Beamte durchsuchten acht Objekte in vier verschiedenen Bezirken. Es handelt sich um sieben Wohnungen und eine Moschee, die Ibrahim-Al-Khalil-Moschee in Tempelhof. „Es geht um geplante schwere staatsgefährdende Gewalttaten“, sagte Stefan Redlich, Sprecher der Berliner Polizei. Seit etwa sechs Monaten ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Vorbereitung sowie der Anstiftung zur Vorbereitung von Gewalttaten. Im Visier der Ermittler sind demnach ein 51 Jahre alter Marokkaner sowie ein 19 Jahre alter Mazedonier.
„Wir schauen genau hin, was die islamistische Szene in der deutschen Hauptstadt treibt. Die aufwendigen Ermittlungen von Generalstaatsanwaltschaft und Polizei sprechen eine deutliche Sprache. Es darf und wird keine Toleranz geben für diejenigen, die in Moscheen zu Hass und Gewalt anstacheln“, sagte Innensenator Frank Henkel (CDU) anlässlich der Razzia.
Während der 51-jährige Abdel Qader D. als Imam der Moschee andere dazu ermuntert haben soll, sich mit militant-islamistischen Gruppen am bewaffneten Kampf gegen das Assad-Regime in Syrien zu beteiligen, steht der 19-jährige Mazedonier im Verdacht, sich derzeit in Syrien am bewaffneten Kampf militanter Gruppen zu beteiligen. Es gebe bislang keine Hinweise, dass die in Verdacht stehenden Männer Anschläge in Deutschland geplant haben, sagt Martin Steltner, Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Um 6.30 Uhr durchsuchte die Polizei neben sieben Privatwohnungen in Charlottenburg, Neukölln und Schöneberg auch die Räume der Ibrahim-Al-Khalil-Moschee an der Colditzstraße in Tempelhof. Da keine akute Gefährdung bestanden habe, entschied die Einsatzleitung, erst nach Abschluss des morgendlichen Gebetes der Gläubigen in dem zum Gebetshaus umgebauten Gebäudekomplex einer ehemaligen Fabrikhalle mit den Maßnahmen zu beginnen. Zudem hatten die Beamten, die in die Moschee eintreten mussten, Kunststoffüberschuhe über ihre Stiefel gezogen. Sie sollten nicht gegen religiöse Sitten und Bräuche verstoßen. In der mehr als 2000 Quadratmeter großen Moschee, die sich Ende 2013 von der Al-Nur-Moschee abgespalten hat, wurden zahlreiche Computer sowie Schriftstücke sichergestellt. Die Auswertung wird mehrere Wochen in Anspruch nehmen.
Bei der Razzia ist auch der in Verdacht stehende Imam angetroffen worden. Er wie auch andere Gläubige wurden zur Feststellung der Personalien in ein Polizeiauto geführt. Anschließend durfte er wieder gehen. Wie Experten der Morgenpost berichteten, gilt er als wichtige Person unter Predigern.
Beschuldigter weist Vorwürfe der Ermittler zurück
Die Moschee wie auch der Imam sind bei der Justiz und Polizei keine Unbekannten. Gegen den 51 Jahre alten Marokkaner ist schon mehrfach ermittelt worden. Vor wenigen Tagen stand er vor Gericht. Doch der von einer Frau gegen ihn vorgebrachte Vorwurf einer Sexualtat konnte nicht eindeutig nachgewiesen werden. Er wurde freigesprochen. Am Dienstag wies er die aktuell gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück. Er nannte sie „völlig absurd“. Er würde niemals zu Gewalt aufrufen.
Die Moschee gilt laut Verfassungsschutzbericht als mögliche Hochburg für die Rekrutierung von Salafisten in Berlin. Auch Beratungsvereine bestätigten, dort sei es zu mehreren Radikalisierungen gekommen, die zu Ausreisen nach Syrien geführt hätten. Bei den durchsuchten Wohnungen handelt es sich um die Räumlichkeiten möglicher Kontaktpersonen, die eng mit den zwei Beschuldigten zusammenarbeiten sollen.
Einen Zusammenhang der Razzia zu dem in der vergangenen Woche an der Heerstraße erschossenen Salafisten gibt es nach Auskunft der Ermittler nicht. Die Behörden gehen derzeit von etwa 670 Salafisten in Berlin aus.