Berlin. Die Branche für Computerspiele ist in Berlin stark gewachsen. Nun soll das in einer eigenen Immobilie besser sichtbar werden.
Der Berliner Senat möchte die wachsende Branche der Computerspiele in der Stadt besser sichtbar machen und die Vernetzung der vielen Unternehmen verbessern. Dazu soll in den nächsten ein bis zwei Jahren ein „House of Games“ eröffnen, wo sich Firmen und Start-Ups auf gemeinsamen Arbeitsflächen einmieten können, Berater und Wirtschaftsförderer präsent sind und wo Veranstaltungen die Szene zusammenbringen und Experimente möglich sein sollen.
Das Land Berlin möchte das Vorhaben mit einer Anschubfinanzierung auf den Weg bringen. Im Haushaltsplanentwurf, den das Abgeordnetenhaus gerade diskutiert, sind für 2024 zwei und für das Folgejahr drei Millionen Euro eingeplant. „Wir haben nicht vor, das House of Games dauerhaft zu finanzieren“, versicherte der für Medienpolitik zuständige Chef der Senatskanzlei Florian Graf am Freitag im Hauptausschuss, sondern es solle sich „nach einem Impuls“ dauerhaft mit privatem Geld tragen. „Games sind eines der wirtschaftlich prosperierenden Themen in der Stadt“, sagte Graf.
Rund 270 Games-Unternehmen beschäftigen in Berlin mehr als 3000 Menschen
Nach Daten der Wirtschaftsfördergesellschaft Berlin Partner sind in Berlin rund 270 Unternehmen mit mehr als 3000 Beschäftigten in der Games-Branche aktiv. Sie erwirtschaften pro Jahr einen Umsatz von 250 Millionen Euro. Dazu gehören Entwicklungsstudios, Publisher, Distributoren, Dienstleister etwa für Lokalisierung, Vertonung, Advertising und Bezahlsysteme oder ähnliches. „Immer mehr namhafte internationale Games-Unternehmen zieht es an die Spree“, so Berlin Partner. Als in der Szene bekannte Firmen werden Ubisoft, Wooga, Bigpoint, GameDuell, Epic Games, Kolibri Games und Riot Games genannt.
In der Begründung des Senats für die geplante Anschubfinanzierung heißt es, das House of Games solle ein „deutschlandweiter Leuchtturm für die Games-Branche werden und vielen kleineren Unternehmen der Branche Entwicklungsmöglichkeiten bieten“. Dadurch soll eine „nachhaltige Wachstumsdynamik für die Branche entstehen, die potenzielle Neuansiedlungen fördere.
20 Firmen und Institutionen wirken mit am Konzept eines „House of Games“
„Wir haben viele Multiplikatoren in der Stadt“, sagte Graf. Berlin stehe im Wettbewerb mit Nordrhein-Westfalen und Bayern. Man habe aber den Anspruch, „Games Standort Nummer eins zu werden“. An dem Vorhaben wirken 20 Firmen und Institutionen mit, darunter die Stiftung Digitale Spielkultur, das Medienboard Berlin-Brandenburg und das Computerspielemuseum sowie diverse Unternehmen und der game, der Verband der deutschen Games Branche. Für das Land koordiniert der Verein medianet berlin-brandenburg das Projekt.
Derzeit sind die Wirtschaftsförderer auf der Suche nach einer Immobilie, die die laut Konzept benötigten 15.000 Quadratmeter möglichst flexibel gestaltbarer Fläche bietet. Dabei gehe es wegen der gewünschten Geschwindigkeit eher um ein Bestandsgebäude als um einen Neubau. Erfahrungsgemäß werden solche Immobilien, die für internationale Talente attraktiv sind, in der östlichen Innenstadt gesucht, auch weil die meisten Firmen in Mitte, Prenzlauer Berg und Friedrichshain-Kreuzberg sitzen.
Derzeit suchen die Organisatoren nach einer geeigneten Immobilie
Zwei Besichtigungstouren hätten schon stattgefunden, heißt es in der Senatsvorlage. Gleichzeitig laufen Recherchen, wie vergleichbare Branchentreffpunkte anderswo organisiert sind und wie diese laufen. Im nächsten Schritt müssen ein Betreibermodell entwickelt und geeignete Modelle für Mietverträge formuliert werden.
Im Parlament kamen die Überlegungen des Senats gut an, auch die Opposition signalisierte Zustimmung. Games seien ein „spannendes und wichtiges Feld“, sagte der CDU-Abgeordnete Christian Goiny. Es sei eine „gute Idee, das noch mal ganz anders sichtbar zu machen“.
Ein ähnliches Projekt läuft auch gerade für die in Berlin ebenfalls wachsende Branche der digitalen Finanzdienstleistungen, die sogenannten Fintechs. Auch für diese Szene wird nach einer Immobilie gesucht, um dort ein „House of Finance“ zu eröffnen.