Berlin. Bei einem Besuch der BVG haben Manja Schreiner und Franziska Giffey den Ausbau des Nahverkehrs bekräftigt. Ziel ist ein neues Konzept.

Aus Visionen reale Maßnahmen entwickeln – so formulierte Rolf Erfurt, Betriebsvorstand bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) den Anspruch für die weitere Entwicklung des öffentlichen Nahverkehrs in der Hauptstadt. Am Mittwoch haben Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) und Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) den Betriebshof Lichtenberg sowie die Betriebswerkstatt in Friedrichsfelde besucht und dort das Ziel, den ÖPNV in Berlin auszubauen, bekräftigt. Giffey, die auch Vorsitzende des Aufsichtsrats der BVG ist, kündigte an, man wolle gemeinsam einen „Masterplan ÖPNV 2030“ entwickeln, den die Landesregierung aus CDU und SPD konsequent voranbringen werde

Giffey sprach dabei auch die Bevölkerungsprognose an, wonach Berlin im Jahr 2030 voraussichtlich knapp vier Millionen Einwohner haben wird. Dafür brauche es einen leistungsfähigen ÖPNV, so Giffey, die sich dafür aussprach, bestehende Linien sternförmig in die Außenbezirke auszubauen. „Jede U-Bahn-Linie, die verlängert wird, und auch jede Tramlinie ist nicht nur ein verkehrspolitisches, sondern auch ein wirtschaftspolitisches Projekt“, so Giffey.

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Finanzierung für weitere Planungsphasen des U3-Ausbaus gesichert

Wie bekannt, will der schwarz-rote Senat einen Schwerpunkt insbesondere auf die U-Bahn legen. Zunächst wird dabei am Lückenschluss der U3 zwischen Krumme Lanke und Mexikoplatz gearbeitet, dazu kommt die Verlängerung der Linie U7 in beide Richtungen. „Wichtig ist, dass die nächsten Schritte konsequent angegangen werden und dass das, was nötig ist, um die Bundesförderung zu bekommen, jetzt sehr, sehr zügig erfolgt“, sagte Giffey.

Bei der U3 ist gerade der nächste Schritt angestoßen worden. Wie Verkehrssenatorin Schreiner sagte, habe sie vor wenigen Tagen die Finanzierungszusage für die nächsten Planungsphasen unterzeichnet. Insgesamt geht es demnach um 9,5 Millionen Euro, mit denen die weiteren Vorbereitungen für den Lückenschluss bis zur Genehmigungsphase finanziert werden sollen. Ein Abschluss der laufenden Nutzen-Kosten-Analyse wird noch in diesem Jahr erwartet, die Genehmigungsphase soll dann planmäßig 2026 beendet werden, sodass dann der erste Spatenstich erfolgen kann. Ziel ist es hier weiterhin, noch in dieser Legislatur, also bis September 2026, mit dem Bau zu beginnen.

Im Straßenbahn-Simulator der BVG: Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD).
Im Straßenbahn-Simulator der BVG: Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD). © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Für die U-Bahn-Linie U8 sollen Ausbau-Varianten betrachtet werden

Für die Verlängerung der U7 zur Spandauer Heerstraße ist derzeit die Grundlagenermittlung ausgeschrieben, in Richtung des Flughafens BER wurde kürzlich die Ausschreibung für die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung gestartet. Stärker in den Fokus genommen werden soll auch der Ausbau der U8 von Wittenau ins Märkische Viertel, wobei verschiedene Trassenführungen geprüft werden sollen, kündigten die Senatorinnen an.

Bei Machbarkeitsstudien, die bis Ende 2020 durchgeführt wurden, hatte der U8-Ausbau schlechter abgeschnitten als die Verlängerungen der U7, prognostiziert wurde damals ein geringeres Fahrgastpotenzial bei zugleich hohen Einschränkungen während der Bauzeit. Nun hieß es, man könne noch einmal unterschiedliche Varianten betrachten, die kürzer und damit einfacher und kostengünstiger zu bauen wären. Ins Spiel brachte Schreiner außerdem eine Machbarkeitsstudie für eine neue U-Bahn-Linie U10, die vom Alexanderplatz nach Weißensee führen könnte.

Schreiner will „ganzheitliches Verkehrskonzept“ für Berlin vorlegen

„Ziel meines Hauses ist, dass wir ein ganzheitliches Verkehrskonzept bekommen, dass wir ein Zielbild vorlegen, und daran arbeiten wir“, sagte Schreiner, die betonte, dass alle Verkehrsmittel ihre Berechtigung hätten, neben der U-Bahn also auch die Straßenbahn. Der öffentliche Nahverkehr solle insgesamt ausgebaut werden, „vor allem auch mit Blick auf eine gute verkehrliche Anbindung von Außenbezirken und neuen Wohnquartieren“, so die CDU-Politikerin. Dazu beobachte man auch die Entwicklung beim autonomen Fahren, um solche Angebote ergänzend einsetzen zu können.

BVG-Betriebsvorstand Rolf Erfurt erklärte, es brauche zum Voranbringen der BVG eine noch intensivere Zusammenarbeit bei den Themen Flächen, Fahrzeugbeschaffung oder Ausbau der Infrastruktur, wozu auch die Umrüstung der Höfe für die E-Busse sowie das Installieren von weiteren Ladepunkten in der Stadt gehört. Derzeit arbeitet die BVG daran, die Ladeinfrastruktur für je 30 E-Busse auszubauen. Ziel ist es laut Erfurt, damit im Herbst fertig zu werden, sodass dann auch Elektrofahrzeuge dort stationiert werden können.

Dazu setzt die BVG weiter auf eine Beschleunigung der Busse und hat dabei insbesondere Spandau im Blick. Bereits 2020 hatte das Verkehrsunternehmen den Vorschlag gemacht, auf einem Abschnitt der Heerstraße eine Busspur einzurichten. Erfurt wiederholte nun die Idee, zu bestimmten Tageszeiten eine Fahrspur nur für den Busverkehr zu nutzen, was über die Spurwechselanlage gesteuert werden könnte. Alternativ könnten die Nebenfahrbahnen einbezogen werden, so Erfurt. Dazu gibt es für Spandau das Ziel, dort elektrische Doppelgelenkbusse fahren zu lassen, die die Kapazitäten erhöhen würden und laut Erfurt in Basel bereits erfolgreich eingesetzt werden. Weil dazu der Betriebshof in Spandau umgebaut werden müsste, sei diese Option aber erst ab dem Jahr 2026 realistisch.