Anastasia Zampounidis sieht viel jünger aus, als sie ist. Dafür übt sich die Moderatorin in Verzicht.

Wie es ist, komplett zuckerfrei zu leben, weiß Anastasia Zampounidis. Die Moderatorin lebt seit elf Jahren ohne. In ihrem neuen Buch „Für immer zuckerfrei. Schlank, gesund und glücklich ohne das süße Gift“ berichtet die 48-Jährige, wie sie auf die Idee gekommen ist, einer Ernährungsweise zu folgen, die sich erst Jahre später zum Trend entwickeln sollte.

Wie schwierig ist es, Sie zum Essen einzuladen?

Anastasia Zampounidis: Gar nicht (lacht). Ich werde auch noch oft eingeladen, ob privat oder ins Restaurant. Viele machen dann netterweise ein Extra-Gericht, was ich überhaupt nicht erwarte. Ich bringe mir aber auch oft etwas mit und gehe generell nicht hungrig aus dem Haus.

Elfeinhalb Jahre ohne Zucker. Wie sieht das konkret aus, worauf verzichten Sie?

Ich verzichte auf weißen Zucker, Honig und Süßungsmittel wie Aspartam. Natürlich gibt es auch Ausnahmen. Auf Kreta habe ich einmal eine eiskalte Cola light getrunken, weil es so heiß war und ich schon Sternchen vor den Augen gesehen habe. Das Problem ist, dass diese Dinger nur kurz wirken und den urreinen Geschmack versauen, mit dem man geboren wird. Die künstlichen Stoffe aus dem Labor verhindern, dass wir uns intuitiv ernähren.

Beschreiben Sie einen Speiseplan an einem Dienstag in ihrem Leben.

Heute Morgen habe ich Weintrauben gefrühstückt. Dann gab es Haferflocken mit Leinsamen, Sesam und Sonnenblumenkernen. Außerdem ein paar Nüsse. Das ist sehr sättigend. Und die Samen und Nüsse holen die Insulinausschüttung runter. Bei Trockenobst und Kohlenhydraten ist das eine super Kombination. Als Snack gab es Mandeln und eine Birne. Heute Abend wird es Tofu und Gemüsepfanne geben.

Und was sind die Snack-Favoriten in Ihrem zuckerfreien Leben?

Datteln mit Walnüssen sind meine Pralinen. Ich habe außerdem meistens eine Dose mit gerösteten Samen und Nüssen dabei. Ich bin ja sehr klein, da machen mich ein paar Nüsse schnell satt. Wenn ich Hunger habe, bin ich schnell sehr mies drauf (lacht).

Was war das Schwierigste an der Umstellung?

Bis zu meinem 37. Lebensjahr habe ich noch nicht einmal gekocht. Die Umstellung war schon nicht ohne. 2006 gab es noch keine Foodblogs; niemand hat über zuckerfreie Ernährung gesprochen. Ich habe mich dann hingesetzt und Zutatenlisten gecheckt – und dabei bin ich aus allen Wolken gefallen, als mir klar wurde, wo überall Zucker drin ist.

Welche Lebensmittel sind besonders „gefährlich“, weil nicht auf den ersten Blick klar ist, dass viel Zucker enthalten ist?

Saure Gurken und Rotkohl aus dem Glas zum Beispiel, aber auch Senf. Salziges Gebäck enthält ebenfalls viel Zucker, und ich hatte damals einen Lieblingsaufschnitt, bis ich festgestellt habe, dass in den hauchzarten Puten-scheiben auch Glukose drin ist. Sojasoße ist auch voller Zucker.

Wie sieht es mit Drinks aus?

Sekt, Wein und Champagner gehen nicht, da ist zu viel Restzucker nach der Gärung drin. Wenn ich etwas Alkoholisches trinken möchte, dann fällt meine Wahl auf Wodka, mit einem Schuss Limetten- oder Orangensaft.

Hat Ihre Art sich zu ernähren schon einmal jemanden verschreckt?

Anfangs wollte niemand zum Essen vorbeikommen. Eine Freundin sagte zu meinen ersten Versuchen in der Küche, ich hätte gekocht wie ein Kind. Aber ich habe mittlerweile viel dazugelernt, zum Glück!

Und wie hat die griechische Mama reagiert?

An meinem Geburtstag hat mich meine Mutter mit Tränen in den Augen gefragt, ob sie mir nie wieder einen Kuchen backen darf. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon einmal Pfannkuchen mit Rosinen und Äpfeln ausprobiert und habe vorgeschlagen, dass sie einen Kuchen mit diesen zwei Zutaten als Süßungsmittel backen könnte. Meine Mama ist eine Göttin in der Küche und der Kuchen war sehr lecker. Meine Mama war glücklich, ich auch, und das alles ohne Zucker (lacht).

Haben Sie nach der Umstellung viel abgenommen?

Nein, weil ich wusste, dass ich das nur durchziehen kann, wenn ich nicht noch eine andere Baustelle habe. Ich wollte nicht zu viel weglassen und mich kasteien. Das ist auch mein Tipp an alle, die auch zuckerfrei leben möchten. Ich sehe immer zu, dass ich satt werde und ausreichend Fett und Kohlenhydrate zu mir nehme. In zwei Jahren habe ich dann, ohne zu Hungern, drei Kilo abgenommen und bin von Größe 38 auf Größe 34 gerutscht. Das hat man bei meiner Körpergröße schon gesehen.

Sie sehen viel jünger aus, als Sie sind. Was tun Sie noch für ihr Erscheinungsbild?

Im Sommer fahre ich viel Fahrrad, mache Aqua-Fitness oder gehe Walken. Ansonsten mache ich zweimal pro Woche etwas Krafttraining. Für Gesichtsmasken und Co. bin ich zu faul. Ich glaube, dass Zucker alt macht, da er die Aufnahme von Mineralien verhindert. Das sagen auch viele Dermatologen. Ich bin keine Medizinerin, aber ich stelle mir immer vor, wie der Zucker von innen die Zellen verklebt.

Letzter Rückfall?

Nach einem halben Jahr war ich zu einem Dinner eingeladen und dachte, jetzt hast du es sechs Monate durchgezogen, jetzt gönnst du dir das Dessert. Das war ein Fehler, danach war mir sehr übel und ich hatte fast eine Woche lang Heißhunger auf Süßes. Ich hatte regelrechte Entzugserscheinungen. Das war dann auch der letzte Rückfall.

Würden Sie Ihre Kinder auch zuckerfrei erziehen?

Ich denke, bis zur Kita kann man ein Kind durchaus zuckerfrei ernähren. Ab da hat man aber keine Kontrolle mehr. Aber ich glaube, dass eine zuckerfreie Ernährung in den ersten Lebensmonaten auch schon viel bewirken kann.