Berlin. Große Ausschreitungen blieben am Samstag aus, dennoch kam es am Rande des Länderspiels und einiger Versammlungen zu Festnahmen.

Nach dem Großeinsatz am Sonnabend mit mehreren Demonstrationen und einem Fanmarsch türkischer Anhänger hat die Berliner Polizei Bilanz gezogen. Wie die Polizei am Sonntagmittag mitteilte, wurden 71 Strafermittlungsverfahren eingeleitet, unter anderen wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung, Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen und schweren Landfriedensbruch. Über den Tag verteilt wurden 92 Personen vorläufig festgenommen. Zwei Polizisten wurden verletzt. Die Polizei war mit rund 3000 Kräften im Einsatz.

Am Morgen, gegen 9.40 Uhr, startete eine Kundgebung am Oranienplatz in Kreuzberg. Hier hatten sich pro-kurdische Anhänger versammelt, um gegen ein V

erbot der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zu demonstrieren.

„Die kurdische Bewegung ist das Volk und das Volk ist hier“, steht auf einem Banner der Protestierenden.
„Die kurdische Bewegung ist das Volk und das Volk ist hier“, steht auf einem Banner der Protestierenden. © FUNKE / Foto Services | Reto Klar
Tausende Menschen gingen aus Protest gegen Erdogans Politik am Samstag in Berlin auf die Straße.
Tausende Menschen gingen aus Protest gegen Erdogans Politik am Samstag in Berlin auf die Straße. © FUNKE / Foto Services | Reto Klar
„PKK-Verbot Aufheben“ steht auf einem großen Banner der Protestierenden.
„PKK-Verbot Aufheben“ steht auf einem großen Banner der Protestierenden. © FUNKE / Foto Services | Reto Klar
In Berlin demonstrieren zahlreiche Menschen gegen das PKK-Verbot in Deutschland.
In Berlin demonstrieren zahlreiche Menschen gegen das PKK-Verbot in Deutschland. © Berliner Morgenpost | Andreas Gandzior
Demonstranten mit einer kurdischen Fahne.
Demonstranten mit einer kurdischen Fahne. © AFP | Christian Mang
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Die Polizei sprach von Teilnehmern, die in „hohem Maße emotionalisiert waren“. Noch bevor sich der Aufzug in Bewegung setzte, schlug ein Demonstrant einem Polizeibeamten eine Fahnenstange auf den Kopf. Der Beamte musste im Krankenhaus behandelt werden.

Flaschenwürfe auf Polizisten

Gegen Mittag setzte sich der Aufzug in Richtung Schloßplatz in Berlin-Mitte in Bewegung. Zwischenzeitlich stieg die Zahl der Teilnehmer laut Polizei auf 4100 an. Es kam zu mehreren Verstößen: Teilnehmer riefen verbotene Parolen und zündeten Pyrotechnik. Bei der Festnahme einer Person wegen des Verdachts auf Landfriedensbruch, solidarisierten sich einige Demonstranten und warfen Flaschen auf Einsatzkräfte. Eine festgenommene Frau musste wegen Atemproblemen in einem Krankenhaus behandelt werden. Nach der Versammlung kam es gegen 16 Uhr zu einer Schlägerei im Lustgarten. Ehemalige Versammlungsteilnehmende griffen dabei Einsatzkräfte an.

Am Nachmittag hatten sich in der Spitze rund 4000 pro-palästinensische Demonstranten versammelt, die vom Invalidenpark durch Mitte in Richtung Hofjägerallee liefen. Dabei behinderten zwei Teilnehmer die Arbeit eines Kamerateams. Sprechchöre richteten sich immer wieder gegen die Vereinigten Staaten von Amerika sowie Israel.

Türkische Fans feiern auf dem Kurfürstendamm

Am frühen Abend versammelten sich dann türkische Anhänger auf dem Theodor-Heuss-Platz in Charlottenburg. Der Fanmarsch wuchs auf rund 5000 Teilnehmer an. Nach Angaben der Polizei kam es dabei zum Abbrennen von Pyro-Technik und dem Zeigen des Handzeichens der rechtsextremen Grauen Wölfe. Am Rande einer Überprüfungsmaßnahmen stieg ein Mann aus einem Auto und und schlug einem Polizisten ins Gesicht. Der Mann wurde daraufhin festgenommen.

Auch im Stadion musste die Polizei eingreifen. Es kam zu vereinzelten körperlichen Auseinandersetzung, türkische Fußballfans zündeten Pyrotechnik und ein deutscher Anhänger zeigte einen Hitlergruß. Im Anschluss an das Fußballspiel feierten türkische Anhänger den 3:2-Sieg im Freundschaftsspiel gegen die deutsche Nationalmannschaft mit einem Fankorso auf dem Kurfürstendamm.