Die Bewerbungsunterlagen für die Universität der Künste hatte sich Jessica Ginkel schon besorgt – und dann wurde es doch ein Lehramtsstudium. Warum, das könne sie im Rückblick gar nicht genau sagen, so die Schauspielerin. Vielleicht, weil ihr Vater so von seinem Beruf geschwärmt hatte, weil es in der Familie keine Künstlervorbilder gab oder weil sie sich erst einmal mit einem sicheren Weg wohler fühlte. Neben der Uni jobbte die gebürtige Berlinerin als Komparsin und hoffte insgeheim, es könne mehr daraus werden.
Nach dem ersten Staatsexamen meldete sie sich für einen Schauspielkurs an, um dem Traum doch noch eine Chance zu geben. Entdeckt wurde die heute 42-Jährige schließlich bei einem Hostessenjob auf der Jugendmesse You von einer Casterin der RTL-Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. Sie habe keinen Moment gezögert, so Ginkel. „Das war meine Chance, das Handwerk zu lernen.“ Von 2006 bis 2009 spielte sie die Rolle der Caroline Neustädter, später war sie in der Telenovela „Lena – Liebe meines Lebens“ und in der Serie „Der Lehrer“ zu sehen. Am 9. und 16. September ist sie in zwei neuen „Die Eifelpraxis“-Filmen (20.15 Uhr, Das Erste) in der Hauptrolle als Versorgungsassistentin Vicky Röver zu sehen. Jessica Ginkel ist mit ihrem Kollegen Daniel Fehlow verheiratet und hat mit ihm zwei Kinder.
Zu einer Kindheit in Spandau gehörte für Jessica Ginkel jedes Wochenende ein Besuch am Spielfeldrand des SC Schwarz-Weiss Spandau – hier mit dem Maskottchen des Fußballvereins. Sowohl ihr Vater als auch ihr Bruder waren damals dort aktiv.
Ihre besten Freundinnen kennt Jessica Ginkel bereits seit dem Kindergarten. „Obwohl unsere Lebenswege so unterschiedlich sind, kommen wir immer wieder zusammen. Bei ihnen fühle ich mich zu Hause, da ist ein ganz großes Vertrauen.“ Als eine der Freundinnen 30 wurde, wünschte sie sich ein professionelles Shooting. Ginkel, damals schon als Schauspielerin erfolgreich, fragte einen ihrer Kontakte und konnte so den Wunsch in Erfüllung gehen lassen.
Zu Schulzeiten träumte Jessica Ginkel von einer Karriere als Musicaldarstellerin. Mit Freundinnen gründete sie deshalb in der heimischen Kirchengemeinde eine Tanz- und Gesangsgruppe, die komplette Shows auf die Beine stellte – hier eine Aufführung von „Starlight Express“. An den Wochenenden trat die Gruppe auf Firmen- und Sommerfesten in ganz Berlin und Brandenburg auf und finanzierte so Kostüme und Gesangsunterricht.
An der Universität Potsdam hat Jessica Ginkel Kunst, Sachunterricht und Mathematik auf Lehramt studiert. Die Leidenschaft fürs Malen ist bis heute geblieben. „Viele meiner Bilder hängen bei uns zu Hause, mein Mann muss es ertragen“, sagt sie und lacht. Sie träume davon, ihre abstrakten Kunstwerke eines Tages auszustellen, so die 42-Jährige, bisher traue sie sich aber noch nicht. „Ich scheue die Bewertung von außen, bei der Schauspielerei war das möglich, weil ich in den Beruf eher so reingerutscht bin.“
Im Südafrika-Urlaub mit ihrer Familie: Ihre Kinder zeigt Jessica Ginkel in den sozialen Medien nur von hinten, zuerst hielt sie die Geburt ganz geheim. „Für mich fühlt sich das besser an.“ Sie selbst habe mit der eigenen Bekanntheit lange gehadert, so die Schauspielerin. „Berühmt zu werden, war nicht Teil meines Berufswunsches. Ich wollte einfach nur spielen.“ Heute freue sie sich über schöne Begegnungen mit Fans.
Ab 2013 kehrte Jessica Ginkel zu ihren Ursprüngen zurück – jedenfalls im Fernsehen. Bis 2019 spielte sie in der RTL-Serie „Der Lehrer“ an der Seite von Hendrik Duryn (l.) und Ulrich Gebauer. „Als Schauspielerin bin ich in dieser Zeit sehr gewachsen, von den Kollegen habe ich viel gelernt“, so die Berlinerin. Intensiv war die Zeit auch privat: Ginkel wurde Mutter von einem Sohn und einer Tochter, brachte die Kinder häufig mit ans Set. „Mir wurde von der Produktion viel möglich gemacht.“ Trotzdem habe sie sich nach dem zweiten Kind für den Ausstieg entschieden, um mehr zu Hause zu sein. „Außerdem soll man gehen, wenn es am schönsten ist.“
Ihren Ehemann Daniel Fehlow lernte Jessica Ginkel am GZSZ-Set kennen. Ein Paar wurden die beiden aber erst später. „Wir haben das lange für uns behalten, weil wir uns bei aller Öffentlichkeit ein Stück Privatsphäre gewünscht haben.“ Im vergangenen Jahr verrieten die beiden, bereits seit 2018 verheiratet zu sein. „Unser Plan war: einmal raus damit – und dann ist Ruhe.“