Berlin. Verrucht und aufregend – so war das Berlin der 1930er-Jahre. Wo die wichtigsten Schauplätze der neuen Staffel „Babylon Berlin“ liegen.

Deutschlands größte Stadt in den frühen 1930er-Jahren: Auf den ersten Blick ist Berlin auf dem Weg zur kulturellen Weltmetropole. Doch die Stadt an der Spree hat auch mit Nachwirkungen der Wirtschaftskrise zu kämpfen: Armut, Arbeitslosigkeit und Entbehrung ziehen sich durch breite Bevölkerungsschichten. Das macht es den Nationalsozialisten leicht, mit reißerischen Parolen die noch junge Weimarer Republik zu erschüttern.

Die am Sonntag nun auch im Free-TV um 20.15 Uhr in der ARD startende vierte Staffel von „Babylon Berlin“ taucht ein in diese Zeit und erzählt Geschichten aus dem Pulverfass Berlin: Während sich die Zukunft der ersten deutschen Demokratie auf der Straße entscheidet, zieht die Unterwelt in einen blutigen Kampf um die Vorherrschaft. Zwischen den Fronten steht Serienheld Gereon Rath. Während seine Mission zur Befreiung des Journalisten Katelbach immer weitere Kreise zieht, gerät Rath in Lebensgefahr und verliert das Vertrauen seiner wichtigsten Verbündeten Charlotte Ritter. Die Morgenpost zeigt wichtige Schauplätze der neuen Folgen.

Tanzlokal Moka Efti

Das Moka Efti, ein exklusives Varieté und Luxusrestaurant mit angeschlossenem Bordell im Keller, ist in „Babylon Berlin“ der Ort, in dem die Handlungsstränge zusammenfließen, die Akteure aufeinandertreffen. Es gehört dem Berliner Unterweltboss Edgar Kasabian, der sich der Armenier nennt. Lotte arbeitet hier als Prostituierte, Swetlana Sorokina tritt hier regelmäßig unter ihrem Künstlernamen „Nikoro“ auf. Ihr bekanntestes Lied „Zu Asche, zu Staub“ wird frenetisch gefeiert. Auch in den neuen Folgen wird das Moka Efti vertreten sein: Es ist Schauplatz eines Damentanzmarathons, dem ersten überhaupt.

Das Moka Efti gab es wirklich. Es stand an der Ecke Friedrichstraße und Leipziger Straße und galt damals als einer der angesagtesten Vergnügungsorte Berlins. Es war im orientalischen Stil aus 1001 Nacht eingerichtet. Themenrestaurants und Vergnügungspaläste, die mehrere Unterhaltungsangebote unter einem Dach vereinten, waren die Hotspots der 1920er-Jahre.

Das sind die Schauplätze der vierten Staffel von „Babylon Berlin“.
Das sind die Schauplätze der vierten Staffel von „Babylon Berlin“. © BM Infografik / Berliner Morgenpost | C. Schlippes, Stadtplan: gemeinfrei (Pharus Plan - Berlin von 1917 bis 1918, Landkartenarchiv.de, Urheber: Dr. Cornelius Löwe) Fotos: Frédéric Batier / X Filme, ARD (7), pa/akg, Bundesarchiv Bild 146-1998-020-07A in CC-Lizenz, istock

Anders als in der Serie war das echte Moka Efti allerdings kein Varieté oder ein Bordell, sondern ein Kaffeehaus in einem zweistöckigen Palais, das mit allen Extravaganzen ausgestattet war. Unten war die Konditorei, alles in weißem Marmor. Schon 1929 konnte man telefonisch einen Tisch im „Ägyptischen Salon“ in der ersten Etage reservieren. Es gab einen ständigen Strom an Menschen, denn im Moka Efti war die erste Rolltreppe Berlins. Fast jede Berlinerin kam, um endlich mal Rolltreppe zu fahren. Auf der ersten Etage angekommen, trank man einen „Moka“ und fuhr wieder die Rolltreppe zurück. Sozialkommentator Siegfried Kracauer schrieb damals: „Sie sitzen nicht nur hier, Sie reisen.“ Im Ägyptischen Salon sollen an guten Tagen mehr als 25.000 Tassen Kaffee verkauft worden sein.

Für „Babylon Berlin“ wurde in den Babelsberger Studios eine neue Fassade gebaut, die Innenszenen wurden im ehemaligen Delphi, einem Stummfilmkino in Berlin-Weißensee, gedreht. Im echten Moka Efti gab es keinen Ballsaal wie im Film, sondern kleinere Säle und Räume, die mit maurischen Rundbögen ausgestattet waren. Der Ägyptische Salon war über einen Korridor, der wie ein Schlafzug im Orient Express eingerichtet war, mit einer Bar verbunden. Auch gab es eine Billardhalle und – auch damals ungewöhnlich – einen Frisör.

Auch dann war dort ein Raum, in dem Schreibkräfte auf einen Job warteten. Die Presse feierte das Moka Efti damals als innovativ. Es gebe keinen anderen Ort in der Stadt, wo sich der Geschäftsmann rasieren lassen könne, dazu etwas trinken und nebenbei einen Brief diktieren, der direkt aus dem Moka Efti zum Postamt gebracht werde.

Erfinder des Moka Efti war ein italienisch-griechischer Kaufmann namens Giovanni Eftimiades, der sich nach seinem Umzug nach Berlin auf Kaffeehandel spezialisierte. Der leichteren Aussprache wegen wurde er Efti genannt – Moka Efti. Eftimiades’ Geldgeber für das Kaffeehaus-Projekt ging beim Börsencrash 1929 allerdings pleite. Eftimiades musste schließen und übernahm 1933 das Café Schottenhaml am Potsdamer Platz. Das neue Etablissement, das er „Moka Efti am Tiergarten“ nannte, wurde zu einem der bekanntesten Tanzpaläste im Berlin der Dreißigerjahre.

Kanzlei von Hans Litten

Als Anwalt der „Roten Hilfe“ vertrat Hans Litten politische Gefangene, die sich keine Verteidigung leisten konnten. In der Serie wendet sich Protagonistin Charlotte Ritter im Falle ihrer verschwundenen Freundin Greta an den engagierten Juristen. „Hans Litten war ein aufrichtiger Mann und er war der einzige, dem es gelungen ist, Adolf Hitler als Zeuge vor ein Gericht zu bekommen“, sagt „Babylon Berlin“-Regisseur Henk Handloegten im Gespräch mit der Berliner Morgenpost.

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Litten sei deswegen auch einer der „persönlichen Feinde“ Hitlers gewesen. Eine Fehde, die für den Anwalt nicht gut ausging. Als Hitler an die Macht kam, ließ er Litten aufspüren und internierte ihn. 1938 starb er im Konzentrationslager Dachau. Heute erinnert in Berlin die Littenstraße in Mitte an den Juristen.

Das sind die Schauplätze der vierten Staffel von „Babylon Berlin“.
Das sind die Schauplätze der vierten Staffel von „Babylon Berlin“. © BM Infografik / Berliner Morgenpost | C. Schlippes, Stadtplan: gemeinfrei (Pharus Plan - Berlin von 1917 bis 1918, Landkartenarchiv.de, Urheber: Dr. Cornelius Löwe) Fotos: Frédéric Batier / X Filme, ARD (7), pa/akg, Bundesarchiv Bild 146-1998-020-07A in CC-Lizenz, istock

Kaufhaus Tietz

Während draußen auf der Straße Nationalsozialist Stennes seine Schläger-Truppe mit Parolen anstachelt, ist im Inneren des Kaufhauses Tietz in der Leipziger Straße eine Bande Jugendlicher um Charlotte Ritters jüngere Schwester Toni auf Beutezug. Von der Spielzeugabteilung geht es über das Treppenhaus einige Etagen nach oben bis in die Feinkostabteilung, in der Toni unter anderem Pralinen, Gebäck und Süßigkeiten mitgehen lässt. Später dann räumen die Jung-Ganoven auch noch Schmuckvitrinen aus – bis die Polizei eintrifft und eine riskante Flucht beginnt.

Das sind die Schauplätze der vierten Staffel von „Babylon Berlin“.
Das sind die Schauplätze der vierten Staffel von „Babylon Berlin“. © BM Infografik / Berliner Morgenpost | C. Schlippes, Stadtplan: gemeinfrei (Pharus Plan - Berlin von 1917 bis 1918, Landkartenarchiv.de, Urheber: Dr. Cornelius Löwe) Fotos: Frédéric Batier / X Filme, ARD (7), pa/akg, Bundesarchiv Bild 146-1998-020-07A in CC-Lizenz, istock

Tietz – das zeigt auch die erste Folge der neuen Staffel „Babylon Berlin“ eindrücklich – zählt Anfang der 1930er-Jahre neben dem KaDeWe und Wertheim zu den großen Konsumtempeln Berlins. Zu dem Zeitpunkt hat der Warenhauskonzern Hermann Tietz OHG aber bereits mit Umsatzrückgängen aufgrund der Weltwirtschaftskrise zu kämpfen.

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Hinzu kommt der politische Umbruch, den auch Tietz bald spüren wird. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wird die jüdische Familie im Zuge der sogenannten „Arisierung“ schrittweise enteignet. Nach dem Zweiten Weltkrieg existiert „Hertie“ unter unterschiedlichen Eigentümern noch bis 2009 weiter.

Schlesischer Bahnhof

Der Schlesische Bahnhof galt im Berlin der 1930er-Jahre als Ausgangspunkt für alle Reisen von Berlin nach Ost- und Südosteuropa. Auch in „Babylon Berlin“ spielt eine längere Sequenz an diesem Ort. Gemeinsam mit der Witwe Behnke und anderen Mitstreitern versucht Kommissar Rath an ein wichtiges Dokument zu kommen, das sich bei einem Zugpassagier befinden soll.

Das sind die Schauplätze der vierten Staffel von „Babylon Berlin“.
Das sind die Schauplätze der vierten Staffel von „Babylon Berlin“. © BM Infografik / Berliner Morgenpost | C. Schlippes, Stadtplan: gemeinfrei (Pharus Plan - Berlin von 1917 bis 1918, Landkartenarchiv.de, Urheber: Dr. Cornelius Löwe) Fotos: Frédéric Batier / X Filme, ARD (7), pa/akg, Bundesarchiv Bild 146-1998-020-07A in CC-Lizenz, istock

Die Rote Burg

Die Rote Burg, das damalige Polizeipräsidium am Alexanderplatz, ist auch in der vierten Staffel von „Babylon Berlin“ der Arbeitsplatz von Kommissar Gereon Rath und seinen Ermittlerkollegen. Deutschlands berühmtester Kriminaler Ernst Gennat leitete hier ab 1926 die von ihm gegründete „Zentrale Mordinspektion“. In der Serie diente das Rote Rathaus als Außenkulisse für das Polizeipräsidium. Die Rote Burg wurde im Zweiten Weltkrieg bei Luftangriffen der Alliierten schwer getroffen. Seit 2007 befindet sich auf dem Areal das Einkaufszentrum Alexa.

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Das sind die Schauplätze der vierten Staffel von „Babylon Berlin“. © BM Infografik / Berliner Morgenpost | C. Schlippes, Stadtplan: gemeinfrei (Pharus Plan - Berlin von 1917 bis 1918, Landkartenarchiv.de, Urheber: Dr. Cornelius Löwe) Fotos: Frédéric Batier / X Filme, ARD (7), pa/akg, Bundesarchiv Bild 146-1998-020-07A in CC-Lizenz, istock

NSDAP-Hauptquartier

Fred Jacoby, gerade entlassener Journalist der Zeitung „Tempo“ sucht einen Job. In größter Verzweiflung ruft er auch den Redaktionsleiter des Nazi-Hetzblatts „Der Angriff“ an. Der zeigt sich offen. Solche Köpfe wie Jacoby suche man. Die Redaktion sitzt im April 1931, zur Zeit des Stennes-Putschs, der auch in der Serie eine Rolle spielt, in der Kreuzberger Hedemannstraße. Dort befindet sich damals das Berliner Hauptquartier der NSDAP. „Da gab es ein großes Schild ,Nazi-Bedarf nur hier’. Das fanden wir dermaßen seltsam, dass wir es auch in der Serie genutzt haben“, berichtet Regisseur Handloegten.

Das sind die Schauplätze der vierten Staffel von „Babylon Berlin“.
Das sind die Schauplätze der vierten Staffel von „Babylon Berlin“. © BM Infografik / Berliner Morgenpost | C. Schlippes, Stadtplan: gemeinfrei (Pharus Plan - Berlin von 1917 bis 1918, Landkartenarchiv.de, Urheber: Dr. Cornelius Löwe) Fotos: Frédéric Batier / X Filme, ARD (7), pa/akg, Bundesarchiv Bild 146-1998-020-07A in CC-Lizenz, istock

Café Schwannecke

In den 1920er- und 1930er-Jahren war Berlins Kaffeehauskultur fast so berühmt wie die Wiens. Vor allem im Westteil der Stadt fanden sich charmante Etablissements wie das Romanische Café und eben auch das Café Schwannecke, das nur wenige Schritte von der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche lag. Tagsüber und auch nachts trafen sich dort nicht nur Politiker, sondern auch die, arrivierten Autoren und Theaterleute ihrer Zeit, darunter Bertolt Brecht, Erich Kästner, Lion Feuchtwanger und Carl Zuckmayer. Auch in der vergangenen „Babylon Berlin“-Staffeln waren die Cafés häufig Schauplätze. Man traf sich im Romanischen Café. In den neuen Folgen geht’s stattdessen ins Schwannecke.

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Das sind die Schauplätze der vierten Staffel von „Babylon Berlin“. © BM Infografik / Berliner Morgenpost | C. Schlippes, Stadtplan: gemeinfrei (Pharus Plan - Berlin von 1917 bis 1918, Landkartenarchiv.de, Urheber: Dr. Cornelius Löwe) Fotos: Frédéric Batier / X Filme, ARD (7), pa/akg, Bundesarchiv Bild 146-1998-020-07A in CC-Lizenz, istock

Rückertklause

Die Unterwelt zu Gast: Als eine „echte Kaschemme“ beschreibt Regisseur Henk Handloegten die Rückertklause in „Babylon Berlin“. Hier gehen nicht nur Ganoven und Kriminelle aus und ein, die Rückertklause ist auch ein Treffpunkt für obdachlose Jugendliche. Die Zuschreibungen, die die Autoren der Serie diesem Ort geben, haben einen wahren Kern: Anfang der 1930-Jahre galt das Scheunenviertel – und damit auch die darin liegende Rückertstraße – als Elendsquartier und Lasterhöhle. Eine verwegene Gegend. Vorbild für die Rückertklause sei laut Regisseur Handloegten die berüchtigte Mulackritze in der Mulackstraße gewesen.

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Das sind die Schauplätze der vierten Staffel von „Babylon Berlin“. © BM Infografik / Berliner Morgenpost | C. Schlippes, Stadtplan: gemeinfrei (Pharus Plan - Berlin von 1917 bis 1918, Landkartenarchiv.de, Urheber: Dr. Cornelius Löwe) Fotos: Frédéric Batier / X Filme, ARD (7), pa/akg, Bundesarchiv Bild 146-1998-020-07A in CC-Lizenz, istock

Großer Tiergarten

Der Große Tiergarten war auch zu den Zeiten der Weimarer Republik das grüne Herz Berlins. „Damals und auch schon davor war es üblich für die Offiziere durch den Tiergarten zu ihren Arbeitsstellen zu reiten. Auch für die oberen Zehntausend konnte der Tag schon mal mit einem kurzen morgendlichen Ritt beginnen“, erklärt „Babylon Berlin“-Regisseur Henk Handloegten im Gespräch mit der Berliner Morgenpost. Der Ausflug mit dem Pferd – auch in den neuen Folgen der Serie spielt das eine Rolle. Und auch die verruchtere Seite des Großen Tiergartens findet ihren Platz: So wie heute galt die große Parkanlage auch schon in den 1930-Jahren als Treffpunkt für Homosexuelle.

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Das sind die Schauplätze der vierten Staffel von „Babylon Berlin“. © BM Infografik / Berliner Morgenpost | C. Schlippes, Stadtplan: gemeinfrei (Pharus Plan - Berlin von 1917 bis 1918, Landkartenarchiv.de, Urheber: Dr. Cornelius Löwe) Fotos: Frédéric Batier / X Filme, ARD (7), pa/akg, Bundesarchiv Bild 146-1998-020-07A in CC-Lizenz, istock

Wohnung der Witwe Elisabeth Behnke

Die Witwe Elisabeth Behnke betreibt in ihrer Wohnung eine Pension und ist in der Serie Vermieterin von Raths erster Bleibe. In den neuen Folgen wohnt der etwas zerstreute österreichische Journalist Katelbach bei Behnke zur Untermiete. Katelbach widmet sich in seiner Arbeit immer wieder brisanten Themen, die ihn selbst – und auch seine Vermieterin – in Gefahr bringen. Den Ort der Wohnung habe man sich nicht zufällig ausgesucht, erzählt Regisseur Henk Handloegten. An der Stelle der Wohnung, der heutigen Bayreuther und früheren Welserstraße, habe sich früher das legendäre Kino Arsenal befunden. „Wir wollten dem Kino damit ein kleines Denkmal setzen“, so Handloegten.

Das sind die Schauplätze der vierten Staffel von „Babylon Berlin“.
Das sind die Schauplätze der vierten Staffel von „Babylon Berlin“. © BM Infografik / Berliner Morgenpost | C. Schlippes, Stadtplan: gemeinfrei (Pharus Plan - Berlin von 1917 bis 1918, Landkartenarchiv.de, Urheber: Dr. Cornelius Löwe) Fotos: Frédéric Batier / X Filme, ARD (7), pa/akg, Bundesarchiv Bild 146-1998-020-07A in CC-Lizenz, istock