Berlin. Vor sechs Jahren haben sich Sabine und Markus Rempfer den Traum vom Eigenheim verwirklicht. Das junge Paar hat sich ein in den 1980er-Jahren errichtetes Einfamilienhaus im Berliner Ortsteil Rudow gekauft, in dem die mittlerweile fünfköpfige Familie Rempfer seit sechs Jahren wohnt. Nun soll das Haus, so der Wunsch der Familie, fit für die Zukunft werden. Helfen soll dabei Gebäudeenergieberater Kai Plischkowsky.
Ölheizung mit Jahresverbrauch von 2500 Litern
Familie Rempfer hatte sich auf einen der kostenlosen Sanierungsfahrpläne beworben, die Berliner Morgenpost und Gasag verlost hatten. Hintergrund der Aktion ist die geplante Änderung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), seit der kontroversen Debatte um die Neuregelungen ab 2024, umgangssprachlich auch als Heizungsgesetz bezeichnet. Im Kern sieht die Novelle vor, dass künftig nur Heizungen neu eingebaut werden dürfen, die auf Dauer zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden können. Das Heizungsgesetz ist vom Bundesverfassungsgericht zwar erst einmal gestoppt worden. Es ist aber möglich, dass das Gesetz doch noch zum 1. Januar 2024 in Kraft tritt.
„Bei uns besteht ohnehin Handlungsbedarf, wir haben eine Ölheizung“, begründet Markus Rempfer, weshalb sich die Familie um einen der Sanierungsfahrpläne beworben hat. Die Ölheizung ist Baujahr 2002 und damit 21 Jahre alt. Unabhängig von der Gesetzesnovelle besteht bereits heute eine gesetzliche Austauschpflicht für Ölheizungen, die älter als 30 Jahre sind. So lange will die Familie mit dem Austausch aber nicht warten. Denn, ergänzt Sabine Rempfer, ganz unabhängig davon, dass das Heizen mit Öl umweltschädlich ist, sei es schon jetzt nicht günstig und werde immer teurer – nicht zuletzt durch die steigende CO2-Abgabe.
Im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre hat die Familie 2500 Liter Heizöl im Jahr verbraucht. Dafür musste sie im Jahr 2022 rund 2800 Euro zahlen. Dabei, so der 34-Jährige Familienvater, sorge eine vom Voreigentümer vor 20 Jahren installierte Solarthermie-Anlage bereits dafür, dass die fünf in den Sommermonaten die Heizung komplett abschalten können, denn für Warmwasser sorgt die Sonne. Und die Anfang der 2000er Jahre erneuerten Holzfenster sind zwar nicht mehr auf dem neusten Stand, aber verfügen immerhin schon über ordentliches Isolierglas. Auch das Haus ist nicht gänzlich ungedämmt, wie so viele andere Einfamilienhäuser älteren Baujahrs in Berlin.
Kai Plischkowsky, der zum ersten Beratungsgespräch bei der Familie auch Gasag-Mitarbeiter Matthias Pusch mitgebracht hat, blättert in den Unterlagen und findet, was er sucht: den Aufbau der Außenwände. „24 Zentimeter Protonstein, dann 4,5 Zentimeter Dämmung mit Perlite-Granulat und 11,5 Zentimeter Kalksandstein“, liest er vor. Gegen den Einbau einer Wärmepumpe, ein Heizsystem, für das sich die Familie bereits entschieden hat, spricht also bereits in diesem Gebäudezustand nichts, versichert Kai Plischkowsky.
Im ersten Schritt sind neue Fenster geplant
Zumal Markus Rempfer ohnehin vorhat, im kommenden Jahr die Fenster durch noch besser isolierte zu ersetzen und ein Kamin im Wohnzimmer der Familie in sehr kalten Wintertagen noch zusätzlich Wärme spenden kann. Und die Familie langfristig die alte Solarthermieanlage auf dem Dach durch Photovoltaik zur Stromgewinnung ersetzen will: „Ich träume davon, PV aufs Dach zu setzen und wenn dann noch Platz ist, gerne auch eine neue Solarthermieanlage“, sagt Markus Rempfer. Die alte des Vorbesitzers sei „Marke Eigenbau“, die Wartung und Reinigung schwierig. Die Dachausrichtung ist optimal“, bestätigt ihm Kai Plischkowsky. Allerdings empfiehlt er, auf eine neue Solarthermieanlage zu verzichten: „Eine weitere Anlage bedeutet weiteren Aufwand“, gibt er zu bedenken. Und das Wasser ließe sich schließlich auch mit dem Solarstrom aus der PV-Anlage umweltfreundlich und kostengünstig heizen.
Zwei Öltanks füllen einen ganzen Kellerraum
Vom Wohnzimmertisch geht es nun in den Keller, wo sich der Energieberater zusammen mit dem Experten von der Gasag ein Bild von der Heizungsanlage im Keller machen möchte. Sichtlich erfreut hört Markus Rempfer, dass eine Wärmepumpe im Keller nicht mehr Platz benötigt als die bisherige Therme. Die in einem Extra-Kellerraum untergebrachten beiden Öltanks können dagegen abgebaut werden, der Raum wird zum Heizen des Hauses nicht mehr benötigt. „Prima, dann kann ich mir irgendwann eine Sauna einbauen“, so der 34-Jährige.
Weiter geht es in den Vorgarten. Hier zeigen die Rempfers den Experten, wo sie die Wärmepumpe gerne aufstellen würden. Gasag-Mitarbeiter Matthias Pusch nimmt den Zollstock und misst nach. Das Ergebnis fällt jedoch nicht wie erhofft aus.
„Der Platz reicht nicht aus“, so das Urteil des Experten. Die Luftwärmepumpe saugt auf einer Seite die Außenluft an, entzieht ihr die Wärme und bläst die kalte Luft dann auf der anderen Seite wieder heraus. Im Winter würde diese kondensieren, was dazu führen könnte, dass die Gehwegplatten vereisen, gibt er zu Bedenken. Viel geeigneter sei doch, die Wärmepumpe an der Seite des Hauses, auf dem Dach der Garage zu montieren, schlägt er stattdessen vor. Dort würde sie weder Platz wegnehmen noch optisch stören.
Die Idee kommt bei der Familie gut an. „Schon allein deshalb hat sich der Besuch der Energieberater gelohnt“, sagt Markus Rempfer. Versorgt mit allen wichtigen Daten zum energetischen Zustand des Hauses verabschieden sich Kai Plischkowsy und Matthias Pusch. Wenn sie in zwei Wochen wiederkommen, wollen sie der Familie unterbreiten, welche Maßnahmen in welcher Reihenfolge sinnvoll sind, welche Kosten anfallen und welche Förderungen es gibt.