Ein Mann hat in der Nacht zwei Läden in Berlin-Friedrichshain überfallen. Dabei gab er mehrere Schüsse ab. Ein Großaufgebot der Polizei konnte den Täter schließlich in einer Straßenbahn stellen.

Ein größerer Polizeieinsatz, massive Verkehrsbeeinträchtigungen und zahlreiche von Schüssen aufgeschreckten Passanten – das waren die Folgen zweier Raubüberfälle innerhalb kurzer Zeit auf der Warschauer Brücke in Friedrichshain. Der 29-jährige Täter erwies sich dabei als ebenso rabiat wie hartnäckig, genützt hat es ihm allerdings nichts. Er blieb ohne Beute und konnte schließlich von der Polizei festgenommen werden.

Der erste Überfall erfolgte am Montagmorgen gegen 2 Uhr, als der Mann einen Backwarenstand am Eingang des S-Bahnhofes Warschauer Straße betrat. „Er bestellte auf Englisch etwas zu Essen, drei belegte Brötchen. Und etwas später eine Cola und einen Jägermeister“, berichtete Emrah G. am Montag. Er habe alles in eine Tüte gepackt und den Preis genannt, acht Euro siebzig, erinnert sich der 26-jährige. „Dann hatte der Mann plötzlich eine Pistole in der Hand, zielte auf mich in Kopfhöhe und verlangte alles Geld aus der Kasse“, sagt der Verkäufer. Dann sei auch schon der erste Schuss gefallen knapp an seinen Kopf vorbei. Er habe sich sofort auf den Boden geworfen, sagt Emrah G., und dann sei im Laden noch noch ein Schuss gefallen.

Passanten flüchteten von der Warschauer Brücke

Da es sich bei der Waffe um eine Schreckschusspistole handelte, blieben die Schüsse zunächst ohne Folgen, waren aber noch im weiteren Umfeld des Ladens zu hören, teilte die Polizei am Montag mit. Viele Passanten, die auf der Warschauer Brücke unterwegs waren, blieben erschrocken stehen, andere flüchteten von der Brücke.

Emrah G. ist sich sicher, dass sich der Räuber den Kiosk etwa eine Stunde zuvor schon angesehen hatte. Nach den Schüssen sei der Täter – noch immer mit der Pistole in der Hand – in den benachbarten Laden gegangen, so der 26-Jährige, der aus der Nähe von Ankara stammt. Den 29 Jahre alten Täter hielt die allgemeine Aufregung um ihn herum nicht davon ab, sein Glück unmittelbar nach dem ersten missglückten Versuch ein zweites Geschäft nebenan zu überfallen, teilte die Polizei mit. Aber auch dort blieb der gewünschte Erfolg aus, obwohl er auch dieses Mal einen Schuss abgab, um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen. Doch der bedrohte 22-jährige Mitarbeiter des Geschäftes zeigte sich ebenso wenig beeindruckt von dem schreienden Mann.

Polizisten mit gezogenen Waffen

Durch den Widerstand, den beide Verkäufer leisteten, wurde dem Täter offenbar klar, dass er keine Chance mehr hatte, mit Gewalt an Bargeld zu kommen. Für Augenzeugen erkennbar entnervt und wütend flüchtete der Räuber und sprang in eine Straßenbahn der Linie M 10, die gerade anfahren wollte. Seine Hoffnung, unerkannt vom Tatort zu entkommen, erfüllte sich aber nicht, denn der Tram-Fahrer hatte die Aufregung bemerkt und blieb vorsorglich erst einmal an der Haltestelle stehen.

Den Rest erledigte die in der Zwischenzeit gleich von mehreren Augenzeugen alarmierte Polizei, die schnell mit einem größeren Aufgebot am Tatort erschienen war. Nachdem einige Zeugen den Beamten berichtet hatten, dass der Täter in die Straßenbahn eingestiegen war, stürmten mehrere Zivilfahnder die Waggons. Der Mann versuchte vergeblich noch, sich zwischen den Sitzreihen zu verstecken. Die Polizisten waren unter dem Stichwort „Raub mit Schusswaffengebrauch“ zur Warschauer Brücke alarmiert worden. Da sie zu dem Zeitpunkt nicht wissen konnten, ob der Täter mit einer scharfen oder einer Schreckschusswaffe ausgestattet war, gingen sie selbst mit gezogenen Waffen vor.

Verkäufer erlitt Knalltrauma

Das überzeugte den Mann schließlich, er ergab sich widerstandslos. Die Beamten konnten den mutmaßlichen Täter aufgrund präziser Personenbeschreibungen festnehmen. Er wurde von Polizisten einer Gruppenstreife zur Gefangenensammelstelle gebracht und am frühen Vormittag schließlich den Beamten eines Raubkommissariats übergeben. Er sollte noch am Montag einem Haftrichter vorgeführt werden.

Während sich der 29-Jährige längst im Gewahrsam der Polizei befand, herrschte auf der Warschauer Brücke weiterhin Aufregung. Die Straßenbahnlinie M 10 blieb für etwa 30 Minuten unterbrochen. Auch der Autoverkehr über die Brücke floss aufgrund von Absperrungen der Tatorte nur eingeschränkt. Ermittler und Experten der Spurensicherung waren noch Stunden nach der Tat am frühen Vormittag mit ihrer Tatortarbeit und Befragungen der zahlreichen Zeugen beschäftigt. Der Verkäufer am Backwarenstand, den der Täter als erstes überfallen hatte, erlitt durch die beiden Schüsse ein Knalltrauma, der zweite Verkäufer blieb unverletzt.