Sanierung am Schäfersee

Reinickendorf poliert sein kaum bekanntes Juwel

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Dirk Krampitz
Diese Simulationen zeigen die gelichtete Eingangssituation vom Franz-Neumann-Platz kommend.

Diese Simulationen zeigen die gelichtete Eingangssituation vom Franz-Neumann-Platz kommend.

Foto: LEVIN MONSIGNY LANDSCHAFTSARCHITEKTEN GMBH

Die Residenzstraße muss warten, doch der Bezirk poliert bereits per Ufersanierung ein außerhalb des Kiezes kaum bekanntes Juwel auf.

Berlin.  Ein See-Zugang führt durch eine Hausdurchfahrt, die aussieht, als führe sie in einen Hinterhof. Das Schild „Café am See“ halten Ortsunkundige vermutlich für einen Witz. Und auch vom Franz-Neumann-Platz kommend, sieht man den Schäfersee kaum durch die düster zugewucherten und abgepollerten Wege. Der Schäfersee ist an der Residenzstraße schlimmer zugebaut als die spanische Mittelmeerküste.

Nachdem die Sanierung der Residenzstraße, die eigentlich für 2023 geplant war und wegen nicht ausreichender Landesfördermittel auf 2026 verschoben werden musste, ist die Sanierung der historischen Parkanlage um den Schäfersee ein erster Lichtblick für den Kiez, der ohne Zweifel schon bessere Tage gesehen hat.

Kürzlich erfolgte der Spatenstich für den zweiten Bauabschnitt des 1929 angelegten Gartendenkmals. Unmittelbar an der Bibliothek an der Stargardtstraße beginnen die Umgestaltungsarbeiten, sodass bis zur Minigolfanlage die großzügige Promenade in gleicher Form wie im ersten Bauabschnitt weitergeführt wird. Für die Maßnahme stellt das Förderprogramm „Lebendiges Zentrum Residenzstraße“ Mittel in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Insgesamt liegen die Kosten für diesen Bauabschnitt bei 2,4 Millionen Euro.

Der Schäfersee ist ein Relikt der Eiszeit

Der Schäfersee ist ein eiszeitliches Relikt inmitten von Berlin. Die umliegenden, dicht besiedelten Wohnquartiere der etwas weiter südlich aneinander grenzenden Stadtteile Reinickendorf und Wedding entstanden in der Gründerzeit. Um der schnell wachsenden Anzahl von Bewohnern Grün- und Erholungsfläche zu bieten, wurde damals das Ufer des Schäfersees ausgestaltet. Dem Volksparkgedanken folgend vereinte der Freiraum am Schäfersee Naturerlebnis im Freien mit Spiel- und Sportangeboten. Das Angebot wurde begeistert angenommen, der Schäfersee wurde Ausflugsziel für Berliner aus anderen Bezirken und Treffpunkt des Quartiers.

Der Kiez kommt noch immer vorbei. Manche sogar täglich. Mehrere Stunden. Beim Fototermin zum Spatenstich muss man sich bemühen, um nicht das gewohnte Parkpublikum mit Mittagsbierchen in der Hand im Hintergrund abzulichten. Doch die Weddinger Landschaftsarchitekten vom Büro Levin Monsigny wollen den Park lichter machen und damit auch einladender für alle Besucher.

Der Eingang wird kaum wiederzukennen sein

Vor allem die Eingangssituation vom Franz-Neumann-Platz wird sich verändern, allerdings erst im folgenden dritten Bauabschnitt. Wer dort heute am historischen Toilettenpavillon steht und in Richtung See guckt, sieht: keinen See. In der Simulation hat man hingegen freien Blick aufs Wasser. „Dafür sind auch Eingriffe in den umfangreichen Baumbestand nötig“, geben die Landschaftsarchitekten zu. Allerdings würde genau nach der ursprünglichen Pflanzung, Nachpflanzungen der Nachkriegszeit sowie dem ungeplanten Aufwuchs der letzten Jahrzehnte unterschieden.

Der Entwurf verstehe sich nicht als eine Neugestaltung, sondern vielmehr als ein behutsames, zeitgemäßes „Upgrade“ des vorhandenen Freiraums, betonen die Architekten. „Vielleicht werden die Leute gar nicht merken, dass etwas anders ist“, mutmaßt Nicolai Monsigny. Doch das bezieht sich wohl eher auf die Wegeführung und scheint zumindest bei der Eingangssituation sehr unwahrscheinlich. Denn die Architekten wollen ja auch „den Bezug zwischen Schäfersee und Stadtumfeld wieder hervorheben und die Menschen in den Park einladen“.

Das Schmuckstück wird am Wasser entstehen: Einen Zugang in Form von Stufen zum Sitzen – mit fast dem perfekten Sonnenuntergangswinkel. „Hier wird auch ein Augenmerk auf die Barrierefreiheit für die Besucherinnen und Besucher gelegt“, so die Bezirksstadträtin für Stadtentwicklung Korinna Stephan (Grüne). Wo heute noch Beton und große Blumenkübel mit 1980er-Jahre Anmutung stehen, wird der Zugang von der Stargardtstraße ohne Treppenanlage ebenerdig bis zum sogenannten Aussichtsbalkon und von einem Schmuckbeet aus Stauden, Gräsern und Frühlingsblühern begleitet.

Park bleibt immer auf und soll mehr Aufenthaltsqualität bieten

„Durch die Umgestaltung werden hier neue Orte geschaffen, die die Attraktivität der Parkanlage rund um den Schäfersee nochmals steigern und zu einer erhöhten Aufenthaltsqualität sorgen werden“, freut sich die Bezirksstadträtin für Ordnung, Umwelt und Verkehr Julia Schrod-Thiel (CDU).

Während der Baumaßnahme im zweiten Abschnitt wird der Weg durch die Parkanlage, wie schon im ersten Bauabschnitt, begehbar bleiben. Die Bauarbeiten für diesen Abschnitt sollen im Sommer 2024 abgeschlossen sein. Daran wird sich dann ein dritter Abschnitt anschließen und 2026 soll alles fertig sein. Genau rechtzeitig zum bisher geplanten Sanierungsbeginn in der Residenzstraße.

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