Berlin. Der Berliner Schauspieler Jürgen Vogel freut sich auf seinen Geburtstag. Am Sonntag wird er 50 Jahre alt.

In „Polizeiruf 110: Demokratie stirbt in Finsternis“ spielt Jürgen Vogel einen Mann, der sich, abgeschnitten von der Gesellschaft, selbst versorgt. Ganz so einsiedlerisch lebt der 49-Jährige im wahren Leben nicht: Der Familienvater mit dem prägnanten Lächeln plant schon seine große Geburtstagsparty. Am 29. April wird nämlich nicht nur der Krimi mit ihm (ARD, 20.15 Uhr) ausgestrahlt – Vogel wird an diesem Tag auch 50 Jahre alt. Der Schauspieler über Standpauken seiner Kinder, das Schulsystem und das Älterwerden.

Herr Vogel, im „Polizeiruf 110 - Demokratie stirbt in Finsternis“ werden auch Dinge wie der CO2-Ausstoß thematisiert. Wie steht es um Ihre Ökobilanz?

Jürgen Vogel: Müll trenne ich auf jeden Fall. Ich habe ja auch Kinder, die darauf achten. Wenn sie bei mir zu Hause sind und entdecken in meinem Müll etwas, das da nicht hingehört, dann gibt es auch schon einmal eine Ansage, zum Beispiel von meinem ältesten Sohn (lacht). Ich glaube, die nächste Generation ist da einfach viel bewusster, als wir das waren. Man muss da mitgehen.

Würden Sie die Konsumkritik, die im Film angesprochen wird, unterschreiben?

Dass man begreift, dass all das, was in unserer Gesellschaft gekauft wird, Auswirkungen auf die gesamte Welt hat, das finde ich sehr wichtig zu begreifen. Diese ganzen Handelsabkommen und Beschränkungen, zum Beispiel für Afrika, sind ja teilweise absurd. Warum werden dort alte Hähnchen aus Europa importiert, obwohl sie selber welche haben?! Wenn wir begreifen wollen, warum es vielen anderen Ländern so schlecht geht, müssen wir verstehen, dass es dort auch an Möglichkeiten fehlt, Handel zu betreiben. Wir hängen da alle mit drin.

Haben Sie einen grünen Daumen?

Nee, ich bin eben ein Stadtkind. Aber ich finde es gut, wenn jemand das kann. Kartoffeln und Tomaten anpflanzen, einen Kräutergarten hegen, das ist schon geil.

Also ist Ihr Zuhause ein Friedhof für Zimmerpflanzen?

Nein, die kriege ich ganz gut in den Griff (lacht). Aber um wirklich etwas anzupflanzen, braucht man draußen im Grünen schon etwas mehr Platz.

Was ist Ihr Ruheort, wohin ziehen Sie sich zurück?

Ich bin Fan davon, Sport zu machen und danach in die Sauna zu gehen. Das sind Dinge, die ich nur für mich tue und die mich abschalten lassen. Beim Laufen kann man unheimlich gut Sachen verarbeiten und entspannen, eben mein Rückzugsort. Meine Playlist im Ohr, versunken im Hier und Jetzt.

Auch das Thema Heimunterricht spielt im Krimi eine Rolle. Was halten Sie von diesem Modell?

Für mich war das keine Option, da ich leider nie die Zeit dazu gehabt hätte, meine Kinder zu unterrichten. Prinzipiell kann man sagen, dass unser Schulsystem ein großes Problem hat. Ich habe fünf Kinder großgezogen und kenne die Systeme. Das größte Problem ist die Motivation von Schülern, da hapert es. Die Anzahl der Schüler in den Klassen ist außerdem viel zu hoch. „Wir wollen, dass die Kinder das schaffen“, diese Einstellung herrscht leider gar nicht vor. Es ist eher so wie in der Nachkriegszeit, nach dem Motto: „Wenn ihr was erreichen wollt, müsst ihr euch eben hinsetzen“. Der Lehrer muss seinen Lehrplan durchboxen – und fertig.

Welche Konsequenzen haben Sie damals für Ihre Kinder gezogen?

Ich habe meine Kinder teilweise von den staatlichen Schulen dann auf Privatschulen und Internate geschickt. Die Waldorfschulen kann ich auch empfehlen. Aber ich will nicht nur den Schulen die Schuld zuweisen, es ist natürlich auch immer ein Problem der Kinder. Aber wie kriegt man ein Kind aus einem Loch raus? Die Frage ist ja nicht, wie man den Strebsamen helfen kann, sondern wie ein Schulsystem – und die Eltern – die Kinder motivieren können, denen nicht alles in den Schoß fällt. Am Ende geht es darum, dass wir eine Gesellschaft formen, die aus gebildeten Menschen besteht, die nicht absacken.

Was wäre ein Lösungsansatz?

Vor allen Dingen mehr Lehrer einstellen. Leider wird das Geld an falschen Stellen ausgeben. Die Rechtschreibreform war zum Beispiel eine totale Geldverschwendung.

Welche Lektion haben Sie Ihren Kindern mit auf den Weg gegeben?

Ich würde niemals meinen Kindern ungefragt irgendwelche gut gemeinten Ratschläge auf den Weg geben. Bescheidenheit, Pünktlichkeit und solche Dinge sind sehr wichtig, aber diese Grundsätze kann ich nicht einfach jemandem verschreiben. Ich denke, wenn man selber etwas wissen möchtest, dann nimmst du mehr auf, als wenn du einfach irgendwelche Tipps um die Ohren gehauen bekommst.

Am 29. April feiern Sie Ihren 50. Geburtstag. Macht Ihnen das Sorgen?

Nein, ich freue mich, die 50 erreicht zu haben. Wenn ich zurückblicke, denke ich auch, das war ein ziemlich geiler Weg bis hierher. Und ich freue mich auf das, was jetzt kommt. Seitdem ich 40 bin, geht es ja los mit dem Jammern übers Alter im Bekanntenkreis. Das kann ich nicht nachvollziehen. Ich war doch schon mal 20 und bin auch manchmal ganz froh, dass diese Zeit vorbei ist. Jedes Alter hat seine guten und schlechten Phasen. Man merkt eben mit der Zeit, dass man sich anders auslebt und sich mit bestimmten Sachen einfach nicht mehr identifizieren kann. Aber das ist ja nichts Schlimmes. Ich will jetzt andere Herausforderungen erleben. Ich persönlich habe die Nachteile des Älterwerdens noch nicht empfunden.

Schmeißen Sie eine große Party mit allem Drum und Dran?

Ja, unbedingt. Ich bereite schon etwas vor. Am 50. will ich es krachen lassen.

Haben Sie einen speziellen Geburtstagswunsch?

Dass alle Leute, die ich einlade, auch kommen! Das ist gerade in meiner Branche gar nicht so einfach, die Drehzeiten sind ja immer anders.

Sie wurden kürzlich zum zweiten Mal Opa. Fühlen Sie sich wie ein typischer Großvater?

Ich fühle mich schon wie ein Opa, aber ein cooler, junger (lacht).

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