiert. Ein Wachmann entdeckte am frühen Dienstagmorgen zwei eingeworfene Glasscheiben und eine beschädigte Tür. Zudem war das Gebäude in der Bellermannstraße mit roter Farbe verunstaltet.

Bereits nach ersten Ermittlungen lag der Verdacht nahe, dass die Angreifer sich im Büro geirrt haben. Der Schriftzug "#tomduarsch" deutet darauf hin, dass die Täter den SPD-Abgeordneten Tom Schreiber treffen wollten. Dieser bekam bereits in den vergangenen Monaten zahlreiche Drohungen vonseiten der linksautonomen Szene.

An der Hauswand des beschmierten Bürgerbüros prangt ein weiterer Schriftzug: ein Herz mit einer 94. Das ist die Hausnummer des Gebäudes, das in der vergangenen Woche an der Rigaer Straße durchsucht worden war. Das Bekennerschreiben bestätigt den Zusammenhang zwischen dem Anschlag und den Geschehnissen um die Rigaer Straße 94.

"Tom Schreiber, du Lauch"

Tatsächlich bekannte sich ein „Autonomes Response Team“ auf der Online-Plattform „Indymedia“ zu den Anschlägen auf das Wahlkreisbüro. Aus dem Text geht hervor, dass die Attacke eigentlich dem Abgeordneten Tom Schreiber galt, der seit Wochen von der linksextremen Szene rund um die Rigaer Straße bedroht wird. Im „Bekennerschreiben“ heißt es: „Tom Schreiber, du Lauch, hast dich köstlich amüsiert als deine Schweine in die Häuser der Rigaer Straße eingebrochen sind. Letzte Nacht fanden wir es lustig, die Scheiben beim SPD-Büro in Wedding, Bellermannstr., zu zerstören. Haben auch eine Botschaft hinterlassen, die deinen linguistischen Fähigkeiten entspricht. (…) Jetzt kannst du wieder twittern wie blöd die Autonomen sind. Wir aber hoffen, dass noch mehr Menschen etwas zerstören und es in Bezug zu dir setzen, bis du halt von allen Funktionen zurück trittst."

Tom Schreiber glaubt nicht an einen Irrtum der Täter. Er bewertet den Anschlag auf das Büro von Parlamentspräsident Wieland als „Versuch, über die Person des Abgeordnetenhauspräsidenten mehr Öffentlichkeit zu bekommen“. Schreiber sagte der Morgenpost, er fühle sich an die „Hetzjagd der Rechten gegen den Bürgermeister von Heidenau erinnert, der schließlich sein Amt aufgab. „Hier geschieht ähnliches, nur mit umgekehrten politischen Vorzeichen“, sagte der Abgeordnete. Die Angriffe seien eine Reaktion auf den 13. Januar, als 500 Polizisten besetzte Häuser in der Rigaer Straße stürmten. Am Tag zuvor war eine Kontaktbereichsbeamter bei einem Angriff verletzt worden.

Die Reaktion auf "Indymedia" „zeige das schizophrene fast pathologische Verhalten der linksextremen Szene“, sagte Schreiber.

Auch Innensenator Frank Henkel (CDU) reagierte scharf: "Ich verurteile diese Anschläge", teilte er mit. "Niemand soll glauben, dass Gewaltakte dieser Art ein legitimes Mittel in der politischen Diskussion sind. Es ist unerträglich, dass Militante meinen, derart Einfluss auf Diskussionen nehmen zu können. Demokratie lebt vom engagierten Meinungsstreit, aber nicht von Zerstörung."

( mst )