Berlin. Sieben Mitarbeiter eines Berliner Pflegedienstes stehen unter dem Verdacht der fahrlässigen Tötung & der gefährlichen Körperverletzung.

Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt aktuell gegen sieben Mitarbeitende eines Berliner Pflegedienstleisters wegen fahrlässiger Tötung in zwei Fällen, gefährlicher Körperverletzung und Misshandlung von Schutzbefohlenen. Am Mittwoch haben die Ermittler des Landeskriminalamtes 123 (LKA) aus diesem Grund im Auftrag der Staatsanwaltschaft 27 Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt. In den Wohnungen der Tatverdächtigen, in zwei Seniorenwohnanlagen, in Büroräumen sowie in Arztpraxen in Lichtenberg und Prenzlauer Berg haben die Ermittler Unterlagen und Patientenakten beschlagnahmt.

13 pflegebedürftige Personen in Seniorenwohnungen in Lichtenberg könnten laut Staatsanwaltschaft in den Jahren von 2017 bis 2023 zu Schaden gekommen sein. Sie sollen durch nicht ausreichend qualifizierte oder nachlässig arbeitende Mitarbeitende des Pflegedienstes falsch behandelt worden sein. Der Pflegedienst hat sich trotz schriftlicher Anfrage der Berliner Morgenpost nicht zu den Vorwürfen geäußert.

75-Jährige erstickt, weil Pfleger nicht richtig reagieren

„Einige der pflegebedürftigen Senioren sollen sich aufgrund unsachgemäßer Lagerung wund gelegen haben“, hieß es. Bei anderen sollen die Pflegerinnen und Pfleger falsche Medikamente verabreicht oder eigenmächtig Medikamente abgesetzt haben. In diesem Zusammenhang gehen die Ermittler auch zwei Todesfällen nach. Eine 75-jährige Frau sei erstickt, weil Essen ihre Luftröhre verstopft habe und Pflegekräfte nicht adäquat reagiert hätten. Bei einer weiteren Frau soll ihr lebensbedrohlicher Zustand nicht rechtzeitig erkannt worden sein. Auch sie starb.

Gewalt gegen Pflegebedürftige nimmt zu

Nach Angaben einer Staatsanwältin und Sprecherin der Staatsanwaltschaft Berlin hätte sich die Anzahl der Anzeigen in diesem Zusammenhang, fahrlässige Tötung, Misshandlung von Schutzbefohlenen und gefährliche Körperverletzung, in den vergangenen Jahren stark gehäuft. Ausgangspunkt dieser Ermittlungen waren der Staatsanwaltschaft zufolge unter anderem mehrere innerhalb eines Jahres erstattete Strafanzeigen. Auch die Erkenntnisse aus einem anderen Ermittlungsverfahren gegen die Verantwortlichen des Pflegediensts wegen des Verdachts auf Abrechnungsbetrugs waren ausschlaggebend.

Die Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Lichtenberg tritt laut Staatsanwaltschaft zwar als ambulanter Pflegedienst auf, erweckt aber durch das kombinierte Angebot von Pflege mit Wohnen in einer Seniorenwohnanlage den Eindruck eines Pflegeheimes. Diese Gesellschaft betreibt offenbar sieben dieser Einrichtungen.