Ein Berliner hat sich als Arzt ausgegeben und Hunderte Passagiere auf einem Kreuzfahrtschiff behandelt. Jetzt wurde er verhaftet.

Beamte der Bundespolizei haben Frühtagfrüh einen angeblichen Arzt am Flughafen Tegel festgenommen. Dem 40-jährigen Berliner wird vorgeworfen, seit mindestens fünf Jahren als Arzt tätig gewesen zu sein, ohne über eine Approbation sowie entsprechende Qualifikationen zu verfügen. Seit Mittwoch bestand laut Angabe eines Sprechers der Staatsanwaltschaft Berlin ein Haftbefehl gegen den Mann, unter anderem wegen Urkundenfälschung.

Der 40-Jährige war um 7.30 Uhr mit dem Flug 7214 von Air Berlin aus Miami kommend in Tegel gelandet. Aufgrund des vorliegenden Haftbefehls, der bereits am Mittwoch ausgestellt worden war, nahmen ihn Beamte der Bundespolizei fest. Sie übergaben ihn anschließend der Landespolizei, die den 40-Jährigen in die Untersuchungshaft nach Moabit brachte. Dort verkündete ihm ein Richter den Haftbefehl.

Im Rahmen der Ermittlungen konnten bereits Anstellungen als Arzt festgestellt werden. Auch „ärztliche Behandlungen“ soll der Mann durchgeführt haben. Zuletzt, nämlich seit 2014, soll er als Schiffsarzt bei einer Kreuzfahrtreederei tätig gewesen sein und dafür monatlich rund 7500 Euro Gehalt bezogen haben.

Mann gab sich als Anästhesie- und Intensivmediziner aus

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte der Berliner Morgenpost, dass er im Rahmen dieser Beschäftigung bei dem Kreuzfahrt-Unternehmen Aida Cruises „mehrere hundert Passagiere und Bordmitglieder behandelt“ haben soll. Der Mann soll eigentlich Krankenpfleger sein.

Nach Informationen der Berliner Morgenpost hatte er sich gegenüber der Reederei als Anästhesie- und Intensivmediziner ausgegeben. Die entsprechenden Dokumente soll er zuvor gefälscht haben. Nach Auskunft der Berliner Staatsanwaltschaft wird derzeit geprüft, ob der Berliner bereits vor dem Jahr 2014 als falscher Arzt gearbeitet hat. Es gebe zwar Hinweise darauf, hieß es aus der Staatsanwaltschaft, die Lage sei aber „momentan etwas unübersichtlich“, um mehr sagen zu können.

"Wir wurden von dem Mann umfassend getäuscht"

„Aida Cruises hat den vermeintlichen Arzt unmittelbar nach Information durch die Staatsanwaltschaft und die Ärztekammer vom Dienst suspendiert und die Ermittlungsbehörden von Anfang an nach Kräften unterstützt", sagte Hansjörg Kunze, Pressesprecher von AidaCruises, der Berliner Morgenpost. "Wir wurden von dem Mann umfassend getäuscht. Die Berliner Behörden haben die Ermittlungen in diesem Fall aufgenommen, die wir selbstverständlich auch weiterhin vollumfänglich unterstützen. Wir bitten um Verständnis, dass wir uns zum laufenden Ermittlungsverfahren derzeit nicht weiter äußern können.“

Das Unternehmen gehört zum britisch-amerikanischen Kreuzfahrtkonzern Carnival Corporation. Momentan umfasst die Flotte von Aida Cruises zehn Schiffe mit zusammen 18.636 Betten. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben 7000 Mitarbeiter aus 40 Ländern. Davon sind 6000 an Bord der Kreuzfahrtschiffe tätig, 1000 an Land.